Vor mehreren Berner Bankfilialen stehen neuerdings rund um die Uhr Sicherheitsmitarbeiter. Die Banken geben sich geheimniskrämerisch. Ein Kriminologe klärt auf.
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Ein Securitas-Mitarbeiter (in Orange) bewacht die Filiale der Berner Kantonalbank in Interlaken. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Berner Kantonalbank setzt neuerdings Sicherheitspersonal vor ihren Filialen ein.
  • Auch in Deutschland wartet vor einigen Filialen jetzt die Security.
  • Ihr Einsatz steht nicht zuletzt im Zusammenhang mit Sprengungen von Bankautomaten.
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Wenn Überwachungskameras nicht mehr ausreichen: Neuerdings bewacht Sicherheitspersonal Filialen der Berner Kantonalbank (BEKB). So steht seit wenigen Wochen fast rund um die Uhr ein Securitas-Mitarbeiter mit oranger Weste vor der BEKB-Filiale in Interlaken. Das zeigen Nau.ch-Bilder.

Das gleiche Bild in Bern-Bümpliz: Auch dort wurde das Sicherheitskonzept kürzlich sichtlich aufgerüstet. «Was steckt dahinter?», fragt sich auch ein Nau.ch-Leser.

Sind Sie schon einmal Sicherheitspersonal vor einer Bankfiliale begegnet?

Die BEKB hält sich bedeckt. «Aus Sicherheitsgründen» nehme man dazu keine Stellung, teilt ein Sprecher auf Anfrage mit. Andere angefragte Banken wollen ebenso keine Stellung zu ihrem Sicherheitskonzept beziehen.

Auch die Sicherheitsfirma «Villiger Security», die Sicherheitsanlagen von Banken anbietet, gibt auf Anfrage nur ein knappes Statement ab: «Wir vermuten, dass sie sich so gegen Überfalle auf Bankomaten absichern möchten.»

Berner Kantonalbank
Die Berner Kantonalbank setzt neu Sicherheitspersonal vor ihren Filialen ein.
Berner Kantonalbank
Warum, will die BEKB nicht sagen.
Egliswil: Geldautomat gesprengt
Sprengungen von Geldautomaten wie hier in Egliswil AG nehmen zu. (Archivbild)
Securitas
Die Securitas dürften unter anderem wegen Sprengungen zum Einsatz kommen. (Symbolbild)

Ein Blick nach Deutschland gibt mehr Aufschluss. In Bremerhaven an der Nordseeküste setzt eine Sparkasse Security-Mitarbeiter zum Schutz ihrer Kundinnen und Kunden ein.

Grund dafür ist keine Zunahme an Banküberfällen. In den vergangenen Monaten haben sich stattdessen Vorfälle von Ruhestörungen, Vandalismus bis hin zu körperlichen Angriffen gehäuft. Das berichtete das Portal «Nord 24».

Security-Mitarbeiter sollen potenzielle Täter abschrecken

Auch in der Schweiz dürften Auseinandersetzungen mit ein Grund für den Einsatz von Sicherheitspersonal sein, wie Kriminologe Dirk Baier vermutet. Er verweist darauf, dass in Bezug auf andere Behörden drohendes Verhalten der Kundinnen und Kunden und physische Übergriffe zunehmen.

«Möglicherweise gilt dies auch für Banken in bestimmten, insbesondere grosstädtischen Gebieten», sagt er zu Nau.ch. «Securitas-Mitarbeitende könnten also eingesetzt werden, um solche Übergriffe zu verhindern oder zu intervenieren, wenn es dazu kommt.»

Dirk Baier
Dirk Baier forscht am Institut für Delinquenz und Kriminalprävention der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). - ZHAW

Die Sicherheitsmitarbeiter dienen dabei in erster Linie zur Abschreckung. «Sie sind ein Signal an potenzielle Tatpersonen, dass sich ein Angriff nicht lohnt, weil dieses Personal vor Ort ist.» Hinzu kommt, dass ihr Einsatz das Sicherheitsgefühl sowohl der Kundschaft als auch der Mitarbeitenden erhöht. Baier warnt aber davor, die erhoffte Wirkung zu überschätzen.

Sprengungen von Bankautomaten auf dem Vormarsch

Ein weiterer möglicher Grund für den Einsatz von Sicherheitspersonal sind Bankautomatensprengungen. Diese beschäftigen seit einigen Jahren ganz Europa. Banken rüsteten als Reaktion darauf massiv auf. Etwa in Form von Tinten-Tanks, die bei einer Explosion kaputtgehen und das Geld einfärben.

Die Beliebtheit der Sprengungen sei einerseits der Tatsache geschuldet, dass diese erfolgreich und schnell erlernbar seien, so Baier. «Andererseits sind kriminelle Banden in diesem Bereich tätig. Und die arbeiten dann professionell die Automaten ab, bei denen sich die Sprengungen lohnen.»

Die Meldungen zu Sprengungen in der Schweiz gingen jüngst wieder zurück. Im Jahr 2022 lag die Zahl schweizweit noch bei 56 Sprengungen, im zurückliegenden Jahr gab es 32. Das geht aus Zahlen hervor, die das Fedpol Nau.ch zur Verfügung gestellt hat.

Bankautomaten Sprengungen
Die Bankautomatensprengungen haben jüngst wieder abgenommen. - Fedpol auf Anfrage von Nau.ch

Dennoch warnen Sicherheitsexperten: Noch ist die Gefahr nicht gebannt. Die Sicherheitsfirma «Villiger Security» verweist darauf, dass es immer noch viele ungeschützte Bankautomaten in der Schweiz gebe. «Zudem lockt der starke Franken vermehrt Täterschaft vom Ausland in die Schweiz für kriminelle Machenschaften.»

Sicherheitspersonal könnte also die Anzahl Sprengungen weiter reduzieren.

Kriminologe Dirk Baier warnt aber davor, die Wirkung von Security-Mitarbeitern zu überschätzen. «Die Entscheidung von Tatpersonen, einen Banküberfall oder eine Automatensprengung zu begehen, ist nur zu einem kleinen Teil davon abhängig.»

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