Die Uni Basel will die Semestergebühren für Langzeitstudierende verdoppeln. Das soll den Druck erhöhen. Studierende kritisieren den Entscheid.
Universität Zürich
Wer sein Studium nach sechs Jahren noch nicht abgeschlossen hat, soll künftig tiefer in die Tasche greifen – so die Pläne der Uni Basel. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Uni Basel will die Studiengebühren für Langzeitstudierende erhöhen.
  • So soll der Druck auf Betroffene verstärkt werden, endlich abzuschliessen.
  • Bei den Studierenden kommt das nicht gut an – sie fordern stattdessen bessere Beratung.
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Im Idealfall sollte ein Bachelorstudium in drei Jahren, sprich sechs Semestern, abgeschlossen werden. Die Realität sieht oft anders aus – auch an der Universität Basel.

Nun will sie sogenanntes «ewiges Studieren» büssen: Wer seinen Bachelor in sechs Jahren nicht schafft, zahlt von da an die doppelten Semestergebühren, so die Pläne.

In Zahlen heisst das: Statt bisher 850 Franken werden 1700 Franken pro Semester verlangt, wie SRF berichtet. Das Ziel der Universitätsleitung ist es, den Druck auf Langzeitstudierende zu erhöhen, endlich abzuschliessen.

Mehr Studienberatung statt finanzieller «Strafe»

In Bern kennt man das System schon seit ein paar Jahren, und an der Universität Zürich seit 2022. Ganz überraschend kommt der Entscheid aus Basel also nicht. Dennoch sorgt er bei den Studierenden für Kritik.

«Zusätzliche Unterstützungsmassnahmen führen zu Lösungen, dafür sind keine finanziellen Strafen nötig. Damit würde man nur Öl ins Feuer giessen», urteilt Gazmendi Noli vom Verband der Schweizer Studierendenschaften VSS.

Universität Basel
Langzeitstudierende an der Universität Basel sollen künftig 1700 statt 850 Franken zahlen.
VSS UNES
Der Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) sieht dies kritisch, schliesslich steckten oft private Probleme hinter einer langen Studienzeit.
An der Universität St. Gallen zahlen Langzeitstudierende schon heute 500 Franken mehr als «Reguläre».
Hauptgebaeude
Ähnlich verhält es sich an der Universität Bern.
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In allen Fällen kann jedoch ein Härtefallgesuch eingereicht werden – etwa wegen Krankheit oder Nebenerwerbs.

Sie begründet bei Nau.ch: «Hinter den langen Studiendauern sind vielfach handfeste familiäre oder persönliche Probleme versteckt. Ein Ausbau der Studienberatung könnte helfen, die Studienzeit zu verkürzen.»

Erhöhte Gebühren könnten zu weiteren Studienverlängerungen führen

Setze man stattdessen auf erhöhte Studiengebühren, müssten diese Personen ihr Studium weiter verlängern. Über 70 Prozent der Studierenden gehen einer Erwerbstätigkeit nach, meist um das Studium zu finanzieren. Für den VSS ist klar: «Je weniger finanzielle Mittel für das Studium zur Verfügung stehen, desto länger muss man studieren.»

Und: «Es gibt Bedenken, dass eine Erhöhung der Studiengebühren zu einem Anstieg der Studienabbrüche führen könnte.»

Für gewisse Fälle sieht die Universität Basel Ausnahmen vor. Verlängert man das Studium wegen Erkrankung, Kindererziehung oder Job, kommen keine zusätzlichen Kosten auf.

Die Allgemeinheit finanziert mit

Anders sieht es Roger Wehrli vom Wirtschaftsdachverband Economiesuisse. Für ihn ist klar: «Es nicht die Aufgabe der Gesellschaft, Langzeitstudierende zu finanzieren. Die Supermarkt-Kassiererin bezahlt das Studium einer privilegierten Person.»

Sollen die Studiengebühren für Langzeitstudierende erhöht werden?

Eigentlich sei die Absicht, dass Studierende in Form von Arbeitsleistung und höheren Steuern der Allgemeinheit etwas zurückgeben würden. Geschehe dies nicht, komme es zu einer unfairen und politisch nicht gewollten Umverteilung von unten nach oben.

Stand jetzt stehen die Pläne lediglich zur Debatte. Für die Universität Basel ist noch nichts entschieden – das geschieht erst im Frühling.

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