Eltern protestieren gegen die neu fixen Bring- und Abholzeiten in Berner Kitas. Die Leiterin begründet die Neuerung mit den knappen Ressourcen.
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Eine Mutter holt ihr Kind in einer Kita ab. Bei den Stadt-Berner Kitas müssen Eltern neu pünktlich sein. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eltern müssen ihre Kinder in einem 15-Minuten-Fenster aus Berner Kitas abholen.
  • Die Kinder seien keine Roboter, klagt eine Mutter.
  • Die Kita-Leiterin begründet die Neuerung mit knappem Geld und Personal.
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Eigentlich sollten Kindertagesstätten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen. Den städtischen Berner Kitas wird nun vorgeworfen, das Gegenteil davon zu tun. Grund dafür ist eine Neuerung bei den Zeiten fürs Bringen und Abholen, die auf Kritik stösst.

So müssen Eltern seit Mitte Januar auf die Viertelstunde genau angeben, wann sie ihren Nachwuchs bringen und abholen werden. Zuvor gab es jeweils ein zweistündiges Fenster. Darüber berichtet die «Berner Zeitung».

Eine betroffene Mutter findet die neue Regelung unpraktisch. Ihre Tochter sei kein Roboter, sondern ein Kind am Anfang seiner Trotzphase. Pünktlich aus dem Haus zu kommen, sei deshalb nicht immer möglich.

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Ein Betreuer mit zwei Kindern in einer Kita. (Symbolbild) - keystone

Auch die Abholung auf 15 Minuten genau klappe nicht immer, da sie manchmal spontan etwas länger arbeite müsse. Deswegen wehrt sie sich gemeinsam mit anderen Eltern gegen die Neuerung.

Die neue Regel begründet Renata Rotem, die Leiterin der Kitas Stadt Bern, mit den knappen Ressourcen. Eine neue kantonale Verordnung definiert den Betreuungsschlüssel genauer. Deswegen wolle man auch in den Randzeiten nur so viele ausgebildete Betreuende aufbieten, wie nötig. «Wir versuchen lediglich, unsere Planung zu optimieren.»

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Ein Betreuer und eine Betreuerin bereiten zwei Kinder auf das Spielen im Freien vor. (Symbolbild) - Keystone

Mit der Neuerung wolle man nicht nur Geld sparen, so Rotem. Es gehe auch darum, sparsam mit dem knappen Personal umzugehen. Denn in den 13 städtischen Berner Kitas seien aktuell sieben Stellen frei. Eine Kindertagesstätte könne deshalb keine neuen Kinder aufnehmen.

Private Kitas hingegen sehen meist von den starren Bring- und Abholzeiten ab. Man wolle den berufstätigen Eltern das Leben nicht noch schwerer machen, so Lucien Brahier, Geschäftsführer von Kibe Plus. Seine Kita bietet deshalb am Morgen und am Abend ein Fenster von zwei Stunden an.

Unia: Fixe Abholzeiten eher ein Problem für wenig qualifizierte Eltern

Strampolino aber geht noch weiter als die Berner Kitas: Die schweizweit tätige Kette rechnet nicht mit einer Tagespauschale ab, sondern die Eltern buchen ein spezifisches Betreuungsfenster. Wird das Kind zu spät abgeholt, kostet es nach einer Kulanzfrist von einer Viertelstunde einen Franken pro Minute extra.

Die fixen Abholzeiten benachteiligten weniger qualifizierte Elternteile, sagt Aude Spang von der Gewerkschaft Unia. Denn im Gegensatz zu hochqualifizierten hätten sie oftmals Präsenzzeiten und wenige Zeitautonomie bei der Arbeit. Sie kämen dadurch noch mehr unter Druck.

Was finden Sie die fixen Bring- und Abholzeiten in Kitas?

Gleichzeitig aber hat sie Verständnis für die Massnahme der städtischen Berner Kitas: «Die Kinderbetreuung ist auf beiden Seiten prekär.» Kitas seien wegen der knappen Ressourcen auf möglichst hohe Planbarkeit angewiesen.

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