Forscher finden 135 Pestizide in Schweizer Bächen und Flüssen
Eine neue nationale Studie zeigt, dass Schweizer Bäche und Flüsse mit einem Mix aus Pestiziden belastet sind. Das birgt ein Risiko für die Wasserbewohner.

Das Wichtigste in Kürze
- Forscher haben in Schweizer Gewässern insgesamt 135 verschiedene Pestizide nachgewiesen.
- 23 davon stellen ein Risiko für Fische, Insektenlarven und andere Organismen dar.
- Viele kritische Insektizide gelangen auch über Abwasserreinigungsanlagen in die Bäche.
In Schweizer Bächen und Flüssen findet sich ein Pestizid-Cocktail. Eine neue nationale Studie hat in fünf Bächen 135 Pestizide nachgewiesen. 23 davon in Konzentrationen, die ein Risiko für Fische, Insektenlarven und andere Organismen darstellen.
Diese Ergebnisse aus drei Spezialstudien der «Nationalen Beobachtung Oberflächengewässerqualität» (Nawa) wurden heute Donnerstag in der «Aqua&Gas»-Fachzeitschrift veröffentlicht.
Die 23 Pestizide mit für Gewässerorganismen gefährlichen Konzentrationen, darunter hochwirksame Insektizide, überschritten sogenannte ökotoxikologische Qualitätskriterien teilweise über mehrere Wochen. In etlichen Fällen um das Zehnfache, in Einzelfällen sogar bis über das Hundertfache.
Grenzwerte reichen nicht aus
Die aktuelle Gewässerschutzverordnung legt für nur 19 Pestizide ökotoxikologische Grenzwerte fest. Die neue Studie zeigt auf, dass damit nicht alle Substanzen abgedeckt sind, welche ein Gewässerrisiko darstellen.
Die Forschenden konnten zudem die Herkunft der Substanzen genauer bestimmen. Herbizide gelangen demnach vor allem über Regenwasser von Feldern in die Flüsse.
Viele kritische Insektizide, zum Beispiel Fipronil aus Floh- und Zeckenmitteln für Haustiere, gelangen auch über Abwasserreinigungsanlagen in die Bäche.
Der Wirkstoff könne an Händen, Tierhaaren sowie Textilien haften und so beim Waschen in die Abwasserreinigungsanlage und die Gewässer gelangen. Dies erklärte das Wasserforschungsinstitut Eawag in einer auf ihrer Webseite veröffentlichten Mitteilung zu den Studien.
Wasserqualität umfassend untersucht
Die Wasserqualität wurde in fünf Flüssen untersucht. Dazu zählen die Surb (Unterehrendingen, AG), die Petite Glâne (Bussy, FR), die Ron (Hochdorf, LU), der Halbach (Hallau, SH). Und auch der Scairolo (Barbengo, TI).
Dies hat die Eawag, die VSA-Plattform Wasserqualität und das Oekotoxzentrum in Zusammenarbeit mit Kantonen und dem Bundesamt für Umwelt geprüft.
An allen Standorten wurden 14-tägige Mischproben sowohl aus den Flüssen als auch aus gereinigtem Abwasser der Kläranlagen entnommen.
Dadurch sollten die Herkunft und Belastungswege der Substanzen besser verstanden werden. Insgesamt haben die Forschenden nach 253 Pestiziden gesucht.