Autos mit einem Keyless-Entry-System können ziemlich einfach gestohlen werden. Eine Schweizer Firma schützt vor den sogenannten Relay-Attacken.
Relay-Attacken
Das Keyless-Entry-System lässt sich mit Relay-Attacken ziemlich einfach überlisten. - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mit sogenannten Relay-Attacken können Autos ohne Einbruchsspuren gestohlen werden.
  • Eine Schweizer Firma schützt mit einem selbst entwickelten Chip vor solchen Attacken.

Viele neue Automodelle sind heute mit Keyless-Entry-Systemen ausgerüstet. Das bedeutet, dass der Besitzer seinen Wagen öffnen und starten kann, ohne dabei den Schlüssel aus der Tasche zu holen. Was für Autobesitzer bequem ist, hat aber auch seine Tücken.

Denn: Solche Autoschliesssysteme sind anfällig für sogenannte Relay-Attacken. Auf YouTube kursieren verschiedene Videos, in welchen Diebe Autos klauen, ohne dabei Einbruchsspuren zu hinterlassen.

Relay-Attacke in Solihull (GB): Innerhalb weniger Sekunden stehlen zwei Diebe ein Auto in England.

Wie die «BBC» vergangenen August schrieb, haben Diebstähle dieser Art in Grossbritannien stark zugenommen. In England und Wales seien Autodiebstähle auf einem achtjährigen Höchststand, so der britische Nachrichtensender.

Einfach zu überlisten

Doch wie funktionieren Relay-Attacken überhaupt? Einer, der sich mit der Thematik bestens auskennt, ist Silvan Wehrli. Er arbeitet für die Schweizer Firma «3db Access AG», welche einen Chip entwickelte, die Relay-Diebstähle verhindern soll. «Mit Relay-Attacken wird dem Auto vorgetäuscht, dass sich der Schlüssel in der Nähe befindet, obwohl das nicht der Fall ist», erklärt Wehrli.

Relay-Attacken
Mit Relay-Attacken können Autos innerhalb wenigen Sekunden gestohlen werden. - Keystone

Um erfolgreich eine Relay-Attacke durchzuführen, seien zwei Personen und die entsprechenden Geräte notwendig. «Dieb eins muss nahe beim Schlüssel sein und Dieb zwei steht beim Auto. Dieb eins empfängt die Signale vom Schlüssel und übergibt sie an Dieb zwei weiter, welcher es ans Auto weiterleitet.»

Das Auto denke dann, dass der Schlüssel in der Nähe ist, woraufhin sich die Türen öffnen. Schliesslich kann der Motor von den Dieben gestartet werden.

Eingebauter Chip zum Schutz vor Relay-Attacken

Die meisten Autos mit einem Keyless-Entry-System sind bis heute nicht vor Relay-Diebstählen geschützt. Genau das soll sich dank der Entwicklung eines Chips von «3db Access» ändern. Die Firma mit Hauptsitz in Zürich entwickelte einen Chip, der die Laufzeit des Signals zwischen dem Auto und dem Schlüssel auf eine Nanosekunde genau misst.

Mit dem Chip von «3db Access» können Relay-Attacken verhindert werden.

Damit lasse sich die Entfernung des Schlüssels zum Auto genau messen. Dies habe zur Folge, dass die Messung nicht durch Weiterleitung des Signals überlistet werden kann.

Ab Quartal eins 2020 werden die ersten Autos mit dem Chip ausgeliefert. Um welche Hersteller es sich dabei handelt, ist nicht bekannt. «Die Autoindustrie ist sehr verschlossen», sagt Wehrli auf Anfrage.

Wie kann man sich schützen?

Wer bereits ein Fahrzeug mit einem Keyless-Entry-System besitzt, kann sich dennoch vor einer Relay-Attacke schützen. «Man sollte den Schlüssel zu Hause nicht nahe an einer Aussenwand oder Türe hinlegen. Am besten legt man ihn in eine Metallbox», empfiehlt Wehrli.

In der Schweiz gäbe es gemäss Wehrli aber sowieso weniger oft ideale Bedingungen, wie das im YouTube-Video der Fall ist. Denn: Sobald das Auto in einer Tiefgarage parkiert ist, werde es für Diebe schwieriger, das Signal weiterzuleiten.

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