Viele Flüchtlingsfrauen werden in ihrer Heimat oder auf der Flucht Opfer von sexueller Gewalt. Der Bund will ihren Bedürfnissen nun stärker Rechnung tragen.
asylzentrum
In vielen Bundesasylzentren sind die Schlafräume nicht von innen abschliessbar. Das will der Bund ändern. Auch andere Massnahmen sind geplant, um die Situation von Flüchtlingsfrauen zu verbessern. (Themenbild) - sda - KEYSTONE/ALEXANDRA WEY
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bund will im Umgang mit Flüchtlingsfrauen neue Massnahmen ergreifen.
  • Das heutige Angebot für traumatisierte Migrantinnen reiche nicht aus.
  • Zu diesem Schluss kommt das Schweizerische Kompetenzzentrum für Menschenrechte (SKMR).

Flüchtlingsfrauen werden in ihrem Heimatland oder auf der Flucht nach Europa oft Opfer von sexueller Gewalt und Ausbeutung.

Der Nationalrat beauftragte den Bundesrat, die Betreuung und den Schutz dieser Frauen in der Schweiz zu analysieren und mögliche Verbesserungen aufzuzeigen. Er nahm ein entsprechendes Postulat von SP-Nationalrätin Yvonne Feri (AG) an.

gewalt
Viele Migrantinnen werden in ihrer Heimat oder auf der Flucht Opfer von Ausbeutung und/oder sexueller Gewalt. Das Therapieangebot für traumatisierte Flüchtlingsfrauen und -mädchen soll in der Schweiz ausgebaut werden. - Pixabay

Die Schlafräume in Bundesasylzentren sollen künftig von innen abschliessbar sein. Das ist eine der Massnahmen, mit welchen der Bund den Bedürfnissen von Flüchtlingsfrauen stärker Rechnung tragen will. Mangelhaft sind auch die Angebote für Opfer von Gewalt.

Geplante Massnahmen

In seinem am Mittwoch verabschiedeten Bericht zeigt der Bundesrat nun bereits ergriffene und geplante Massnahmen auf. Feri hatte insbesondere wissen wollen, ob nicht auch Frauen, die ausserhalb der Schweiz Opfer von sexueller Gewalt geworden sind, Anspruch auf Leistungen der Opferhilfe haben sollten. Das ist heute nicht der Fall.

Der Bundesrat will dies nicht ändern: Aus seiner Sicht stellt eine Änderung des Opferhilfegesetzes keine geeignete Lösung dar. Wichtig sei der Zugang zu medizinischer und psychologischer Hilfe, heisst es im Bericht.

integration
Flüchtlingsfrauen sollen in der Schweiz stärker unterstützt werden. - KEYSTONE

Allerdings stelle sich die Frage, ob es genügend Angebote gebe, welche den spezifischen Bedürfnissen von traumatisierten Flüchtlingsfrauen und -mädchen entsprächen, räumt er ein. Das Schweizerische Kompetenzzentrum für Menschenrechte (SKMR) hatte dies untersucht – und war zum Schluss gekommen, dass das vorhandene Angebot nicht ausreicht.

«Pragmatische Lösungen»

Die zuständigen Gremien sollen nun nach «pragmatischen Lösungen» suchen – im Interesse der Betroffenen und der Schweiz: Nur Frauen, die ihr Trauma einigermassen verarbeitet oder überwunden hätten, könnten sich in der Schweiz integrieren und ein selbstbestimmtes Leben in finanzieller Unabhängigkeit führen, heisst es im Bericht.

Verbesserungen sind beispielsweise auch bei der Schulung von Mitarbeitenden geplant. Dazu gehört die Sensibilisierung bezüglich frauenspezifischer Bedürfnisse und des Umgangs mit Opfern sexueller Gewalt oder Ausbeutung.

Die meisten Massnahmen könnten im Rahmen der bestehenden finanziellen Mittel umgesetzt werden, schreibt der Bundesrat.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

GewaltBundesratNationalratYvonne FeriMenschenrechte