Stahl Gerlafingen verbraucht viel Energie. Die Preise sind mittlerweile zu hoch. Daher setzt das Unternehmen bis Ende Jahr auf Kurzarbeit.
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Ein Mitarbeiter der Stahl Gerlafingen arbeitet in der Produktionshalle des Unternehmens. (KEYSTONE/Gaetan Bally) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Stahl Gerlafingen spürt die Folgen der gestiegenen Energiepreise enorm.
  • Die Kosten für einen Monat haben bereits den jährlichen Bedarf übertroffen.
  • Das Unternehmen hat deshalb erfolgreich Kurzarbeit beim Bund beantragt.
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Das Solothurner Stahlwerk Stahl Geralfingen gehört zu den grossen Schweizer Stromverbrauchern. Das Unternehmen hat nun auf die massiven Preiserhöhungen wegen des drohenden Strommangels reagiert. Einem Bericht der «NZZ am Sonntag» zufolge führt es jetzt Kurzarbeit ein.

Jährlich verbraucht das Schweizer Stahlwerk etwa so viel Strom wie 70'000 Haushalte. Man rechnet alleine für den Oktober mit Kosten von rund 45 Millionen Franken. Das ist mehr als sonst in einem ganzen Jahr.

Für das Walzen wird ausserdem eine hohe Menge an Gas verbraucht. Der jährliche Anteil entspricht etwa 16'000 gasbeheizten Einfamilienhäusern.

Kurzarbeit bis Ende Jahr im Schweizer Stahlwerk

Firmenchef Alain Creteur schliesst nicht aus, dass das Werk die Produktion in den nächsten Monaten herunterfahren muss. Er hat deshalb vorsorglich für Oktober bis Dezember Kurzarbeit angemeldet und bewilligt erhalten.

Energiekrise
Das Stahlwerk verbraucht jährlich ähnlich viel Strom wie 70'000 Haushalte. (Archivbild)
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Antrag für Kurzarbeitergeld. (Symbolbild)
Die Kurzarbeit dauert vorläufig bis Ende Dezember.
Energiepreise

Gegenüber der Zeitung sagt Creteur: «Die hohen Energiepreise bedrohen unsere Existenz.» Wenn die Kosten auf die Produkte abgewälzt würden, seien sie dann nicht mehr für die Bauindustrie bezahlbar. Der Firmenchef befürchtet, dass auf Stahl aus dem nahen Ausland ausgewichen werden könnte. Das wäre für die Firma ein «riesiger Wettbewerbsnachteil».

Noch sei unklar, ob Creteur die Angestellten während der Kurzarbeit nach Hause schicken muss. «Es kann sein, dass niemand in Kurzarbeit muss. Es kann aber auch sein, dass wir einen Teil der Belegschaft oder ­alle 560 Mitarbeitenden nach Hause schicken müssen.»

Die Firma bezieht den Strom auf dem freien Markt. Sie hat sich mit einer zusätzlichen Bitte an den Bund gewendet. So schlägt das Stahlwerk eine Deckelung des Strompreises für die Industrie und das Gewerbe vor. Diese soll ab Oktober bis Ende März 2023 befristet sein.

Bereitet Ihnen die Energiekrise Sorgen?

Wie die «NZZ am Sonntag» weiter berichtet, gehört Stahl Gerlafingen zu den ersten Schweizer Firmen, die Kurzarbeit angemeldet haben. Einige Unternehmen hätten sich in manchen Kantonen darüber informiert.

Gemäss dem Staats­sekretariat für Wirtschaft (Seco) habe es bis Ende Juli noch keine starken Anzeichen für Kurzarbeitsanträge gegeben. Für die kommenden Monate hat es keine Auskunft gegeben.

Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Gewerbeverbandes, sieht die Lage düsterer: «Viele Firmen berichten uns, dass sie die hohe Energierechnung bald nicht mehr ­bezahlen können.» Kurzarbeit könnte auch für Branchen wie die Gastronomie oder die Hotellerie zum Thema werden.

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