Eine altbekannte Betrüger-Masche dürfte auf Dialekt eine höhere Erfolgsquote erzielen, warnt die Kantonspolizei St.Gallen. Was steckt dahinter?
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Telefonbetrüger sind auch in der zweiten Corona-Welle wieder am Werk. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Betrüger geben sich als das Kind ihrer Opfer aus und versuchen so, Geld zu ergaunern.
  • Die Masche ist bekannt. Neu ist, dass die Nachrichten in Dialekt geschrieben werden.
  • Die Kapo St.Gallen warnt deshalb gar vor einer höheren Erfolgsquote der Betrüger.
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Ein Reddit-Nutzer teilt den Screenshot einer Nachricht, die er erhalten hat. Deren Inhalt: «Papi/Mami, schrib mir uf WhatsApp, das isch mini neui Nummer. Mini alti Nummer chasch lösche.»

Es handelt sich hierbei um eine klassische Betrugsmasche. Eine, in der sich der Täter versucht, als Kind einer Person auszugeben, um daraufhin Geld zu erfragen. Bisher hatten Betrüger damit in der Schweiz jedoch nur wenig Erfolg.

Darum versuchen sie es jetzt auf Schweizerdeutsch.

Wurden Sie schon einmal Opfer einer Betrugsmasche?

Der Kantonspolizei Bern ist das Phänomen bereits bekannt. «Entsprechende Fälle wurden uns vereinzelt gemeldet», heisst es bei der Medienstelle auf Anfrage von Nau.ch.

Zwar könne man keine Zahlen nennen, doch: «Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich aufgrund der Sprache für die Täterschaft gewisse Hindernisse ergeben könnten», so die Kapo Bern.

Konkret gehe es um die vielen verschiedenen Schweizer Dialekte. Denn wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Betrüger denn auch den korrekten Dialekt wählen?

Reddit Screenshot
Mit dieser SMS versuchte ein Betrüger von einem potenziellen Opfer Geld zu ergaunern
Telefonbetrüger
Die Masche ist simpel: Zunächst gibt sich der Betrüger als Sohn oder Tochter einer Person aus.
schaffhausen
Schnell wird es daraufhin heissen, dass das Kind Geld benötige.
unfall rubigen
Neu versuchen es die Kriminellen sogar auf Schweizer Deutsch. Das ist auch der Kantonspolizei Bern bekannt.
Kantonspolizei SG
Während diese wegen der vielen Dialekte jedoch von einer niedrigeren Erfolgsrate ausgeht, rechnet die Kapo St.Gallen wegen Mundart mit einer höheren Erfolgsrate.

Anders sieht es die Kantonspolizei St. Gallen. Im Gegensatz zur Kantonspolizei Bern geht sie von einer erhöhten Erfolgsrate aus: «Es ist damit zu rechnen, dass mit der Optimierung der Masche eine höhere Erfolgsquote erzielt wird.»

Denn bei potenziellen Opfern werde mit dem Wechsel von Hochdeutsch auf Mundart eine höhere Vertrauenswürdigkeit suggeriert.

Die Kapo St.Gallen spricht indes von einer «logischen Weiterentwicklung» der Betrugsmasche. «Entweder haben die Täter Zugang zu Personen, welche die Schweizer Mundart beherrschen.» Viel wahrscheinlicher sei es aber, dass die Täter auf KI-Tools setzen, die den eingegebenen Text in den gewünschten Dialekt übersetzen.

Hohe Dunkelziffer von Betrugsmasche in Schweizerdeutsch

Die Anzahl Betrugsfälle lasse sich nicht beziffern, da hier wie auch in anderen Kantonen die Dunkelziffer sehr hoch sei, so die Kapo St.Gallen. Und Fälle, die gemeldet werden, würden oft statistisch nicht erfasst.

Wichtig sei es – das betonen beide Polizeikorps – dass möglichst viele Fälle gemeldet werden. Nur so sei die Bekämpfung dieser Betrugsmasche möglich.

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