Kantons-Vergleich: Darum sind Obwaldner und Basler Kinder öfter dick
Zwischen Städten und Kantonen zeigen sich markante Unterschiede beim Kinder-BMI. Was dahinter steckt.

Das Wichtigste in Kürze
- Hinsichtlich übergewichtiger Kinder gibts in der Schweiz grosse regionale Unterschiede.
- Städte wie Bern und Zürich schneiden besser ab, Winterthur und Basel-Stadt schlechter.
- Soziale Faktoren wie Bildung und Einkommen der Eltern sind entscheidend.
Die gute Nachricht zuerst: Der Anteil übergewichtiger Volksschulkinder ist in den letzten 15 Jahren leicht gesunken. Besonders auf der Grundstufe ist ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen – von 15,8 Prozent 2010 auf 11,1 Prozent 2025.
Das zeigt das neue BMI-Monitoring 2025 der Gesundheitsförderung Schweiz. Es basiert auf Daten von über 30’000 Volksschulkindern aus 11 Kantonen und vier Städten.
Doch so erfreulich das klingt – die Kurve flacht nicht überall ab. Auf der Mittelstufe war der Anteil übergewichtiger Kinder zwar zunächst rückläufig, seit 2017 geht's aber wieder in die falsche Richtung.
Und auf der Oberstufe? Da bewegt sich seit 2010 kaum etwas.
Grosse Unterschiede zwischen den Regionen
Und noch etwas fällt auf: Die überschüssigen Pfunde der Schulkinder sind in der Schweiz ungleich verteilt. So glänzen die Städte Bern und Zürich sowie der Kanton Uri über alle Stufen hinweg mit den niedrigsten Werten.
Basel-Stadt, Obwalden und die Stadt Winterthur schwingen dagegen oben aus. Basel-Stadt hat den höchsten Anteil übergewichtiger Kinder auf der Mittelstufe (21,8 Prozent).
Obwalden ist Spitzenreiter auf der Oberstufe (25,6 Prozent). Und Winterthur schafft es in beiden Stufen auf das unrühmliche Podest: Mit 21,5 Prozent auf der Mittelstufe und 24,9 Prozent auf der Oberstufe.
Warum haben gerade dort so viele Kinder und Jugendliche zu viel Speck auf den Rippen?
Je mehr gebildete Eltern, desto weniger dicke Kinder
Linda Burkhalter von der Organisation Gesundheitsförderung Schweiz, die das Monitoring durchgeführt hat, relativiert zunächst: «Auch wenn die regionalen Unterschiede auf den ersten Blick gross erscheinen, sind sie meist nicht statistisch signifikant.»
Bedeutsam seien die Differenzen nur zwischen den Kantonen mit den tiefsten und höchsten Werten. Also: Der Unterschied zwischen den Kantonen Bern, Zürich, Uri und den Kantonen Basel-Stadt und Obwalden.
Unterschiede im Ranking hätten viel mit der Bevölkerungsstruktur zu tun, so Burkhalter: «Dabei gilt: Ein höherer Anteil an gut ausgebildeten und gut verdienenden Eltern führt zu einem eher geringeren Anteil übergewichtiger Kinder.»
Eine Rolle spiele auch, wie breit das Präventions-, Bewegungs- und Ernährungsangebot in einer Region aufgestellt sei.
Was im Einzelfall ausschlaggebend ist, lässt sich laut Burkhalter anhand der verfügbaren Daten aber nicht genau bestimmen.
Sozialer Hintergrund entscheidet stärker als der Wohnort
Immerhin: Die regionalen Unterschiede werden kleiner.
Früher litten vor allem städtische Kinder an zu vielen Kilos, heute holen die ländlichen Regionen auf. Gleichzeitig zeigen einige Städte laut Burkhalter «positive Tendenzen» – sprich: sinkende Anteile übergewichtiger Kinder.
Viel entscheidender als der Wohnort ist aber der soziale Hintergrund. Kinder aus Familien mit wenig Geld, tiefer Bildung oder Migrationshintergrund sind deutlich häufiger übergewichtig.
Handys und Tablets mitschuldig
Die Gründe: Finanzielle Engpässe, enger Wohnraum oder hoher Medienkonsum können Bewegung und Ernährung negativ beeinflussen. Handys und Tablets sind also mitschuldig. Klar, stundenlanges Video-Schauen verbrennt deutlich weniger Kalorien als draussen spielen.
Und Eltern in belasteten Lebenslagen haben oft weniger Zugang zu gesundheitsförderlichem Wissen – und weniger Zeit, es umzusetzen.

Präventionsmassnahmen sieht Burkhalter vor allem auf der Grundstufe als wirksam an. «Es gibt gut funktionierende Ansätze im Kindergarten, die mit erklären, warum dort Übergewicht weniger verbreitet ist», sagt sie.
Auf der Mittel- und Oberstufe greifen die Anstrengungen dagegen weniger, «weil ältere Kinder autonomer und weniger gut zu erreichen sind».
Basel-Stadt sieht «Handlungsbedarf»
In den besonders betroffenen Kantonen und Städten ist das Problem bekannt. Die Entwicklung werde seit Jahren kontinuierlich beobachtet, heisst es etwa aus Basel-Stadt.
Erfreulich sei, dass der Anteil übergewichtiger Kinder im Kindergartenalter deutlich zurückgegangen sei, sagt Anne Tschudin vom Gesundheitsdepartement.
Trotzdem bestehe «weiterhin Handlungsbedarf». Der Kanton setzt auf ein langjähriges Aktionsprogramm – von Bewegungsangeboten über Ernährungsbildung bis zur Elternarbeit.
Ziel sei es, «die gesunde Entwicklung von Kindern nachhaltig zu unterstützen und gesundheitliche Ungleichheiten zu reduzieren», so Tschudin.
Winterthur gibt mehr aus für Gesundheit der Kinder
Auch Winterthur sagt den überzähligen Pfunden bei Kindern den Kampf an.
Die Werte seien zwar stabil, «allerdings weiterhin auf hohem Niveau», sagt Luzia Thali Jeck vom Departement Schule und Sport.

Die Stadt setzt auf zahlreiche Programme, rund 80 Schulsportkurse und das Angebot Move/Move plus für Kinder mit erhöhtem BMI.
Seit 2024 fliessen zudem zusätzliche Mittel in nachhaltige Gesundheitsangebote an Schulen – etwa gemeinsame Ernährungsleitlinien für Schule und Betreuung.











