Der vermeintlich übermässige Medienkonsum von Jugendlichen wird oft thematisiert. Dieser könnte jedoch nur ein Symptom sein.
soziale Medien
Wenn Jugendliche sich in den digitalen Medien verlieren, steckt häufig ein anderes Problem dahinter. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Ausmass von digitalem Medienkonsum Jugendlicher wird immer wieder kritisiert.
  • Aktuell fehlt es an genauen Daten zu mediensüchtigen Jugendlichen in der Schweiz.
  • Die Pro Juventute sieht im Medienkonsum eher ein Symptom als das tatsächliche Problem.

Kürzlich wurde bekannt, dass sich die Anzahl an mediensüchtigen Kindern und Jugendlichen in Deutschland seit der Pandemie verdoppelt hat. Ganze 6,7 Prozent sind demnach süchtig nach sozialen Medien, Streaming oder Computerspielen. Vergleichbare aktuelle Daten gibt es in der Schweiz nicht.

Jedoch konnte bereits im Jahr 2015 eine problematische Internetnutzung bei 7,4 Prozent der 15- bis 19-Jährigen nachgewiesen werden. Auch Pro Juventute setzt sich mit der Thematik auseinander.

Information für Eltern und Kinder

«Um Mediensucht zu verhindern, ist Präventionsarbeit und Kompetenzförderung wichtig», sagt Anja Meier der Pro Juventute. Die Stiftung bietet Workshops zu Medienkompetenz auf allen Stufen an Schulen an. Dabei wird unter anderem über einen gesunden Medienkonsum, Quellkritik, Datenschutz sowie die Ausgewogenheit von Online- und Offlinezeit gesprochen.

Aber nicht nur die Kinder werden geschult: Pro Juventute bietet ebenfalls Informationsabende für Eltern an, die sich mit dem digitalen Konsum ihrer Sprösslinge auseinandersetzen. Und die Nachfrage von besorgten Eltern steigt immer mehr, sagt Meier.

Symptom statt Ursache

Brisant: Oftmals ist das Smartphone gar nicht das Problem. Sondern nur das Symptom.

Meier erklärt: Wer zu oft am Smartphone klebe, flüchte manchmal vor der Realität. Dahinter stecken können unter anderem Mobbing, Ängste, Depressionen oder ein geringes Selbstvertrauen.

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In der Corona-Krise hat die seelische Belastung bei Kindern zugenommen. - dpa

Falls Kinder oder Jugendliche ein suchtartiges Verhalten entwickeln, sei es wichtig, ihre Motivation zu verstehen. Meier rät: «Angehörige sollen sich mit den gewählten Inhalten auseinandersetzen und fragen, womit sie helfen können. Auch sollte man die Betroffenen dabei unterstützen, Hilfe zu holen.»

Die Eltern hätten dabei mit ihrem eigenen Medienkonsum eine Vorbildrolle.

Könnten Sie ohne digitale Medien auskommen?

Daniel Süss, Professor für Medienpsychologie, ist das Suchtpotenzial von Social Media auch bekannt. «Betroffene sollten auf Sucht spezialisierte psychologische Beratung aufsuchen und sich helfen lassen, ihr Medienverhalten wieder in den Griff zu bekommen.»

Dabei sei es wichtig, realistische Ziele zu setzen und die Sozialkompetenzen zu fördern. Auch solle man alternative Aktivitäten finden, die einem Spass machen und guttäten.

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