Dem Islamischen Zentralrat wurden die Geldströme aus dem Ausland gekappt. Der Grund für die finanziellen Probleme: der frühere Verdacht auf Al-Qaida-Propaganda.
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Nicolas Blancho, Präsident des IZRS (rechts), Qaasim Illi, Medienverantwortlicher IZRS (Mitte) und Naim Cherni, Kulturproduzent IZRS (links) erscheinen im Mai 2018 zum Prozess vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Islamische Zentralrat ist wegen Gerichtsprozessen und zu hohen Ausgaben in Finanznot.
  • Die Geldströme aus Katar und Kuwait sollen wegen der Negativ-Schlagzeilen versiegt sein.

Propaganda für Al-Qaida, geheime Treffen in Zürich und zu hohe Ausgaben: Seit Jahren fällt der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) immer wieder mit negativen Schlagzeilen auf.

Dies wirkt sich nun auch auf die Geldlage des Organs der schweizerischen Salafisten aus. Der IZRS kämpft zurzeit nämlich mit finanziellen Problemen. Wie Führungsmitglieder den Tamedia-Zeitungen erzählen, sollen die Geldströme aus Katar und Kuwait versiegt sein.

Grund für den Geld-Stopp aus dem Ausland: Der Verdacht auf Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Qaida. Da die Arabische Halbinsel Katar ohnehin bereits mit einem schlechten Ruf kämpft, ging man wohl auf Distanz zum Islamrat.

Propaganda für Al-Qaida

Im September 2017 wurde den Vorstandsmitgliedern Nicolas Blancho und Qaasim Illi nämlich unerlaubte Propaganda für Al-Qaida vorgeworfen. Die beiden wurden zwar einige Monate später freigesprochen – das Urteil wurde von der Bundesanwaltschaft jedoch ans Bundesgericht weitergezogen. Dessen Urteil wird in diesem Jahr erwartet.

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Naim Cherni (rechts) wurde vom Bundesstrafgericht bereits verurteilt. (Archivbild) - Keystone

Die beiden sollen einen «Dokumentarfilm» und ein Video-Interview mit Abdallah Al-Muhaysini, einem Führungsmann der Al-Qaida, von einer Syrienreise im Herbst 2015 beworben haben.

Der Macher der Videos, Naim Cherni, wurde vom Bundesstrafgericht der unerlaubten Propaganda schuldig gesprochen. Er erhielt eine bedingte Freiheitsstrafe von 20 Monaten.

Geheim-Treffen im Fitnesszentrum

Im Juni wurde dann schliesslich bekannt, dass sich der IZRS seit zwei Jahren heimlich in einem Fitnesszentrum in Zürich-Altstetten treffe. Mitte Mai war zudem ein Treffen im Gemeinschaftszentrum Wipkingen angesagt.

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Generalsekretärin Ferah Ulucay, links, und Präsident Nicolas Blancho schweigen an der Medienkonferenz des Islamischen Zentralrats Schweiz IZRS. - Keystone

Auch die Ausgaben der Salafistenorganisation sollen zu hoch sein. Die Tamedia-Zeitungen schreiben von Büroräumlichkeiten für 4000 Franken pro Monat, mindestens zwei vereinseigenen Autos und hohen gerichtlichen Aufwendungen.

Aus der Finanznot heraus entstand schliesslich Anfang Dezember eine «Geberkonferenz» im Hauptbahnhof Zürich. Die Besucherzahl war jedoch relativ knauserig: Laut Tamedia sollen inklusiv Vereinsvorstand und Aktivmitglieder nur rund 30 Personen erschienen sein.

Qaasim Illi liess zwar vermelden, dass insgesamt 150’000 Franken zusammengekommen seien. Unklar bleibt jedoch, wie viele der Zusagen eingehalten wurden. Die Zahlungsmoral sei traditionell eher schwach unter den IZRS-Mitgliedern.

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