In Luzerner Beiz: Wenn Lehrlinge nett sind, bekommen sie mehr Ferien
Die Gastro-Betriebe müssen teils hart um Lehrlinge kämpfen. Das «Wilhelm Tell»-Schiffrestaurant in Luzern setzt auf Belohnung in Form von zusätzlichen Ferien.

Das Wichtigste in Kürze
- Viele Gastro-Lehrlinge verlassen die Branche wieder.
- Deshalb versuchen Betriebe jetzt, Anreize für die jungen Mitarbeiter zu schaffen.
- In einem Luzerner Restaurant erhält man bei erwünschtem Verhalten etwa mehr Ferien.
Das Personal in den Gastrobetrieben ist knapp – insbesondere der Nachwuchs.
Grund dafür sind nicht nur allgemein fehlendes Interesse, sondern auch Abbrüche während oder nach der Lehre: Nur ein Drittel will laut einer Umfrage von Hotel & Gastro Union nach der Lehre definitiv in der Branche bleiben.
Ganze 18 Prozent geben hingegen an, eher nicht oder gar nicht weiter in der Gastronomie zu arbeiten.
Um die Lehrlinge zu behalten, setzen viele Gastro-Betriebe mittlerweile auf spezielle Anreize: Seien es finanzielle Auszahlungen, flexiblere Arbeitsmodelle oder – wie im «Wilhelm Tell» in Luzern – mit mehr Ferien.
«Pünktlich, zuverlässig und höflich»
In dem Schiffrestaurant können junge Mitarbeitende ganze drei zusätzliche Wochen Ferien nehmen. Damit kommen sie im Optimalfall auf satte acht Ferienwochen pro Jahr.
Um diesen Luxus zu geniessen, müssen die Lehrlinge jedoch auch etwas liefern, wie «Zentralplus» berichtet.
Das Bonussystem von Inhaber Eduard Räber sieht Ferien als Belohnung für erwünschtes Verhalten vor: Wer «pünktlich, zuverlässig und höflich ist und keine unentschuldigten Absenzen aufweist», verdient sich eine zusätzliche Ferienwoche.
Ausserdem erhält eine Woche, wer in der Schule einen Notenschnitt von mindestens 4.5 hat. Lehrlinge, die einen 5er-Schnitt oder höher erreichen, sichern sich sogar zwei zusätzliche Ferienwochen.
Anreize kommen gut an
Die Belohnung in Form von mehr Freizeit sei auf Wunsch der Lehrlinge gewählt, sagt Räber. Früher habe der Betrieb noch auf finanzielle Anreize gesetzt. Allerdings seien Ferien und Erholung vielen wichtiger gewesen, wonach das System angepasst wurde.
Trotzdem sollen die zusätzlichen Ferien lediglich ein «Zückerchen» sein, so der «Wilhelm Tell»-Inhaber. Man wolle damit keinen Notendruck aufbauen: «Es sind grundlegende Sachen, auf die wir schauen. Anstand, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit.»
Und das Bonussystem zeige seine Wirkung, wie Räber gegenüber «Zentralplus» erklärt: «Obwohl auch wir – wie viele andere – mit vereinzelten Lehrabbrüchen konfrontiert sind, überwiegen bei uns die positiven Erfahrungen.»