Aargauer Förster fällt umstrittenen Baum, dann fallen Schüsse

Es sind Szenen wie im Wilden Westen: Als ein Förster in Seon AG nach einem Gerichtsentscheid einen umstrittenen Baum fällen muss, fallen plötzlich Schüsse.

Doch der Reihe nach. Im Garten von Aargauerin Rita Rufli (83) wächst seit 50 Jahren eine Thuja – der Lieblingsbaum ihres kürzlich verstorbenen Mannes. Doch weil es einen Nachbarn stört, dass der Baum zu nahe an seinem Grundstück steht, muss er gefällt werden. Das hat das Bezirksgericht Lenzburg vor einem Jahr entschieden.

Am Tag der Fällung sagt die traurige Rita Rufli zu anwesenden Journalisten von TeleM1: «Ich bin froh, dass mein Mann das nicht miterleben muss. Ich bin sehr froh, dass er hier nicht mit uns mitleiden muss.» Es sind emotionale Szenen, als der Lebensbaum Ast für Ast abgesägt wird.

Doch offenbar ist die Seniorin nicht die Einzige, die ein Problem mit der Abholzung der Thuja hat. Auf einmal unterbricht der Förster seine Arbeit: «Es schiesst jemand mit einem Gewehr. Er hat schon zweimal hierhin geschossen. Gopfertammi!»

Er geht davon aus, dass es sich um Schüsse aus einem Luftgewehr handelt – verletzt wird er nicht. Wenig später fällt er den Baum zu Ende.

Rita Rufli ist in Tränen aufgelöst. «Dass man so einen Nachbarn haben muss, dem so ein wunderschöner Baum im Weg ist», sagt sie ungläubig. «Das kann ich nicht begreifen.» Den Stamm der Thuja soll nun ein Künstler erhalten, um eine Skulptur daraus zu schnitzen.