Claude Barras' neuer Animationsfilm «Sauvages» entführt das Publikum nach Borneo. Weltpremiere feiert das Werk im Mai bei den Filmfestspielen in Cannes.
Regisseur Claude Barras
Der Walliser Regisseur Claude Barras präsentiert seinen neuen Film erstmals beim diesjährigen Filmfestival von Cannes. (Archivbild) - keystone

Bereits der zweite Film von Claude Barras feiert am Filmfestival in Cannes Weltpremiere. Der Walliser Regisseur hat mit seinem neuen Werk «Sauvages» eine Fabel kreiert, die auf der südostasiatischen Insel Borneo spielt.

Der Animationsfilm «Sauvages» wird im Rahmen der Séances jeune public an der diesjährigen Ausgabe des französischen Festivals gezeigt. Dies acht Jahre nach der Weltpremiere von Claude Barras' «Ma vie de courgette» in der renommierten Sektion «Quinzaine des réalisateurs», ebenfalls in Cannes.

«Eine Vorführung in Cannes, um die Premiere eines Films zu feiern, ist etwas ziemlich Aussergewöhnliches», sagte Claude Barras im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Preise für «Ma vie de courgette»

Sein Film «Ma vie de courgette» lockte über 179'000 Zuschauerinnen und Zuschauer in die Schweizer Kinos und gewann verschiedene Auszeichnungen. Barras' neuer Film wird just in dem Jahr gezeigt, wo die Schweiz Gastland am «Marché du Film» ist. Beim Markt handelt es sich um eine Plattform der internationalen Filmindustrie.

Im Gespräch begrüsste der Romand die Anerkennung des Schweizer Films, der aufgrund der Mehrsprachigkeit und eines aufgeteilten Markts «durch Höhen und Tiefen» gehe.

«Um einen Stop-Motion-Animationsfilm zu machen, kann man sich mit Blick auf Budget und Publikum nicht auf die Schweiz beschränken», sagte Barras. Bei Stop-Motion-Filmen werden einzelne Bilder aufgenommen und aneinandergereiht, um die Illusion der Bewegung zu erzeugen.

Schweizerisch-französisch-belgische Co-Produktion

«Sauvages» ist eine schweizerisch-französisch-belgische Co-Produktion. Das Budget des Animationsfilms mit einer Dauer von knapp 90 Minuten umfasste zwischen 12 und 13 Millionen. Beim kürzeren Vorgängerfilm «Ma vie de Courgette», der eine Laufzeit von etwas mehr als eine Stunde hat, betrug das Budget zwischen sieben und acht Millionen.

Dieser war eine schweizerisch-französische Co-Produktion. Für seinen neuen Film arbeitete Barras mit Partner in Frankreich und Belgien zusammen, die ebenfalls mit der Stop-Motion-Technik Filme produzieren. «Die Zusammenarbeit mit den ausländischen Partnern war auch aus kreativer Sicht interessant», sagte der 51-jährige Walliser.

Über 300 Beteiligte

Insgesamt waren 300 Personen am Film beteiligt. Während des Höhepunkts der Dreharbeiten waren in Martigny VS 50 Personen beschäftigt. Das Abenteuer begann für Barras 2017 mit der Zeichnung des Orang-Utan-Babys, das im Animationsfilm eine Schlüsselrolle spielt. Danach verbrachte er ein Jahr in der «Groupe Ouest», einer Schreib-Residenz in der französischen Bretagne.

«Am Ende dieses Jahres hatte ich eine erste Drehbuchfassung, die es mir ermöglichte, Produzenten zu treffen». Es folgte eine Phase des Umschreibens mit der Co-Autorin Catherine Paillé, die schliesslich zum Film führte.

Bruno Manser und der Kampf für die Penan

«Sauvages» ist eine ökologische Fabel, die im Herzen des Regenwaldes spielt. Wie viele Schweizer seiner Generation wurde auch Barras stark von Bruno Manser und seinem Kampf zur Verteidigung der Lebensweise der Penan geprägt. Es handelt sich um eine indigene Gemeinschaft von Jägern und Sammlern im Wald von Borneo, die durch die Regenwaldabholzung bedroht ist.

Der Basler Umweltaktivist Manser gilt seit 2000 als vermisst, 2005 wurde er für verschollen erklärt. Barras besuchte die Penan 2018, der Film ist angelehnt an reale Ereignisse. Etwa an den Bau der neuen indonesischen Hauptstadt Nusantara, der Teile des Dschungels weichen müssen. Im neuen Film des Romands wird jedoch kein genauer Ort genannt.

«Die schönen Dinge bewahren»

Das Zielpublikum sind Familien und Kinder, wie bereits bei «Ma vie de courgette». «Der Film ist sehr realistisch, zeigt aber gleichzeitig eher die schönen Dinge, die es zu bewahren gilt», sagte Barras. Er sei der Ansicht, dass Kinderfilme eine positive Note haben müssten. «Die Natur ist zumal sehr widerstandsfähig: Es reicht eine Insel der Biodiversität, die sich ausbreitet, um das Blatt zu wenden», so der Regisseur.

Barras plant, nächstes Jahr mit dem Bruno-Manser-Fonds in das Land zurückzukehren. Er wolle den Film den Menschen zeigen, die er bei seinem Besuch 2018 traf. Bereits während der Dreharbeiten waren Mitgliedern der Penan-Gemeinschaft zu den Dreharbeiten nach Martigny gekommen. Aber zuerst wird er nach Cannes zur Weltpremiere seines neuen Films reisen.

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