Die Absage des Alba-Festivals ist ein Schock für Kosovaren und Albaner in der Schweiz. Nach dem Entscheid des Kantons geht das Festival vor Gericht.
Zürich alba festival
2019 fand das Alba Festival mit Tausenden Zuschauern statt. - Screenshot: Youtube/alba Festival

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Regierungsrat des Kantons Zürich hat dem Alba-Festival die Bewilligung entzogen.
  • Schuld sind die fehlenden Intensivbetten, welche die Durchführung verunmöglichen.
  • Die Veranstalter reagieren mit Überraschung und Bestürzung auf den Entscheid.
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Fehlende Intensivbetten werden den Organisatoren des Alba-Festivals zum Verhängnis. Am Donnerstagnachmittag hat der Kanton Zürich die Bewilligung des albanischen Musikfestivals entzogen – weniger als 48 Stunden vor Festivalbeginn.

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Bilder aus 2019: Ausgelassene Stimmung am Alba-Festival am Wochenende auf dem Zürcher Hardturm-Areal. - Instagram

Eine Beschwerde hat das Verwaltungsgericht abgewiesen, wie die Zürcher Staatskanzlei gegenüber Nau.ch bestätigt. Ein Antrag auf superprovisorische Aufhebung der Präsidialverfügung und Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung der Beschwerde wurde damit abgewiesen.

Diskriminierungs-Vorwurf gegen Regierungsrat

«Ich bin extrem enttäuscht», sagt Veranstalter Adem Morina an der Pressekonferenz heute Freitagnachmittag. Die Begründung des Regierungsrat erwecke den Eindruck, dass die albanisch-stämmige Community anders behandeln werde «als zum Beispiel ein Schwingfest».

Er stellt klar: «Ich habe mir klar diskriminiert gefühlt. Wir hätten fürs Schutzkonzept viel mehr gemacht als wir eigentlich müssten. » Das Personal hätte zusätzlich Maske getragen, man hätte dem Kanton eine Plattform geboten, um fürs Impfen zu werben.

FDP-Gemeinderat Perparim Avdili pflichtet dem Veranstalter bei. Mit dem Entscheid und der Begründung werde eine bestimmte Bevölkerungsgruppe klar «stigmatisiert».

Dann doppelt er nach: «Man könnte mit dieser Begründung auch ein Schwingfest absagen, weil da viele SVPler sind und die sind auch oft nicht geimpft.»

«Der emotionale Schaden ist gross», sagt Veranstalter Adem Morina. Der finanzielle Verlust könne zurzeit noch nicht beziffert werden. Fest steht nur: «Es gibt keine Versicherung, die so etwas deckt.»

Ferienrückkehrer aus dem Balkan belegen Intensivbetten

Grossveranstaltungen sind trotz Schutzkonzept weiterhin nur mit Vorbehalt bewilligt. Die epidemiologische Situation würde eine Veranstaltung mit 20'000 Fans nicht zulassen, heisst es in der Mitteilung des Regierungsrats vom Donnerstag. Die Belastung auf den Intensivstationen nähere sich der kritischen Grenze.

Intensivstation Coronavirus
Symbolbild: Die Intensivstation des Kantonsspitals Freiburg, im November 2020. Heute ist die Auslastung der Spitäler aufgrund von Patienten mit Coronavirus im Schnitt wieder bei über 70 Prozent. - Keystone

Mit grossen Festivals steige erfahrungsgemäss die Zahl von Patienten, die es notfallmässig und gegebenenfalls auf der Intensivstation zu versorgen gilt. «Eine solche Zusatzbelastung der Spitäler will der Regierungsrat in der aktuell sensiblen Situation vermeiden.»

Ein weiteres Problem stelle das angesprochene Publikum des «grössten albanischen Festival Europas» dar. «Erkenntnisse aus dem Contact Tracing des Kantons Zürich wie auch das Update der Covid-Science-Task-Force zeigen, dass sich Ferienrückkehrer aus dem Balkan überdurchschnittlich oft mit Covid-19 infiziert haben.»

Halten Sie die Absage des Alba-Festivals für angemessen?

Auf den Intensivstationen befinden sich überdurchschnittlich viele Reiserückkehrer aus dem Balkan. Die Impfquote der albanisch-stämmigen Bevölkerungsgruppe ist tief, sei daraus abzuleiten.

Am Alba-Festival wären auf dem Zürcher Hardturmareal Stars aus Albanien und dem Kosovo aufgetreten.

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