Schweizer Forscher haben eine wichtige Entdeckung gemacht: Sie fanden Antibiotika mit neuartiger Wirkung.
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Durch Amöben könnten die Tierversuche reduziert werden, wie ein Forscherteam aus Genf zeigt. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Forschende der Universität entdeckten neue Antibiotika.
  • Sie sollen nun am Menschen getestet werden.

Im Kampf gegen resistente Keime haben Zürcher Forschenden einen wichtigen Meilenstein erreicht: Sie haben eine neue Antibiotika-Klasse entdeckt, die gegen mehrere Bakterien wirksam ist. Nun soll sie am Menschen getestet werden.

Neue Familie von synthetischen Antibiotika entdeckt

Die Forschenden fanden eine neue Familie von synthetischen Antibiotika. Diese blockieren den Aufbau der äusseren Bakterien-Membran und töten so gramnegative Keime effektiv ab.

Mit «gramnegativ» werden Bakterien bezeichnet, die eine dünne Zellwand haben und unter dem Mikroskop rot sichtbar sind. Beispiele für solche Keime sind Salmonellen, Legionellen oder Chlamydien.

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Mit Antibiotika werden Infektionen behandelt, die durch Bakterien ausgelöst werden. - dpa-infocom GmbH

Wie die Universität Zürich (UZH) am Mittwoch mitteilte, interagieren die neu entdeckten Antibiotika mit Bestandteilen der Aussenmembran. Sie binden sich einerseits an fettähnliche Membrankomponenten und andererseits an das Membranprotein BamA. Dieses ist für den Aufbau der äusseren Hülle von gramnegativen Bakterien wichtig. Weil die Membran nicht mehr gebildet werden kann, sterben die Keime ab.

Forscher eines Start-Ups mit dabei

Das Forschungsprojekt wurde zusammen mit dem ehemaligen UZH-Startup-Unternehmen Polyphor mit Sitz in Allschwil durchgeführt. Dieses Unternehmen plant nun, eine der Substanzen, sie heisst «POL7306», in die klinische Prüfung am Menschen zu bringen.

Resistenzen gegen Reserve-Antibiotika

Die rasche Verbreitung von Antibiotikaresistenzen ist ein weltweites Problem. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO stellen vor allem gramnegative Bakterien, die gegen Carbapenem- und Cephalosporin-Antibiotika resistent sind, eine Bedrohung dar. Diese Erreger können lebensbedrohliche Infektionen wie Lungen- oder Hirnhautentzündungen, Wundinfekte und Blutvergiftungen verursachen.

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Logo der Weltgesundheitsorganisation WHO. - AFP/Archiv

Die letzte neue Antibiotika-Klasse, die gegen diese Mikroorganismen auf den Markt kam, stammt noch aus den 1960er-Jahren.

Neue Antibiotika werden dringend benötigt, zumal mittlerweile auch Resistenzen gegen das letzte Reserve-Antibiotikum Colistin zunehmen.

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