Deutschland ist noch immer besetzt, Staaten gelten als Unternehmen, die «Neue Weltordnung» versucht mittels Kondensstreifen unsere Gedanken zu kontrollieren und selbstgebastelte Pässe und eigene Gesetze sind rechtens: Willkommen bei den «Reichsbürgern». Jetzt auch in der Schweiz.
Der ehemalige «Mister Germany» Adrian Ursache (M.) muss sich wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte sowie Verstöße gegen das Waffengesetz verantworten.
Der ehemalige «Mister Germany» Adrian Ursache (M.) muss sich wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte sowie Verstöße gegen das Waffengesetz verantworten. - Keystone

Die «Reichsbürger» betrachten den Menschen als ein Konstrukt aus zwei Teilen: Dem tatsächlichen Menschen und einer vom Staat geschaffene «Person». Einem Vertrag gleich wird diese «Person» mit der Geburtsurkunde erschaffen, gehört vollständig dem Staat und ist verknüpft mit einem Aktienfonds, dem Strohmann-Konto. Darauf erheben die «Reichsbürger» bisher vergeblich Anspruch. Und auch sonst ist ihre Welt keine einfache, warten sie doch bange auf die «Neue Weltordung» eine globale Verschwörung aus Illuminaten, Juden, reichen Banker und Engländer, die die Welt knechten will. Bereits eingeleitete Operationen dieses Masterplans sind die Flüchtlingskrise und die Reform des Bildungswesens.

Das böse lauert auch am Himmel: In Form sogenannter «Chemtrails». Gemeint sind jene Kondensstreifen von Flugzeugen, die geschätzt etwas länger stehen bleiben, als andere. Die «Reichsbürger» gehen davon aus, dass die dunkle Macht damit wahlweise das Klima manipulieren, mit Giftstoffen die Weltbevölkerung dezimieren oder zumindest ihre Gedanken kontrollieren kann.

Das Wichtigste in Kürze

  • Reichsbürger glauben an den nahen Ausbruch des 3. Weltkrieges und an das Fortleben des Dritten Reiches.
  • Sie greifen gerne zur Waffe, um ihre eigenen Gesetze durchzusetzen.
  • Bisher waren sie vor allem in Deutschland beheimatet. Nun gibt es sechs Ableger in der Schweiz.
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Mitte der 80er-Jahre beginnt in Deutschland eine Bewegung zu wachsen, die sich eigene Gesetze gibt, verschiedenste Verschwörungstheorien schmiedet und glaubt, Deutschland sei noch immer von Alliierten besetzt: Die «Reichsbürger». Sie geben sich eigene Gesetze und unterhalten eine Polizei mit eigener Uniform, die diese durchsetzt. Sie basteln eigene Pässe, denn sie fühlen sich der Deutschland GmbH nicht zugehörig. Staaten per se sind für sie keine Souveräne, sondern Unternehmen. Kanzler oder Präsidenten ihre Geschäftsführer, die Bürger gebeutelte Angestellte.

Das Deutschland der «Reichsbürger» wird noch immer von den Alliierten beherrscht, dass Dritte Reich hingegen nie wirklich beendet. Daher auch der Name dieser Gruppierung aus «Reichsbürgern und Selbstverwaltern», der laut deutschen Hochrechnungen etwa 15'000 Personen angehören. Während ein Gross aller Staaten, beispielsweise Deutschland, Frankreich oder die Schweiz für die «Reichsbürger» nur «eingetragene Firmen sind», erkennt man doch einige souveräne Staaten an. Die da wären: Nordkorea, Iran und Lichtenstein.

Bildung und Flüchtlingskriese führen zur Unterwerfung der Welt

«Reichsbürger» in der Schweiz

Klingt nach einem heiteren Haufen? Und ist, wie der «Bund» in einer umfassenden Reportage berichtet, ab sofort auch unser Problem. An geheimen Treffen in Schwarzenburg wurden kürzlich sechs Ableger der «Reichsbürger»-Bewegung gegründet. Obwohl aktuell nur wenige Schweizer an die Parallelgesellschaft glauben, warnt der Rechtsextremismus-Experte Samuel Althof vor den «Reichsbürgern». Viele hätten eine hohe Affinität für Waffen - und deren tatsächlichen Gebrauch zur Durchsetzung ihrer verzerrten Ideale und ihres eigenen Rechtsempfindens. Bestärkt wird dieses durch die Gründung des «Global Common Law Court», einer Art Alternative zum internationalen Gerichtshof. Dessen Gründer, Carl-Peter Hofmann wirbt aktuell in der Schweiz für Anhänger.

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