Birchgletscher oberhalb von Blatten VS war schon länger in Bewegung

Keystone-SDA
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Stäfa,

Gletscherforschende der ETH Zürich beobachten eine besorgniserregende Entwicklung am Birchgletscher.

Birchgletscher
Blick auf den Birchgletscher, einen Tag nachdem eine massive Lawine ins Tal abgegangen ist. - dpa

Gletscherforschende der ETH Zürich hatten den Birchgletscher oberhalb von Blatten VS schon länger auf dem Radar. Seit 2019 stiess die Gletscherfront um 50 Meter vor, obwohl Gletscher heute in der Regel auf dem Rückzug sind.

Die genauen Ursachen für den Gletscherabbruch vom Mittwoch seinen noch lange nicht restlos geklärt, wurde Daniel Farinotti, Professor für Glaziologie an der ETH Zürich und an der Forschungsanstalt WSL, in einer Mitteilung vom Freitag zitiert.

Konkret sei nicht klar, ob äussere Faktoren oder vor allem Vorgänge im Inneren des Gletschers seinen Abbruch ausgelöst hätten. Es gebe jedoch deutliche Anzeichen dafür, dass mehrere Felsstürze und eine Geländeverschiebung am Kleinen Nesthorn, dem Berg oberhalb des Gletschers, die Hauptauslöser gewesen seien.

Felslawinen erhöhen Druck auf das Eis

Durch die Felslawinen häuften sich rund 9 Millionen Tonnen Gestein auf dem Gletsher an. Dies habe den Druck auf das Eis erhöht und die Bildung von Schmelzwasser an der Basis des Gletshers begünstigt.

Zusammen mit dem eindringenden Regen und den instabil gewordenen Bergpartien habe dies dazu geführt, dass sich der Gletscher immer stärker talwärts bewegt habe – bis zum Abbruch.

Die ungewöhnliche Talbewegung des Gletschers war seit längerem im Gang. Ab 2019 stiess die Gletsherfront rund 50 Meter vor, obwohl Gletscher heute in der Regel auf dem Rückzug sind.

Eisdicke nimmt zu trotz allgemeinem Rückzug

Beobachtungsdaten zeigten zudem, dass die Eisdicke an der Gletsherzunge zwischen 2017 und 2023 um bis zu 20 Meter zunahm. Dies lag daran, dass das Gestin an der Oberfläche das Abschmelzen verhinderte. Der obere Teil wurde gleichzeitig dünner.

Das Kleine Nesthorn und der Birchgletscher wurden seit den 1990er-Jahren genauer überwacht, weil damals zwei Schnee- und Eislawinen zu Schäden geführt hatten. Diese systematische Überwachung und die vorsorgliche Evakuierung des Dorfes Blatten hätten nun noch Schlimmeres verhindern können, so die ETH.

Vergleich mit Kaukasus-Katastrophe

Im russischen Kaukasus kam es am 2. September 2002 zum noch viel grösseren Kolka-Karmadon-Gletscherkollaps, bei dem 100 Millionen Kubikmeter Eis bis zu 19 Kilometer talabwärts stürzten. Das Dorf Nizhniy Karmadon wurde verschüttet. 125 Menschen starben.

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Kommentare

User #4669 (nicht angemeldet)

Ich möchte ebenfalls darauf hinweisen dass auch der Rest des Berges instabil aussieht und von einem Wiederaufbau abraten, so entwurzelnd dies für die Betroffenen auch ist. Da das Problem im Auftauen des Permafrosts liegt, hat die Schweiz möglicherweise bald ein gigantisches Problem. Anzumerken ist dass beim Aufbau des Dorfes doch planlich gut vorgegangen wurde, bzw. Die Gefahrenzonen -den damaligen Verhältnissen angepasst- gut eingeschätzt und respektiert wurden. Man kann Tragödien tatsächlich mit der Auswertung von Satellitenbilder verhindern, indem man stets die Gefahrenzonen anpasst.

User #1573 (nicht angemeldet)

Ich bin gespannt was passiert mit den Millionen-Jahren eingeschlossenen Bakterien während dem Permafrost , die jetzt frei gesetzt wurden .

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