Nach zwei Liedern war Schluss. Beim Festival Parkonia im Berner Kocherpark intervenierte gestern Abend die Gewerbepolizei.
Besucher lauschen einem Konzert im Rahmen des Parkonias.
Besucher lauschen einem Konzert im Rahmen des Parkonias. - instagram.com/parkonia
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Beim Parkonia im Berner Kocherpark musste gestern ein Konzert abgebrochen werden.
  • Grund: Die Veranstalter haben nur freitags und samstags eine Bewilligung für Lautsprecher.

Im Rahmen einer normalen Kontrolle inspizierten Mitarbeiter der Berner Gewerbepolizei gestern Abend kurz nach 19 Uhr die Veranstalter des Kulturfestivals Parkonia im Berner Kocherpark. Dort war gerade ein Konzert im Gange. Weil dieses per Lautsprecher stattfand, baten die zivilen Kontrolleure die Organisatoren das Konzert abzubrechen und büssten sie. Der Grund dafür: Die Parkonia-Leiter haben nur am Freitag und Samstag von 19 bis 22 Uhr eine Bewilligung für verstärkte Konzerte.

Der Abbruch löste einige Reaktionen aus. Parkonia-Besucher und FDP-Stadtrat Tom Berger twitterte, er wisse nicht, ob er angesichts der polizeilichen Intervention lachen oder weinen solle.

Der Musiker Howald, dessen Konzert abgebrochen wurde, reagierte auf Facebook ungehalten mit «Fuck the police».

Manuel Michel, Organisator von Parkonia, hat grundsätzlich Verständnis für das Vorgehen der Gewerbepolizei. Obwohl das Konzert trotz Verstärkung nicht wahnsinnig laut gewesen sei, habe man am Donnerstag keine Bewilligung für Lautsprecher. Das Verhalten der Kontrolleure sei korrekt gewesen. Was Michel allerdings missfällt, ist das Bewilligungsverfahren und die Zusammenarbeit mit dem Veranstaltungsmanagement (VeMa) der Stadt Bern im Vorfeld ihrer Veranstaltung.

«Letztes Jahr mussten wir drei Wochen auf die Bewilligung warten, heuer waren es ganze sieben Monate», so Michel. «Das ist sehr frustrierend.» Zudem missfällt dem Organisator die einseitige Kommunikation des VeMa. «Man hat uns nicht zugehört, man hat einfach bestimmt.»

Norbert Esseiva, Leiter der Berner Gewerbepolizei, bei der das VeMa untergebracht ist, kann zu den Vorwürfen betreffend Kommunikation keine konkrete Stellung beziehen. Er sei als Leiter nicht mit jeden Einzelheiten vertraut. Zum langen Bewilligungsprozess sagt er: «Wir haben rund 1'000 Veranstaltungen, da ist es durchaus normal, dass eine Bewilligung erst kurz vor dem Anlass erteilt wird.»

Veraltete Gesetze

Stadtrat Tom Berger wollte mit seinem Tweet auf keinen Fall die Gewerbepolizei in die Pfanne hauen. Ihm gehe es vielmehr um die Thematik Lärm im Allgemeinen. «Wie kann es sein, dass inmitten der Hauptstadt um 19.30 Uhr ein Konzert verhindert wird?», fragt Berger und gibt die Antwort gleich selbst: «Indem die geltenden Lärmschutzverordnungen schlicht veraltet sind.» Dort sei in Zeiten von Pop-up-Bar und Anlässen wie das Parkonia zwingend Handlungsbedarf gefragt. Aus diesem Grund hat Berger vor den Sommerferien im Berner Stadtrat ein Postulat eingereicht.

Das Konzert im Kocherpark fand gestern Abend dann doch noch statt. Einfach «unplugged» und von einem anderen Musiker. Heute Abend geht das Parkonia planmässig zu Ende.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Facebook