Laut der Akademie Menschenmedizin wird in der Coronavirus-Pandemie die psychische Gesundheit drastisch vernachlässigt.
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Viele Menschen leiden psychisch an den Folgen der Coronapandemie. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Immer mehr Menschen leiden psychisch unter der Coronavirus-Pandemie.
  • Laut der Akademie Menschenmedizin werden diese Umstände zu wenig berücksichtigt.

Die Fixierung in der Medizin auf das Körperliche dominiert das Verständnis von Gesund- und Kranksein seit Jahrzehnten. Die seelischen Folgen der Corona-Pandemie machen jedoch deutlich, dass dieses Bild zu kurz greift. Das schreibt die Akademie Menschenmedizin in einer Mitteilung vom Dienstag.

Im Zuge der Corona-Pandemie werden psychische Leiden häufiger und schlimmer. So vermeldeten die Schweizer Kinder- und Jugendpsychiatrien im Herbst 2020 einen Zustrom an neuen Patienten.

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Jugend- und Kinderpsychiatrien in der Schweiz verzeichneten einen grossen Zustrom. - sda - KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Während der zweiten Welle berichteten doppelt so viele Menschen von schweren depressiven Symptomen als noch im April. Das ergab eine Umfrage der Uni Basel. Und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zeigte: Die Lebensqualität von in der Schweiz lebenden Menschen ist im Corona-Winter gesunken.

Psychische Leiden erhalten zu wenig Aufmerksamkeit

Doch gemäss der Akademie Menschenmedizin (AMM) wurde den seelischen Folgen der Krise bisher öffentlich zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Vielmehr liege der Fokus seit einem Jahr auf der Zahl der Corona-Infizierten, den Geimpften, den R-Werten und Massnahmen. Wenn über die Lage und Massnahmen diskutiert werden, erhielten die psychischen Leiden zu wenig Aufmerksamkeit.

Auch Sicht der AMM wäre es wichtig, den Blick zu erweitern. Die Charta der Akademie Menschenmedizin versteht Körper, Seele und Geist als untrennbare Einheit. Aber Hilfe für diejenigen, die durch die Corona-Krise in Nöte geraten, biete das Gesundheitswesen nur sehr unzureichend.

Die Organisation fordert ein «neues, vollständiges Menschenbild in Medizin und Gesellschaft». Behandlung und Begleitung von Patienten sollen demnach durch interprofessionelle Teams erfolgen, in denen Psychologie, Theologie und Sozialarbeit feste Bestandteile sind.

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