Letzten Sommer wurde noch angekündigt, dass die Familie Kellenberger ihren Anteil am Lingerie-Unternehmen Calida verkauft. Jetzt hat sich das Blatt gewendet.
Calida
Der Wäscheproduzent Calida erhält einen neuen Chef (Archivbild). - sda - KEYSTONE/URS FLUEELER
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Familie Kellenberger will ihren Anteil am Unternehmen Calida nun doch nicht verkaufen.
  • Im Verwaltungsrat kommt es zu Veränderungen.
  • Ex-CEO Felix Sulzberger soll ins Gremium einziehen

Beim Unterwäsche- und Lingerie-Hersteller Calida hat sich der Ankeraktionär umentschieden: Die Familie Kellenberger will ihren Anteil von gut einem Drittel am Unternehmen nun doch nicht verkaufen. Dies entgegen der Ankündigung im letzten Sommer. Dafür geht der CEO, und auch im Verwaltungsrat kommt es zu diversen Änderungen.

Die Familie Kellenberger wolle als Ankeraktionär mittelfristig engagiert bleiben, heisst es in einer Mitteilung von Calida vom Montag. Konkrete Gründe für den Meinungswechsel wurden nicht genannt.

Im Communiqué hiess es lediglich: «Nach eingehender Prüfung aller Optionen hat sich unsere Familie entschlossen, dass die mittelfristige Fortsetzung unseres Engagements die tragfähigste Lösung für das Unternehmen ist.» Betont wurde ausserdem, dass man hinter der aktuellen Strategie der Gesellschaft stehe.

Nachfolger gefunden

Noch im letzten Sommer wollten die Nachfahren des Firmengründers Max Kellenberger ihren Anteil an der Gesellschaft verkaufen. Gesucht wurden damals langfristig denkende Investoren, die die aktuelle Strategie des Unternehmens unterstützten. Die Firma zeigte sich damals zuversichtlich, solche zu finden.

Begründet worden war der geplante Rückzug im vergangenen Sommer mit Nachfolgeproblemen. Die Familie Kellenberger finde keinen Nachfolger mit der notwendigen industriellen Expertise für den aktuellen Familienvertreter im Verwaltungsrat, Erich Kellenberger.

Dies hat sich aus Sicht der Familie nun offensichtlich geändert. Denn jetzt soll Erich Kellenbergers Sohn Allan anstelle von diesem Mitglied des Verwaltungsrats werden. Er habe als direkter Nachkomme der Gründerfamilie Einblicke in die Organisation und Funktionsweise von Calida erhalten und verfüge über Branchenknowhow. So war er, gemäss Communiqué, von 2017 bis 2019 bei Calida-Tochterfirmen tätig.

Comeback des Ex-CEO von Calida

Neben Allan Kellenberger soll der frühere Calida-CEO Felix Sulzberger als unabhängiger Präsident neu ins Gremium einziehen. Neu zur Wahl stellen sich ausserdem der ehemalige Finanzchef Thomas Stöcklin sowie Eric Sibbern als Vertreter von Grossaktionär Veraison. Der meldete zuletzt einen Anteil von knapp 10 Prozent.

Veraison unterstützt laut einem eigenen Communiqué die Veränderungen. Ausserdem wird in der Mitteilung angeregt, den Verkauf von Lafuma Mobilier zu prüfen. Diese dürfte für den Investor bei einem Verkauf eine höhere Bewertung erzielen. Im Gegensatz zu heute als Teil der Calida Gruppe der Fall ist.

Zusätzlich werden laut den Angaben von Calida folgende bisherige Mitglieder zu Wiederwahl vorgeschlagen: Laurence Bourdon-Tracol, Patricia Gandji, Gregor Greber und Stefan Portmann.

Ausscheiden werden hingegen neben Erich Kellenberger der aktuelle Präsident Hans-Kristian Hoejsgaard und Lukas Morscher.

CEO geht aus persönlichen Gründen

Das neu zusammengesetzte Gremium muss jetzt einen neuen CEO suchen. Timo Schmidt-Eisenhart habe den Verwaltungsrat orientiert, dass er aus persönlichen Gründen von seiner Funktion zurücktrete. Ob dieser Abgang mit den Veränderungen im Verwaltungsrat zusammenhängt, geht aus der Mitteilung nicht hervor. Ein Sprecher wollte dies auf Anfrage nicht weiter erläutern.

Bis zur Ernennung einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers werde Timo Schmidt-Eisenhart seine Aufgaben als CEO unverändert wahrnehmen. Dazu wird eine geordnete Übergabe sichergestellt, wurde betont. Sein Verdienst wurden ausserdem verdankt.

Aktie im Plus

Analysten zeigten sich in ersten Kommentaren enttäuscht von den Vorgängen. So bedauert der Experte der Zürcher Kantonalbank den gleichzeitigen Abgang des CEO und des Verwaltungsratspräsidenten. Diese beiden Personen seien für die Strategie 2026 gestanden. Diese sieht ein organisches Wachstum und eine Steigerung der Marge vor.

An der Börse werden die Veränderungen gleichwohl positiv aufgenommen. Die Calida-Aktie zieht um 9.30 Uhr um 1,3 Prozent an, allerdings bei tiefen Volumina. Bislang hatte sich das Papier im laufenden Jahr aber unterdurchschnittlich entwickelt.

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