Die Gen Z will nicht arbeiten, so lautet das Vorurteil. Doch laut einer Studie sind es gerade die älteren Arbeitnehmenden, die Teilzeit arbeiten wollen.
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Mehr Zeit für Hobbys soll es sein – ältere Schweizerinnen und Schweizer würden gerne einer Teilzeitarbeit nachgehen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Schweizer Studie zeigt: Die Präferenz für Teilzeitarbeit steigt mit dem Alter.
  • Zwei Drittel aller über 50-Jährigen Arbeitnehmenden bevorzugen kein volles Arbeitspensum.
  • Bei den Jüngeren ist die Zahl geringer.
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Die Vorliebe für Teilzeitarbeit ist nicht nur bei jungen Menschen verbreitet. Eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens «Deloitte» zeigt, dass diese Präferenz mit zunehmendem Alter sogar steigt. Nur 30 Prozent der 1900 Befragten im Alter von 18 bis 64 Jahren bevorzugen eine Vollzeitbeschäftigung.

Laut Bundesamt für Statistik (BFS) arbeiten nur 18 Prozent der Männer Teilzeit. Doch mehr als die Hälfte würden dies gerne tun, wenn sie die Möglichkeit hätten. Bei den über 50-Jährigen würden sogar zwei Drittel Teilzeit bevorzugen – bei den Jüngeren knapp 60 Prozent.

Frauen hingegen sind mit ihrer aktuellen Arbeitssituation zufriedener. Laut BFS beträgt hier die Teilzeitquote bereits 57 Prozent. Wobei mehr als 70 Prozent den Wunsch nach einer solchen Beschäftigung äussern.

Arbeitskräftemangel trotz Rekordzuwanderung

In der Schweiz ist die Arbeitslosigkeit niedrig und gleichzeitig verlassen viele Babyboomer den Arbeitsmarkt. Der Mangel an Arbeitskräften wird sich aufgrund demografischer Faktoren verschärfen, berichtet «Tamedia».

Ältere Person Arbeit
Nicht nur junge Menschen haben keine Lust auf Vollzeitarbeit: Laut einer Schweizer Studie bevorzugen gar mehr ältere Arbeitnehmende eine Teilzeitbeschäftigung. (Symbolbild)
Kinderbetreuung
Doch der Grund dafür liegt nicht hauptsächlich in der Kinderbetreuung.
Mountainbike
Die ältere Generation will vor allem mehr Zeit für Hobbys – der Ausgleich vom Arbeitsalltag rückt immer mehr in den Vordergrund.

Zuwanderung war in den letzten Jahren oft die einfachste Antwort auf dieses Problem. Doch das könne nicht länger die Lösung sein, meint Deliotte-Chefökonom Michael Grampp. «Zuwanderung kann das Problem des Arbeitskräftemangels nicht lösen, das hat man in den letzten Jahren gesehen», sagt er.

Die Alternative besteht darin, das inländische Potenzial besser zu nutzen. Japan ist ein gutes Beispiel dafür: Trotz einer alternden und schrumpfenden Bevölkerung konnte es ein beachtliches Wirtschaftswachstum pro Kopf erzielen. Dies konnte durch die Mobilisierung von Frauen und Senioren für den Arbeitsmarkt erreicht werden, so «Tamedia».

Aufgaben von Staat und Unternehmen

Nicht nur der Staat muss handeln – auch Unternehmen haben Handelbedarf. «Die Unternehmen können nicht einfach alles auf den Staat schieben», findet Michel Grampp. Sie müssten mehr tun: Etwa Investitionen in Weiterbildung älterer Mitarbeiter tätigen oder flexible Arbeitszeiten anbieten.

Arbeiten Sie in einem Teilzeit-Pensum?

Es sei an der Zeit, dass sowohl Staat als auch Unternehmen ihre Verantwortung wahrnehmen. So können Lösungen für den Arbeitskräftemangel gefunden werden, so Grampp gegenüber «Tamedia».

Teilzeitarbeit: Eine Frage der Work-Life-Balance

In der Schweiz wird dieses Unterfangen durch den stark ausgeprägten Wunsch nach Teilzeit erschwert. Überraschenderweise sind Kinder nicht der Hauptgrund für diese Präferenz – vielmehr möchten die Befragten mehr Zeit für persönliche Hobbys haben.

«Allgemein zeigt sich, dass das häufig erwähnte Argument für die Teilzeitarbeit, die Familie, zunehmend ins Leere läuft», sagt Michael Grampp. Es scheint einen kulturellen Wandel gegeben zu haben: Selbstoptimierung und Work-Life-Balance gewinnen an Bedeutung.

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