Eine Studie zeigt, dass hinter antisemitischen Vorfällen oft Täter mit muslimischem Hintergrund stecken. Nun wollen die Muslimischen Dachorganisationen sich für ihre jüdischen Schwestern und Brüder einsetzen.
Muslime setzen sich gegen Antisemitismus ein.
Muslime setzen sich gegen Antisemitismus ein. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • 2017 hat die Anzahl antisemitischer Übergriffe zugenommen. Täter haben oft einen muslimischen Hintergrund.
  • Darum will ich nun auch die Föderation Islamischer Dachverbände Schweiz (FIDS) gegen Antisemitismus einsetzen.
  • Ein Projekt lässt muslimischen Jugendliche gegen Antisemitismus auftreten.

2017 nahm Antisemitismus in der Schweiz zu. Einerseits gab es mehr physische Übergriffe, andererseits toben Hass-Redner sich vor allem im Internet aus. Meist sogar unter ihrem echten Namen (Nau berichtete).

Laut Antisemitismusbericht sind «überdurchschnittlich viele User mit muslimischem Hintergrund» beteiligt. Ist der wachsende Antisemitismus also importiert?

Flüchtlinge nehmen Gesinnung mit in die Schweiz

Bei der Föderation Islamischer Dachverbände Schweiz (FIDS) ist man sich der Problematik bewusst: Einerseits gebe es «Flüchtlinge, die ihre Gesinnung mit in die Schweiz nehmen». Andererseits können auch «Überzeugungen aus dem Ausland in den Köpfen der Schweizer Fuss fassen».

So heftig wie in Deutschland, wo jüdische Schüler sich kaum noch in die Schule trauen, weil sie Übergriffe ihrer muslimischen Schulkameraden zu befürchten haben, sei die Situation in der Schweiz aber auf keinen Fall.

«Die muslimische Bevölkerung in der Schweiz ist gut durchmischt und lässt sich nicht so leicht von plumpen antisemitischen Sprüchen verleiten», erklärt Önder Güneş, Mediensprecher der FIDS.

Weil Muslime in der Schweiz gut integriert und die Bevölkerung durchmischt sei, komme es weniger zu Übergriffen, so das FIDS.
Weil Muslime in der Schweiz gut integriert und die Bevölkerung durchmischt sei, komme es weniger zu Übergriffen, so das FIDS. - Keystone

Muslimische Täter

Dennoch zeichnen meist Muslime für antisemitische Übergriffe in der Schweiz verantwortlich. So auch im vergangenen Herbst, als ein Jude in Baden AG von einem muslimischen Mann beschimpft und bespuckt worden ist.

Gegen solches Verhalten wehren sich nicht nur jüdische Gemeinden, auch die FIDS hat dem Antisemitismus den Kampf angesagt: «Wir bieten den jüdischen Organisationen an, Hilfestellung bei antisemitischer Hetze aus muslimischer Seite zu leisten», erklärt Güneş.

FIDS-Präsident Montassar BenMrad habe mehrere Gedenkveranstaltungen zum Holocaust besucht, «um ein sichtbares Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen», zählt Güneş auf. Zudem seien diverse Anlässe mit muslimischen Jugendlichen gegen Antisemitismus durchgeführt worden, «die sehr positive Reaktionen gezeigt haben».

Warum muslimische Organisationen sich so für die Juden einsetzen? «Antisemitismus betrifft uns alle, so wie uns alle Muslimfeindlichkeit betrifft», so Güneş.

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