Auf den Bohrplatz des gescheiterten Geothermie-Projekts in St. Gallen kommt wieder Leben. Nächste Woche finden im Rahmen eines EU-Forschungsprojekts Messungen am Bohrloch statt. Ziel ist es, den Zustand der eingebauten Rohre zu analysieren.
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Bohrturm auf der Geothermie-Anlage. (Archivbild). - Community
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ins St. Galler Geothermie-Projekt könnte wieder Leben kommen.
  • Nächste Woche finden am Loch wieder Messungen statt.

Das St. Galler Geothermie-Projekt war das bislang grösste der Schweiz. Es galt als ein international bedeutendes Pilotprojekt für die Geothermie-Nutzung im nichtvulkanischen Untergrund. Nach gut vier Monaten Bohrzeit, in der sich die Maschinen im Sittertobel bis in 4450 Meter Tiefe gefressen hatten, folgte der Schock: Am 20. Juli 2013 bebte die Erde, ausgelöst durch die Arbeiten im Bohrloch. Das Beben der Stärke 3,5 bedeutete das Ende des ambitionierten Projekts.

Auch das Erdgas, das im Bohrloch eher überraschend gefunden wurde, wurde nicht genutzt. Die Stadt fand keine Investoren für eine Gasförderung. Anfang 2015 bewilligte das Stadtparlament einen Nachtragskredit von 36 Millionen Franken und schrieb die Kosten des Projekts ab. 18 Millionen Risikodeckung zahlte der Bund.

Die St. Galler Stadtwerke sind inzwischen Partner eines bis August 2020 dauernden EU-Forschungsprogramms mit 23 europäischen Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft sowie der öffentlichen Hand. Im Rahmen des Projekts werden Umwelteinflüsse von Geoenergien (unter anderem Geothermie) auf den Untergrund bestimmt, neue Messtechnologien erprobt und umweltrelevante Daten gesammelt.

Die St. Galler Stadtwerke unterstützen das Projekt, indem sie das Bohrloch für Feldtests sowie früher erhobene Messdaten zur Verfügung stellen, wie es in der Mitteilung der Stadt St. Gallen vom Donnerstag heisst. Bei den Messungen vom 28. und 29. August finde kein Eingriff in das Gas-Wasser-Vorkommen statt. «Die Tests bergen keinerlei Risiken für die Bevölkerung oder den Untergrund der Stadt St. Gallen», heisst es weiter. Ziel sei es, den aktuellen Zustand der eingebauten Rohre im Bohrloch über die gesamte Länge zu analysieren.

Für ihre Teilnahme erhielten die St. Galler Stadtwerke eine finanzielle Entschädigung und profitierten vom Austausch mit europäischen Fachspezialisten bezüglich einer allfälligen alternativen Nutzung des Bohrlochs. 2015 hatte der St. Galler Stadtrat entschieden, das Bohrloch im provisorisch verschlossenen Zustand zu belassen, bis alternative Nutzungsmöglichkeiten geprüft worden sind.

Der Kanton St. Gallen hat laut Mitteilung die Baubewilligung für den Bohrplatz kürzlich um zehn Jahre verlängert. Eröffnet sich innert dieser Frist keine alternative Nutzungsmöglichkeit, wird das Bohrloch bis 2029 definitiv verschlossen.

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