Vor 30 Jahren donnerten 30 Millionen Kubikmeter Gestein ins Tal bei Randa VS. Heute sagt der ehemalige Kantonsgeologe: Die Katastrophe war nicht vorauszusehen.
WALLIS, BERGSTURZ,
Die Felsbrocken des Erdrutschs vor 30 Jahren, fotografiert am 30. März 2021, in der Nähe des Walliser Dorfes Randa. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am 18. April 1991 kam es in Randa VS zu einem verheerenden Bergsturz.
  • Gemäss dem damaligen Kantonsgeologen war die Naturkatastrophe nicht vorauszusehen.

Über 30 Millionen Kubikmeter Gestein donnerten beim Bergsturz von Randa VS am 18. April 1991 ins Tal. Es gab keine Toten zu beklagen. Doch von der Dimension her war es das grösste Naturereignis dieser Art in der Schweiz in jüngerer Zeit. Die Katastrophe war laut dem damaligen Kantonsgeologen nicht vorauszusehen.

«Es gab zu dieser Zeit keinerlei Anzeichen, dass es in Randa zu einem Bergsturz dieser Grösse kommen könnte», sagt Jean-Daniel Rouiller, Walliser Kantonsgeologe von 1986 bis 2014, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Frost- und Tauperioden liessen Gestein ins Tal donnern

Etwa drei Wochen vor der Katastrophe ereigneten sich mehrere Steinschläge. Er begab sich deshalb vor Ort, um das Gebiet zu untersuchen.

«Wir sahen ein paar heruntergestürzte Felsbrocken, konnten aber wegen des vielen Schnees nicht viel erkennen und sagten uns: Wir kommen wieder, wenn es weniger Schnee hat. In der Zwischenzeit passierte es», erinnert sich Rouiller.

Die Überschwemmungen im Bergsturzgebiet bei Randa im Mattertal, Kanton Wallis, wo sich im April und Mai grosse Gesteinsmengen loesten, aufgenommen im Mai 1991. - Keystone

Am 18. April um gegen 6.30 Uhr stürzten riesige Felsbrocken mit einem Volumen von 15 Millionen Kubikmeter ins Tal und verschütteten den Dorfteil Lerch. Hauptursache des Bergsturzes war die Wirkung von Frost- und Tauperioden sowie von erhöhtem Wasserdruck in Gesteinsklüften.

Drei Tage später und am 9. Mai rutschte der Berg weiter ab. Insgesamt gingen bei den drei Bergstürzen in Randa rund 33 Millionen Kubikmeter Fels nieder. Zum Vergleich: Das Volumen der Cheopspyramide in Ägypten beträgt 2,5 Millionen Kubikmeter.

Die verheerendsten Bergstürze der Schweiz

In der Schweiz haben sich schon mehrere, teils verheerende Bergstürze ereignet. So kam es bei Bondo im Bergell am 23. August 2017 zum grössten Bergsturz in Graubünden seit Jahrzehnten. Rund drei Millionen Kubikmetern Gestein donnerten von der Nordflanke des Piz Cengalo ins Bondascatal. Acht Berggänger kamen ums Leben. Murgänge zerstörten einen Teil des Dorfs Bondo.

Hauptursache des Bergsturzes von Elm GL am September 11. September 1881 war unsachgemässer Schieferabbau. Rund zehn Millionen Kubikmeter Gestein brachen ab und verschütteten über 80 Häuser. 113 Menschen verloren ihr Leben.

Der Bergsturz von Goldau SZ gilt als die grösste Naturkatastrophen der Schweiz nach dem Erdbeben von Basel 1356. Am 2. September 1806 rauschten 40 Millionen Kubikmeter Gestein vom Rossberg in die Tiefe und zerstörten die Dörfer Goldau, Röthen sowie Teile von Buosingen und Lauerz. Am Lauerzersee entstand eine meterhohe Flutwelle. 457 Menschen kamen ums Leben.

Der grösste bekannte Bergsturz in der Schweiz ereignete sich in prähistorischer Zeit. Am Ende der letzten Eiszeit vor rund 10'000 Jahren stürzten bei Flims GR nach dem Rückzug des Rheingletschers schätzungsweise 9 bis 13 Kubikkilometer Gesteinsmassen gegen das Rheintal hinunter. Das Ereignis gilt als einer der grössten bekannten Bergstürze weltweit.

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