Die Swiss verzeichnet hohe Passagierzahlen. Ein Klimaaktivist betrachtet Flugscham kritisch, Unternehmen seien mehr in der Pflicht.
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Mit den Protesten lösten die Klimaaktivisten eine Flugscham aus. Doch der Effekt scheint verpufft zu sein. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Klimaaktivist ist nicht überrascht über die hohen Flugpassagierzahlen.
  • Nachhaltige Veränderungen seien schwierig umzusetzen.
  • Ein Verhaltensforscher findet Überzeugung besser als Ächtung und Flugscham.
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Die Fluggesellschaft Swiss konnte im vergangenen Jahr einen Rekord-Gewinn von 720 Millionen Franken erzielen. Grund dafür sind die tieferen Kosten und die gestiegenen Ticket-Preise. Die Passagierzahlen liegen zwar noch unter dem Vor-Corona-Niveau, nähern sich diesem aber ab. Von Flugscham ist also nichts zu sehen.

Klimastreik-Mitglied Cyrill Hermann ist von den hohen Passagierzahlen nicht überrascht: Der Mensch könne sich zwar ändern, sagt er gegenüber SRF, «aber nur innerhalb von gewissen Grenzen. Nachhaltige Veränderung ist schwierig umzusetzen». Der Effekt der Klimabewegung und der Flugscham sei nicht so gross gewesen, wie angenommen.

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Von Flugscham keine Spur: Die Swiss freut sich über einen Rekordgewinn und fast so gute Passagierzahlen wie vor der Pandemie. - keystone

Hermann sagt, man mache sich zwar öfters Gedanken zum Fliegen. Aber nur für einen kleinen Teil der Gesellschaft sei der Kampf gegen den Klimawandel der «zentrale Lebensinhalt». Der Grossteil sei nicht gewillt, sein Konsumverhalten so stark einzuschränken.

Den Begriff Flugscham sehe er auch kritisch. Denn bei den Flugunternehmen und der Regierung liege die Verantwortung für die CO2-Emissionen. Sie müssten die Kurzstreckenflüge bis 2030 reduzieren.

Fliegen Sie aus Klimaschutzgründen weniger?

Er selbst würde nicht ein-, zwei- oder dreimal pro Jahr fliegen. «Aber ich bin den Leuten, die das tun, nicht böse», so Klimaaktivist Hermann, und er sagt: «Ich sehe den Sinn auch nicht, meine Emissionen zu senken, solange 100 Unternehmen alleine 70 Prozent der Emissionen verursachen.» Viele Menschen würden die Verantwortung nicht mehr bei sich sehen.

Verhaltensforscher Christian Fichter erklärt, dass es eine Abwägung zwischen Klimaschutz und dem Verbringen einer guten Zeit gebe. Bei diesem Dilemma entschieden am Schluss der Komfort und das Portemonnaie. Und obwohl die Ticket-Preise gestiegen seien, sei die Schmerzgrenze noch nicht erreicht.

Verhaltensforscher: Überzeugung besser als Ächtung

Ein weiterer möglicher Entscheidungsfaktor ist laut Fichter die Ächtung, wie es zeitweise mit der Flugscham der Fall war. Aus seiner Sicht besser und wirkungsvoller sei aber die Überzeugung: «Man sollte die Leute informieren, befähigen, damit sie über eine Situation nachdenken und dann ihr Verhalten anpassen können.»

Immerhin scheinen die Schweizerinnen und Schweizer bei kürzeren Reisen auf das Klima zu achten. So nehmen Zugreisen, vor allem jene, die vier bis sechs Stunden dauern, ebenfalls zu. Zu den beliebtesten Zielen gehören laut den SBB Mailand, Paris und München.

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