Eltern und auch Kinder verbringen immer mehr Zeit am Smartphone. Das hat Foglen. Unter anderem beeinflusst es das Sprechenlernen bei kleinen Kindern.
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Bereits kleine Kinder verbringen viel Zeit mit den neuen Medien. Das hat auch Nachteile. - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Kleine Kinder lernen zu sprechen, indem sie uns zuhören und beobachten.
  • Je mehr Zeit die Eltern aber am Smartphone verbringen, umso weniger kommunizieren sie.
  • Damit nehmen sie den Kindern die Gelegenheit, Sprache zu üben.

Am heutigen Montag beginnt das Schuljahr in fast allen Schweizer Kantonen. Mit dem ersten Tag im Kindergarten beginnt damit für mehr als 170'000 Kinder die schulische Laufbahn.

Im Kindergarten wird gespielt und gebastelt, getollt, gesungen und erzählt. Doch ein Problem hat sich eingeschlichen: Immer mehr Kinder können sich nur schlecht verständigen.

«Insbesondere Kindergärtnerinnen melden eine Zunahme von Kindern, welche über Sprachprobleme verfügen», sagt Beat Brüllmann vom Thurgauer Amt für Volksschule. Auch Kindergärtnerinnen und Kindergärtner aus Zürich, Basel und Bern kennen das Problem.

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Kindergärtnerinnen und Kindergärtner beobachten, dass ihre Schützlinge nicht immer mit guten Sprachkenntnissen zu ihnen kommen. - Keystone

Die fehlenden Sprachkenntnisse haben teilweise damit zu tun, dass die betroffenen Kinder daheim eine andere Sprache, als Deutsch, sprechen. Deutsch lernen sie dann erst im Kindergarten – und hinken ihren Gspändli damit hinterher.

Deutschsprachig geführte Kitas und besondere Kurse helfen, die Kinder an die deutsche Sprache heranzuführen. In Zürich oder Basel wird diese spezielle Förderung vom Staat finanziert.

Migrationshintergrund und frühere Einschulung

«Die Eltern tragen die üblichen Kita-Kosten, die einkommensabhängig von der Stadt Zürich subventioniert werden.» Das erklärt Selin Öndül vom Stadt Zürcher Schulamt. Ein wichtiger Punkt sei aber auch das Alter, fügt sie an.

«Die Kinder kommen heute durchschnittlich drei Monate jünger in den Kindergarten als vor fünf Jahren. Dadurch ist ihr Entwicklungsstand in allen Bereichen natürlich auch tiefer als früher.»

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Der Umgang mit dem Smartphone muss gelernt werden, denn es gehört längst zu unserem Alltag. - Pixabay

Immer mehr Sprachprobleme sind aber nicht auf Fremdsprache oder Alter zurück zu führen. Sie haben eine andere Ursache.

Smartphone als Ursache von Sprachdefizit

Michael Moser, Leiter der Primarschule Felben-Wellhausen TG stellt fest, «dass die Auswirkungen der neuen Medien auch vor den Familien, insbesondere in der Kleinkinderbetreuung, nicht Halt machen».

Eltern verbringen Zeit am Smartphone, statt mit ihren Kindern. Kinder wiederum werden mit Tablet oder Smartphone beschäftigt und so einfach «ruhig gestellt». Diese Erfahrung macht auch die Erziehungswissenschaftlerin Tina Hascher.

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asdfa - dasfa

«Wenn Medien die Erwachsenen absorbieren, entstehen weniger Dialogmöglichkeiten zwischen Eltern und Kind. So schränken diese Medien die Lernchancen für das Kind ein.»

Smartphones stören das Erfahrungslernen

Denn der Spracherwerb im Vorschulalter passiert vor allem durch Erfahrungslernen. Eltern – und weitere Bezugspersonen – sind dabei sehr wichtig. Ist das Kind der Sprache in einer Art «Sprachbad» immer wieder ausgesetzt, beginnt es, sie zu verstehen und zu sprechen.

Geschieht das nicht, oder zu wenig, fehlen dem Kind die Worte. Der Zugang zur Sprache wird erschwert. Empirische Studien zur frühen Kindheit, die das wissenschaftlich belegen, gebe es allerdings noch kaum, betont Hascher.

Smartphone als Ablenkung

«Spracherwerb ist etwas Hochkomplexes. Einerseits brauchen die Kinder den sprachlichen Austausch mit ihren Eltern, um zu lernen. Andererseits brauchen sie aber auch Ruhephasen, um alle neuen Informationen zu verarbeiten», fährt Hascher fort.

Entsprechend kann es dem Kind auch gut tun, wenn Papa mal abgelenkt ist und ein paar Minuten am Smartphone verbringt. Gleichzeitig könnte es allerdings die Verarbeitungsprozesse stören, wenn Kinder selber oft mit den Medien spielen. Dadurch werden sie dauer-berieselt.

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In der Schule und unter Anleitung bringt die Arbeit mit Computer, Smartphone und Co. die Schüler weiter. - Keystone

Vorenthalten könnte und müsse man den Kindern Smartphone und Co. nicht, meint Hascher.

«Es geht aber darum, die Kinder zu begleiten. Das heisst, ihnen zunächst einen eingeschränkten und klar kontrollierten Umgang zu gewähren. Und im Verlauf der Kindheit einen reflektierten Umgang mit den Medien zu üben», sagt Hascher.

Denn sobald es dann später um das Lesenlernen geht, werden Tablet und Computer sinnvolle Hilfsmittel.

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