Gemeinde Grabs SG wirft Familie für Kinderhort aus Wohnung
In Grabs SG muss Platz für den Kinderhort her. Die Gemeinde findet bis auf die Wohnung einer Familie aber nichts Passendes. Diese muss nun ausziehen.

Das Wichtigste in Kürze
- In Grabs SG muss eine Familie für einen neuen Kinderhort ihre Wohnung verlassen.
- «Wir sind aus allen Wolken gefallen», sagt der Familienvater gegenüber dem Sender TVO.
- Die Gemeinde betont, dass keine anderen passenden Räumlichkeiten zur Verfügung stünden.
Der Kinderbetreuung in Grabs SG geht der Platz aus. Sie beschliesst, einen bereits genutzten Standort zu erweitern. Und schmeisst dafür eine fünfköpfige Familie aus ihrem Zuhause.
Diese ist über die Kündigung alles andere als begeistert. «Wir sind aus allen Wolken gefallen», sagt Vater Jona Schwendener gegenüber dem Sender TVO.
«Die Kinder haben angefangen zu weinen und haben Angst. Wenn wir keine Bleibe mehr in Grabs finden, verlieren sie alle ihre Freunde.»
Das mit der neuen Wohnung dürfte sich aber schwierig gestalten. «Mit einer fünfköpfigen Familie etwas zu finden, ist praktisch ein Ding der Unmöglichkeit», so der Dreifach-Papa.
Immerhin: Die Gemeinde hat der Familie anstelle einer dreimonatigen Kündigungsfrist eine sechsmonatige eingeräumt. «Angebote hat es trotzdem keine», meint Schwendener.
Um doch noch eine neue Wohnung zu finden, hat die Familie nun einen Aufruf bei Facebook gestartet. Dort sei bereits der eine oder andere Tipp eingegangen.
Gemeinde: «Ideale Ergänzung zu bestehenden Räumlichkeiten»
Warum man sich für die Wohnung der Schwendeners entschieden hat, begründet die Gemeinde in einem Newsletter so: «Die vorhandenen Platzverhältnisse sind komplett ausgereizt, sodass keine neuen Kinder mehr aufgenommen werden können.»
Und weiter: «Die Liegenschaft ist eine ideale Ergänzung zu den bestehenden Räumlichkeiten, besonders für die Nachmittagsbetreuung.»
Unterhalb der Wohnung der Familie befindet sich schon heute das Familienzentrum Grabs. Der neue Hort soll etwa 20 Kindern Platz bieten.
Mutter Nicole Schwendener zeigt durchaus Verständnis für die Platzprobleme. Für einen Hort sei es nicht einfach, etwas Geeignetes zu finden. «Aber es wäre schön gewesen, hätte die Gemeinde uns wenigstens bei der Wohnungssuche geholfen.»
Gemeinde hat keine passende Alternative gefunden
«Der Gemeindepräsident hat dem Mieter die Kündigung persönlich mitgeteilt», erklärt Gemeindeschreiber Werner Hefti auf Anfrage von Nau.ch.
Der Mieter habe das Gespräch nach kurzer Zeit selbstständig für beendet erklärt. Dies bestätigt auch Jona Schwendener gegenüber TVO: «Ich war so schockiert, dass ich ohne Worte gegangen bin.»
Jona Schwendener denkt, dass es alternative Standorte gegeben hätte. «Ich weiss beispielsweise, dass das Bürgerheim in Grabs praktisch leersteht», sagt er. Die Gemeinde betont jedoch, dass keine anderen passenden Räumlichkeiten zur Verfügung stünden.
Dem Gemeinde-Newsletter zufolge ist durchaus eine Umnutzung des Bürgerheims für die Kinderbetreuung in Planung. Bis zur baulichen Umsetzung brauche es aber «noch einige Zeit».