Die EU-Kommission will kein russisches Öl mehr annehmen. Einem Experten zufolge sind die Auswirkungen auf die Schweiz aber nicht gravierend.
In der Raffinerie von Cressier (NE) wird in die Schweiz importiertes Rohöl verarbeitet. (Archiv)
In der Raffinerie von Cressier (NE) wird in die Schweiz importiertes Rohöl verarbeitet. (Archiv) - sda - KEYSTONE/LAURENT GILLIERON
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die EU berät über ein Embargo russischen Öls.
  • Ein Experte gibt Entwarnung: Die Schweiz importiere vor allem Öl aus Afrika und Amerika.

Brüssel hat am Mittwoch ein Öl-Embargo gegen Russland vorgeschlagen. Die Schweiz, die bisher alle EU-Sanktionen übernommen hat, ist auf Erdölprodukte-Import angewiesen. Fabian Bilger vom Verband der Brenn- und Treibstoffimporteur «Avenergy Suisse» gibt Entwarnung. Die Schweiz hat im internationalen Vergleich einen hohen Verbrauch an flüssigen Energieträgern.

Gemäss der Webseite des eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) wird in der Schweiz die meiste Energie «in Form von Erdölbrennstoffen und Treibstoffen» verbraucht. Sie machen rund 50 Prozent des Energiekonsums aus.

Trotz dieses hohen Ölbedarfs gibt Bilger Entwarnung für die Schweiz, falls sie den neusten Sanktionen der EU folgen würde. Das importierte Rohöl stamme nicht aus Russland, sondern vor allem aus Nordafrika und dem nordamerikanischen Kontinent, sagt der Experte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Ölmarkt ist flexibel

Das EDA nennt als Hauptexportländer auf seiner Webseite etwa Nigeria, Mexiko und USA. Der Import von Rohöl beträgt gemäss Bilger ausserdem nur 25 Prozent. 75 Prozent der Importe seien bereits raffiniertes Erdöl aus der EU.

Laut dem Fachmann ist jedoch der Ölmarkt sehr elastisch. Russisches Erdöl könne durch Öl aus anderen Förderländern ersetzt werden.

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Blick auf Rohrsysteme in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 2 in Lubmin (D). - dpa

Gas kann in Europa grösstenteils nur durch Pipelines aus bestimmten Förderländern transportiert werden. Die Logistik im Ölmarkt ist da flexibler: «Öl kann auf verschiedenen Wegen via Schiff, Zug oder Pipeline transportiert werden, und es gibt Produzenten auf der ganzen Welt», sagt Bilger. Einzelne Raffinieren würden bei einem Embargo zwar vor logistischen Herausforderungen stehen, aber der Gesamtmarkt werde sich anpassen können.

Norwegisches Öl ist teurer

Beim Ölpreis geht Bilger davon aus, dass ein Teil der Sanktions-Effekte bereits vorweggenommen wurde. Dabei verweist er auf den sogenannten Urals-Brent-Spread, eine Kennziffer, die den Preisunterschied zwischen Erdöl aus Russland und Norwegen anzeigt.

Diese Preisdifferenz sei normalerweise unter einem Dollar pro Fass. «Aktuell ist er jedoch bei minus 35 Dollar.» Das bedeute, dass ein Fass russisches Erdöl 35 Dollar günstiger zu kaufen sei als eines aus Norwegen.

«Die Rohstoffhändler in Europa scheinen also bereits auf ein drohendes Embargo reagiert zu haben und kaufen deutlich weniger russisches Erdöl», so Bilger.

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