70 Mal wurde der Fernsehturm St. Chrischona im laufenden Jahr besichtigt. Künftig will Swisscom nur noch alle paar Jahre einen Tag der offenen Tür durchführen.
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Blick bis zum Säntis: Fernsehturm auf St. Chrischona. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Führungen auf dem Fernsehturm St. Chrischona in Bettingen werden eingestellt.
  • Der Grund dafür ist der Rückgang der Nachfrage seit der Pandemie.
  • In Zukunft soll es aber noch Tage der offenen Türe geben.
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250 Meter. So hoch ist das höchste freistehende Bauwerk der Schweiz, der Fernsehturm St. Chrischona in Bettingen. Auf 137 Metern gibt es eine Aussichtsplattform. Von dort aus kann man nicht nur hinunter auf Basel, sondern bei schönem Wetter gar bis zum Jungfraujoch (116 Kilometer) oder zum Säntis (130 Kilometer) blicken.

Bis anhin konnten Gruppen den Turm auf Anmeldung besichtigen. Doch damit ist nun Schluss: Betreiberin Swisscom bestätigt auf Anfrage von OnlineReports, dass sie die Führungen für die breite Öffentlichkeit einstellt.

Stattdessen abwechselnde Publikums-Anlässe

2023 gab es 70 Besichtigungen. Für Swisscom ist das offenbar zu wenig: Sie begründet ihren Entscheid damit, dass die Nachfrage nach der Pandemie zurückgegangen sei. Die Frage, wie oft der Turm in früheren Jahren besucht worden sei, lässt das Telekom-Unternehmen unbeantwortet.

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Blick vom Turm. - keystone

Auch auf den anderen Fernsehtürmen wird es keine öffentlichen Führungen mehr geben, schreibt Sprecherin Sabrina Hubacher. Stattdessen will Swisscom nun jedes Jahr ein Bauwerk im Rahmen eines Tages der offenen Tür zugänglich machen. Das neue Angebot beginnt im kommenden Jahr mit der Sendeanlage St. Chrischona, die dann ihr 40-jähriges Bestehen feiert. Das genaue Datum ist noch nicht bekannt.

«Ein Wahrzeichen gesperrt»

Ein Mann aus Basel, der den Turm schon mehrmals von innen gesehen hat, zeigt sich irritiert über den Entscheid: «Damit wird ein Wahrzeichen gesperrt.» Er ist nicht der einzige: Sprecherin Hubacher gibt zu, dass «verschiedene Personen ihr Bedauern ausgedrückt» hätten.

Nikolai Iwangoff, der Gemeindepräsident von Bettingen, hat zwar mitbekommen, dass die Zugänglichkeit des Fernsehturms eingeschränkt wird. Dass keine Führungen mehr stattfinden sollen, war ihm jedoch nicht bekannt.

Das sei schade, sagt er auf Anfrage. Seit Amtsantritt im Frühjahr ist er dreimal auf dem Turm gewesen. Er finde es zwar gut, dass der Turm an Tagen der offenen Tür zugänglich bleiben wird. «Aber es wäre wünschenswert, dass dies regelmässig möglich ist.»

Waren Sie schon einmal auf dem Fernsehturm St. Chrischona?

Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass der Entscheid von Swisscom einen gewissen wirtschaftlichen Effekt auf die Gastronomie in seiner Gemeinde habe, sagt Iwangoff. Bettingen und St. Chrischona im Besonderen seien als Naherholungsgebiet zwar ohnehin interessant für Ausflüge und lockten auch Gäste aus dem süddeutschen Raum und dem Elsass an. «Doch der Fernsehturm ist schon eine zusätzliche Attraktion.»

Nicht mehr viel mit Fernsehen zu tun

Das Bauwerk wurde zwischen 1980 und 1983 auf 492 Metern über Meer errichtet. Im August 1984 gingen die technischen Anlagen in Betrieb. Mit Fernsehen hat die Anlage inzwischen nicht mehr viel zu tun, da Swisscom das analoge TV-Signal 2007 und das digitale 2019 abgestellt hat.

Dennoch beschreibt das Kommunikations-Grossunternehmen die St. Chrischona in einem Flyer als «wichtigen Standort»: «Dank der günstigen topografischen Lage des Sendeturms kann Swisscom Broadcast grosse Teile der Nordwestschweiz und des benachbarten Baden-Württemberg mit Radioprogrammen versorgen.»

Auch Mobilfunk wird von hier aus verbreitet. Behörden wie die Baselbieter Polizei übertragen Funksignale über eine Antenne am Turm. Als Empfangsstation für das Low Power Network ist das Bauwerk auch wichtig für das sogenannte Internet der Dinge.

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Von unten gut sichtbar: die Photovoltaikanlage. - Swisscom

Darüber hinaus produziert eine Photovoltaikanlage seit 2017 Strom. Und ein Reservoir auf 103 Metern Höhe im Umfang von 200 Kubikmetern dient der Wasserversorgung von St. Chrischona.

Im Fernsehturm sind insgesamt 10'000 Kubikmeter Beton und 1645 Tonnen Stahl verbaut. Ursprünglich waren auf dem Turm gar zwei Restaurants vorgesehen. Doch die Jury lehnte dies damals ab mit der Begründung, damit «dem Sinn und Zweck einer Erholungslandschaft» zu widersprechen.

Nun dürfte es auf der St. Chrischona nochmals ruhiger werden.

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Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal OnlineReports.ch publiziert. Per 1. Juli haben Alessandra Paone und Jan Amsler übernommen.

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