Wir erklären: Das Darknet. Wo die Chancen und wo die Gefahren dieser Erfindung sind.
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Darknet ist den vielen Leuten bis heute ein Fremdwort. Es handelt sich um eine Serververbindung.
  • Es wird interessant, wie sich das Ganze entwickeln wird.

Noch vor dreissig Jahren trafen sich die grossen Drogenbosse in kleinen Hinterzimmern heruntergekommener Aussenquartiere in Grossstädten, Mittelmänner und Spione hatten Hochkonjunktur, organisierten oder zerstörten die riesigen Gebilde des Drogenhandels, der seinen Höhepunkt in den 80er-Jahren erreichte. Neue Zeiten, neue Sitten. Das Internet hat nicht nur unser Alltagsleben auf den Kopf gestellt, auch die Kriminellen haben sich die neue Technik zunutze gemacht. Das Hinterzimmer heisst nun Darknet und ist das Hinterzimmer des Internets. Was steckt hinter diesem Konstrukt, das den Grossteil des gesamten Internetverkehrs ausmacht? Ein Augenschein in die Grauzone Darknet.

Totale Anonymität

Das Darknet ist den meisten Leuten bis heute ein Fremdwort. Es handelt sich um eine Serververbindung, wie im normalen Internet auch. Um ins Darknet zu gelangen, benutzt man gängige Netzwerke wie etwa den Tor-Browser, dessen Webseiten alle auf .onion enden. Die Verbindung wird dabei nicht vollautomatisch wie etwa bei Google initiiert, was die IP-Adresse für den Suchmaschinenbetreiber offengelegt, sondern manuell verknüpft. Beim Tor-Browser wird die Verbindung zur gewünschten Seite über mehrere Webserver quer über den Planeten verstreut. So kann die IP-Adresse nicht zurückverfolgt werden und bietet dem Nutzer so Netzanonymität.

Mit dem Deep Web darf das Darknet nicht verwechselt werden. Dieses steht für alle Internetseiten, die nicht direkt über eine Suchmaschine abgerufen werden können, etwa passwortgesicherte Internetforen. Schätzungen aus dem Jahr 2001 gingen davon aus, dass das Deep Web die Datenmenge des normalen Netzes um 400 bis 550 Mal übersteigt. Seither konnten keine verlässlichen Messungen mehr gemacht werden. Die Datenmenge ist schlicht zu gross.

Seit den 70er-Jahren gibt es das Darknet, damals in Zusammenhang mit dem Arpanet, einem Computernetzwerk der US-Luftwaffe und Vorläufer des heutigen Internets. Es beschrieb vom Arpanet isolierte Netzwerke.

Die totale Anarchie

Es lässt sich nicht leugnen: Das Darknet ist ein anarchischer Ort. Das Fehlen von Rahmenbedingungen und Gesetzen macht es zu einem interessanten, aber auch kriminellen Ort. Mit wenigen Mausklicks landet man bei harmlosen Hanfverkäufern. Sucht man tiefer, geht es von Menschenhandel und Auftragsmorden bis hin zu Kinderpornografie, die alle bedenklich viel Beachtung finden. Der Verkauf von harten Drogen ist das Hauptgeschäft. Zahlreiche Webseiten schiessen wie Pilze aus dem Boden, Alphabay war bis im Juli 2017 der grösste Anbieter von Drogen, ehe er von den Behörden aus dem Verkehr genommen wurde.

Der grösste Schwachpunkt des Darknets ist, dass es sich nicht von selbst regulieren kann. Die Polizei tappt meist im Dunkeln, die Kriminellen sind ihr in der Regel einen Schritt voraus. Gelingt die Zerschlagung eines Netzwerks illegalen Inhaltes, formiert sich in wenigen Wochen bereits das nächste.

Verfechter der Meinungsfreiheit

Auch das Darknet hat Vorteile. Gerade in Zeiten, in denen die Netzneutralität zum ersten Mal ernsthaft gefährdet scheint, in denen die Überwachung übers Internet immer stärker wird, bietet das Darknet einen Raum der vollständigen Netzfreiheit. Bedeutend ist das vor allem für Menschen in totalitären Regimen. China, ein hochautoritäres Einparteiensystem, versucht jede Kritik am Regime zu unterbinden. Facebook, Twitter, etc. sind verboten. Als jüngeres, aktuelleres Beispiel eignet sich die Türkei. Unter dem autoritären Präsidenten Erdogan wurde die Internetzensur erhöht. Im November 2016, nach Festnahmen mehrerer Oppositionspolitiker, wurden WhatsApp, Twitter und Facebook allesamt gesperrt, später aber wieder freigegeben. In der Türkei ist Wikipedia bis heute gesperrt und kann nur über das Darknet erreicht werden.

Dank Suchmaschinen wie dem Tor-Browser können normale Nutzer auf Inhalte zugreifen, die das Regime zensuriert hat und Regimekritiker können dank der gewonnenen Anonymität ihre Beiträge sicher mit der Welt teilen. Das Darknet wird damit zu einer wichtigen Stütze der Meinungsfreiheit in totalitären Staaten.

Nicht aufhaltbar

Das Darknet wird uns auch in Zukunft regelmässig beschäftigen. Die breite Masse hat den Zugang erst in den vergangenen Jahren gefunden. Interessant wird es sein zu sehen, wie sich das Darknet entwickelt. Noch wird es zumeist verteufelt und in Verbindung mit kriminellen Machenschaften genannt. Die Möglichkeiten, die es unterdrückten Menschen bietet, sollten aber nicht unterschätzt werden. Es bleibt eine legale Grauzone mit Vor- und Nachteilen.

Das Darknet bietet auch Vorteile. - Tize
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