Die Zeckenimpfungen nahmen im letzten Jahr massiv zu und auch dieses Jahr wird ein Rekordjahr. Nun gehen der Schweiz die Impfungen aus. Was tun?
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Zeckenimpfungen nehmen in der Schweiz zu. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Nachfrage nach Zeckenimpfungen hat sich verdoppelt.
  • Jetzt warnt das BAG vor einem Engpass bei den FSME-Impfungen.
  • Wer bereits zwei Impfungen gemacht hat, soll mit der dritten warten, rät der Impfexperte.

Das Bundesamt für Gesundheit BAG warnt: Impfspritzen gegen die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) sind derzeit nur beschränkt lieferbar.

Mark Witschi, Leiter Sektion Impfempfehlungen und Bekämpfungsmassnahmen beim BAG, erklärt: «In diesem Jahr wurden in den ersten vier Monaten 350'000 Impfdosen gebraucht. Letztes Jahr waren es zum gleichen Zeitpunkt 136'000 – die Zahl hat sich also mehr als verdoppelt.»

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Zecken übertragen die Frühsommer-Meningoenzephalitis. - keystone

Schon im Oktober letzten Jahres wurde die Ausweitung der Impfempfehlung bekannt gegeben. «Wir hatten die Hersteller so früh wie möglich über die geplante Ausweitung der Risikogebiete informiert, damit sie mehr Impfstoff zur Verfügung stellen. Aber die Nachfrage war schliesslich noch grösser als erwartet.»

BAG versucht Hamsterkäufe zu verhindern

Die Produktion kurzfristig hochzufahren sei nicht einfach und könne mehrere Jahre dauern, erklärt Witschi. Zudem: «Bisher sind die beiden Impfstoffe noch nicht lagerpflichtig.» Erst nächstes Jahr soll dies eingeführt werden.

«Die Herstellerfirmen müssen dann Impfstoffe lagern, um den Bedarf für drei bis vier Monate abdecken zu können – natürlich nur, solange genügend Impfstoffe vorhanden sind.»

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Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) registrierte im vergangenen Jahr über 370 Fälle der Hirnhautentzündung FSME. Das sind so viele Erkrankungen wie noch nie. - BAG

Um Hamsterkäufe zu verhindern, kann die Herstellerfirma – in diesem Fall GSK und Pfizer – Maximalmengen festlegen für Ärzte und Pharmagrossisten. «Wir vom BAG geben zudem eine Priorisierung heraus: Wer bereits die zweite Impfung gemacht hat, soll mit der dritten und der Auffrischung nach 10 Jahren ein bisschen warten.»

Denn schon etwa drei Wochen nach der zweiten Dosis sind bei über 95 Prozent der Geimpften Antikörper vorhanden, die für ein Jahr schützen. Die dritte Impfung schützt danach während zehn Jahren.

Ärzte dürfen Impfstoff nicht bunkern

Wer sich jetzt gegen FSME impfen lassen will, kann das gemäss Mark Witschi problemlos tun. «Denn eine gewisse Menge an Impfstoffen ist noch vorhanden. Wenn ein Arzt ausgeschossen ist, sollte man sich nicht gleich abschrecken lassen und bei einem anderen Arzt nachfragen.»

Ärztinnen und Ärzte sind in ihren Möglichkeiten beschränkt, erklärt Witschi weiter. «Die Ärzte könnten sich untereinander austauschen und sich gegenseitig Patienten zuschicken, falls sie selbst keine Impfdosen mehr haben. Sie dürfen jedoch Impfstoffe aus Versicherungsgründen nicht aus der eigenen Praxis weitergeben, da zum Beispiel die Kühlkette unterbrochen und der Wirkstoff beschädigt werden könnte.»

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Zudem lässt sich auf impfapotheke.ch abklären, welche Apotheke FSME-Impfungen grundsätzlich anbietet. Dies ist nicht in allen Kantonen gleich geregelt. - Keystone

Die BAG-Warnung dauert bis Anfangs Juli. «Der Engpass wird aber wohl eher bis in den Herbst dauern», schätzt Witschi. Gemäss BAG ist der Peak überstanden: Im Mai wurden etwa 50'000 Impfdosen für Erwachsene und etwa 20'000 für Kinder verimpft. Ende Sommer nimmt die Nachfrage wieder ab.

2018 wurden 500'000 Dosen verbraucht, was etwa 166'000 Personen entspricht. Der Rekord wurde übrigens 2007 verzeichnet. Damals wurden über eine Million Dosen verimpft.

Das BAG setzt sich weiterhin dafür ein, dass genügend Impfdosen von den Firmen geliefert werden. Ob der Bedarf in den kommenden Jahren so hoch bleiben wird, ist jedoch schwierig abzuschätzen.

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