Diese wichtige Handlung vergessen viele Ersthelfer
Bei einem Notfall geht oft vergessen, den Patienten zu wärmen. Das ist gefährlich. Unterkühlungen können die Überlebenschancen senken.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Unterkühlung bei Notfällen kann lebensbedrohlich sein.
- Ersthelfer sollten Patienten daher mit Decken wärmen.
- Bei der professionellen Hilfe hat der Wärmeerhalt einen «hohen Stellenwert».
Atmet die Person noch, sollte sie in die stabile Seitenlage versetzt werden. Atmet sie nicht mehr, sollten umgehend Lebensrettungsmassnahmen wie die Herzdruckmassage eingeleitet werden.
Erste-Hilfe-Massnahmen können oft über Leben oder Tod entscheiden. Ein Punkt, der dabei oft vergessen geht: Der Patient oder die Patientin braucht Wärme.
Immer wieder kommen Notfallpatientinnen- und patienten nämlich unterkühlt ins Spital – und haben dadurch geringere Überlebenschancen.
Maurice Lorenz, Sprecher von Schutz und Rettung Zürich, sagt gegenüber Nau.ch: Patientinnen und Patienten seien in einem Notfall der Umgebung «ziemlich schutzlos ausgeliefert».
Sie bewegen sich oft nicht, liegen auf dem kühlen Boden. Vielleicht ist dieser noch nass und feucht.
Spitäler bereiten sich auf unterkühlte Patienten vor
«Da kühlen diese automatisch rasch ab, was negative Auswirkungen haben kann», sagt er. «Die Ersthelfer sind sich oft zu wenig bewusst, weshalb es in den Kursen erwähnt und geschult wird.»
Professionelle Helferinnen und Helfer seien in diesem Bereich hingegen «sehr gut sensibilisiert». «In dem Moment, wo wir beim Patienten sind, erhält der Wärmerhalt einen hohen Stellenwert.»
Die Unterkühlung sei ein «relevantes Thema», bestätigt auch Didier Plaschy, Sprecher des Berner Inselspitals, gegenüber Nau.ch.
Innerhalb kurzer Zeit kann es bei schwerverletzten oder bewusstlosen Personen zu einer kritischen Abkühlung des Körpers kommen. Ebenso bei Notfällen im Freien.
«Unterkühlung verschlechtert Prognose»
Plaschy sagt: «Das betrifft nicht nur den Winter: Auch bei moderaten Aussentemperaturen kann es durch Nässe, Wind oder längeres Liegen auf kaltem Untergrund zur Unterkühlung kommen.»
Und das hat Folgen.
«Eine Unterkühlung verschlechtert die Prognose in medizinischen Notfallsituationen deutlich. Sie kann die Blutgerinnung beeinträchtigen, den Kreislauf destabilisieren und die Wirkung von Medikamenten verändern.»
Bei einer schweren Unterkühlung kann das zudem zu «lebensbedrohlichen Zuständen wie Kreislaufstillstand, verminderter Hirnaktivität und Atemstillstand» führen.
Statistiken zum Thema hat das Inselspital zwar nicht. «Aus ärztlicher Sicht und gemäss klinischer Erfahrung ist jedoch klar: Unterkühlung ist bei bestimmten Patientengruppen ein häufig unterschätzter, aber medizinisch relevanter Faktor.»
Deshalb sollte bei einem Notfall nasse Kleidung entfernt werden. Die Patientinnen und Patienten sollten zudem mit Decken, Jacken oder einer Rettungsfolie zugedeckt werden.
Wenn möglich sollte man die Person zudem gegen die Bodenkälte isolieren, sei es mit einer Jacke, Matte oder Decke.
Plaschy mahnt aber: «Kein aktives Aufwärmen, zum Beispiel mit heissen Getränken oder direkter Wärmezufuhr, da dies in bestimmten Fällen schädlich sein kann.»
Zudem sei es in jedem Fall wichtig, rasch professionelle Hilfe über den Notruf 144 zu rufen.
Rettungskräfte sorgen mit zusätzlichen Rettungsdecken vor
Auch Philipp Lutz, Sprecher von Rettung St. Gallen bestätigt gegenüber Nau.ch: «Dass Notfallpatienten unterkühlt sind, kommt – vorab während der kalten Jahreszeit – häufig vor.»
Auch in St. Gallen gebe es keine entsprechenden Daten. «Schwere Unterkühlungen müssen wir in unserem Notfallzentrum am Standort Kantonsspital St. Gallen aber äusserst selten behandeln.»

Eine grosse Unwissenheit beim Thema beobachtet er nicht. «Unsere Einsatzkräfte stellen im Einsatz fest, dass dem Wärmeerhalt der Opfer zumeist sehr wohl die nötige Beachtung geschenkt wird.»
Die Rettungskräfte beugen zudem mit zusätzlichen Rettungsdecken oder speziellen Tragen mit einer Wärmeunterlage vor.