Zürcher Impf-Touris: Ärger über Lücken im System
Im Kanton Zürich ist der Impfstoff gegen das Coronavirus knapp. Einige Zürcher erschleichen sich deshalb in Schwyz eine Impfung. Pro Senectute mahnt zur Geduld.

Das Wichtigste in Kürze
- In Zürich finden selbst über 75-Jährige derzeit nur schwer einen Impftermin.
- Das stiftet einige Ungeduldige zum Impftourismus an – auch Nicht-Risikopatienten.
- Die Stiftung Pro Senectute mahnt zur Geduld, bis es genügend Impfstoff gibt.
Weil in Zürich der Impfstoff gegen das Coronavirus knapp ist, lassen sich einige ausserhalb ihres Heimatkantons piksen. Das sorgt für Empörung: Die Stiftung Pro Senectute mahnt zur Geduld – und betont, dass sich viele Senioren gerne impfen lassen würden.
Im einwohnerreichsten Kanton der Schweiz sind die Dosen derart knapp, dass gar über 75-Jährige momentan nur schwer einen Termin finden. Den einen oder anderen lässt dieser Umstand auf strittige Mittel zurückgreifen.

Die «Sonntagszeitung» berichtete von einem 55-jährigen Juristen aus Zürich, der sich in Schwyz eine Impfung erschlich. Einem älteren Ehepaar, ebenfalls aus Zürich, vermittelte gar der Hausarzt einen Termin im Nachbarkanton.
An eine ausserkantonale Impfung gegen das Coronavirus zu kommen, ist offenbar vielerorts verblüffend einfach: Wer im Anmeldeformular angibt, im Kanton Schwyz zu leben, kann sich ohne weitere Prüfung für einen Termin anmelden.
Pro Senectute appelliert an Geduld bei Impfung gegen Coronavirus
Ein Umstand, welchen die Stiftung Pro Senectute gar nicht begrüsst. Sprecherin Tatjana Kistler sagt: «Wir wissen tatsächlich von vielen Senioren, die nicht zur ersten Prioritätsgruppe gehören, sich aber gerne zur Impfung anmelden möchten.» Darüber sei die Organisation sehr froh.
«Vor diesem Hintergrund sind Verfehlungen, über die momentan berichtet wird, nicht förderlich. Es zeigt aber die Herausforderungen des föderalen Vorgehens auf», so Kistler. Pro Senectute werde dies beobachten und setze sich dafür ein, dass Senioren, die sich impfen lassen möchten, keine Nachteile erleiden.

«Es braucht auch hier ein pragmatisches Vorgehen», fordert Kistler. «So halfen sich die Kantone in jüngster Vergangenheit aus, wenn der Impfstoff knapp war. Wir gehen davon aus, dass sich diese Ausnahmesituation schon bald normalisieren wird, sobald genügend Impfstoff vorhanden ist.»
Jetzt heisse es, Geduld zu beweisen, über einzelne Verfehlungen hinwegzusehen. «Im Wissen darum, dass es schon bald genügend Impfstoff geben wird.»