Die Kultfigur Läppli zwischen Tradition und missglücktem Comeback
Die Bühnenfigur Läppli ist ein Schweizer Kulturgut. Doch die neue Inszenierung von Sabina Rasser sorgt für Kritik und Diskussionen rund um sein Erbe.

Die Figur des Läppli ist seit rund 80 Jahren ein fester Bestandteil der Schweizer Kulturlandschaft. Erstmals vom Basler Kabarettisten Alfred Rasser geschaffen, verkörpert der HD-Soldat Läppli eine einzigartige Mischung aus naiver Gutmütigkeit und hintergründigem Humor.
Mit seinem charakteristischen Basler Dialekt und seinem unbeholfenen Auftreten wurde Läppli zum Symbol für den kleinen Mann. Diese nimmt auf charmante Weise die Obrigkeiten und gesellschaftlichen Zwänge aufs Korn. Seine Bühnenauftritte und Filme prägten Generationen und machten ihn zu einer unverwechselbaren Kultfigur.
Doch der Versuch, diese legendäre Figur in die heutige Zeit zu übertragen, stösst auf gemischte Reaktionen. So berichtet es die «Basler Zeitung».
Sabina Rasser wagt das Comeback
2025 bringt Sabina Rasser, Tochter des Läppli-Erfinders, ein neues Stück auf die Bühne: «Mensch Läppli». Sie will damit einen Wunsch ihres Vaters erfüllen und die Figur in die Gegenwart holen.
Im Theater Küchlin schlüpft Patrick Allmandinger in die Rolle des Läppli. Hier trifft er als analoger Held auf die digitale Welt, künstliche Intelligenz und eine skurrile Mondmission.
Die Handlung beginnt mit Läppli im klassischen HD-Outfit. Dieser bewirbt sich bei einem Cyberoffizier und einem Roboter-Girlie erneut für den Armeedienst.
Neuauflage erntet Kritik
Doch das Experiment sorgt für Kritik. Die Geschichte sei eine lose Aneinanderreihung von Klischees und Zitaten aus der Läppli-Urgeschichte.
Diese wollen nicht recht in die moderne Handlung passen, wie die «bzbasel» berichtet.
Die satirische Schärfe und der hintergründige Charme des Originals gehen in der neuen Inszenierung verloren. Aus dem listigen Biedermann wird ein einfältiger Lappi, urteilen Theaterbeobachter.
Familienerbe und Streit um die Läppli-Identität
Die Familie Rasser steht dem Projekt zwiespältig gegenüber. Caroline Rasser, Enkelin des Erfinders, hat im Theater Fauteuil mit einer eigenen, erfolgreichen Läppli-Wiederaufnahme das Erbe gepflegt.
Sie distanziert sich von Sabina Rassers Version, verweigert aber keine Lizenz. Die Erben sehen das Familienerbe in Gefahr, wenn die Figur zur Karikatur ihrer selbst wird, wie die «bzbasel» berichtet.
Die neue Inszenierung konfrontiert Läppli mit Karikaturen aus der Gegenwart: einem Professor im Einstein-Outfit, einer Fitness-Trainerin, einer TikTok-Influencerin. Die Mondmission gerät zur Farce, die Handlung bleibt unaufgelöst. Am Ende sitzt Läppli wieder im Restaurant Schafeck, als wäre nichts geschehen.
Läppli bleibt Kult – trotz missglückter Modernisierung
Die Figur Läppli steht seit 80 Jahren für den liebenswerten Widerstand gegen Autorität und für die Kraft des gesunden Menschenverstands.
Der Versuch, den Klassiker ins digitale Zeitalter zu holen, zeigt, wie schwierig es ist, Kulturgut weiterzuentwickeln. Und zwar ohne dabei dessen Kern zu verlieren.
Die aktuelle Produktion «Mensch Läppli» läuft noch bis 9. Mai im Theater Küchlin.