Am Sonntag feierte Händels «Belshazzar» im Opernhaus Zürich Premiere. Das Stück versucht viel zu erklären und erzählt dabei wenig.
Opernhaus Zürich
Das Opernhaus Zürich. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Händels «Belshazzar» wurde 1745 als Oratorium uraufgeführt.
  • Am Sonntag feierte das Stück unter Regie von Sebastian Baumgarten in Zürich Premiere.
  • Kritisiert wird vor allem die multimediale Bilderflut.
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Händels «Belshazzar», 1745 als Oratorium uraufgeführt, hat mit seiner dramatischen Zuspitzung gewiss das Zeug zum Musiktheater. An der Premiere vom Sonntag im Opernhaus Zürich mangelte es der multimedialen Umsetzung allerdings an Stringenz.

Berichtet wird von der Hybris des Königs von Babylon. Er gibt sich mit seinem Hofstatt anlässlich des Sesach-Festes einer orgiastischen Zecherei hin. Dazu entweiht er die Kultgeräte der geknechteten Juden.

Dabei erscheint, jene Flammenschrift, das zur bekannten Redenwendung gewordene Menetekel, welches das Ende des babylonischen Reichs voraussagt. Denn: Schon haben die anstürmenden Perser unter Cyrus die Stadt gestürmt. Der Fall des trunkenen Königs und seiner Trabanten ist besiegelt; die Prophezeiung des Jesaia erfüllt sich, das jüdische Volk wird befreit.

Aufführung im Opernhaus Zürich will viel erklären

Stoff genug also für eine szenische Umsetzung, was auch schon mehrmals realisiert wurde. Sebastian Baumgarten scheitert im Zürcher Opernhaus allerdings am Anspruch, zu viel erklären zu wollen und zu wenig zu erzählen.

Opernhaus Zürich
Händels «Belshazzar» hatte am 3. November 2019 Premiere am Opernhaus Zürich. - sda - Keystone/Herwig PRAMMER

Seine Regie ist gespickt mit Anspielungen, Verweisen und optischen Zitaten. Das Regieteam hat enorm viel gehirnt. Doch mitteilen, plausibel machen oder berühren, das schafft dieser optische und gedankliche Overkill nicht.

Ist es nötig, die Ouvertüre, die zwar programmatische Elemente des Werks vorgibt, durch Videoeinspielungen zu bebildern? Offenbar wird dem Publikum nicht zugemutet, Musik ohne optische Zutat - Ablenkung?! - aufzunehmen.

Auch der weitere Verlauf frönt der aktuellen Tendenz, Kino und Bühne im Opernhaus Zürich zu vermengen. Das mag bisweilen tatsächlich eine zusätzliche Dimension darstellen. Oft, allzu oft aber ist es bloss trendiges Beigemüse unter dem Label «multimedial».

So dominieren immer wieder Videoprojektion in harten Schnitten die Szene (Barbara Steiner, Bühne, und Hannah Dörr, Video). Ein fensterartiger Ausschnitt in der als Stadtmauer gestalteten Bühnenrückwand gibt gleichsam die Kinoleinwand.

Umso erfreulich, was aus dem hochgefahrenen Orchestergraben dringt. Unter Laurence Cummings musiziert La Scintilla ausdrucksstark und farbenprächtig. Der bewährte Barockspezialist lässt das Orchester sprechen, singen, tanzen, einzelne Linien aufflammen, andere spröd und fahl klingen. Immer im Einklang mit dem Text.

Verfasser: Bruno Rauch, ch-intercultur

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