Forscher schlagen Alarm: Es gibt immer weniger Futterpflanzen für Insekten. In den vergangenen 100 Jahren hat die Diversität dramatisch abgenommen, wie eine Untersuchung im Kanton Zürich zeigt. Bienen, Fliegen und Schmetterlingen fehlt zunehmend die Nahrungsgrundlage.
Ein Hornkleewidderchen sitzt auf eine Wiesenflockenblume.
Ein Hornkleewidderchen sitzt auf eine Wiesenflockenblume. - sda - Universität Zürich: Beat Wermelinger
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Das Wichtigste in Kürze

  • Forscher warnen davor, dass es immer weniger Futterpflanzen für Insekten gibt.
  • Mit ein Grund: Die ursprünglich vielfältige Landschaft ist eintöniger geworden.

Forscher schlagen Alarm: Es gibt immer weniger Futterpflanzen für Insekten. In den vergangenen 100 Jahren hat die Diversität dramatisch abgenommen, wie eine Untersuchung im Kanton Zürich zeigt. Bienen, Fliegen und Schmetterlingen fehlt zunehmend die Nahrungsgrundlage.

Für das Forschungsprojekt wurde der ganze Kanton Zürich kartiert. Die Ergebnisse sind mit kleinen regionalen Einschränkungen auf ganz Mitteleuropa übertragbar, wie die Universität Zürich am Montag mitteilte.

Wiesenlandschaft
Wiesenlandschaft. - Pixabay

Die ursprünglich vielfältige Landschaft ist eintöniger geworden, vor allem Feuchtgebiete sind verschwunden. Siedlungen haben sich auf Kosten der Kulturlandflächen ausgebreitet. Intensivierung von Futter- und Ackerbau führten zu eine Verarmung der Wiesen- und Ackerhabitate. Insgesamt wurden alle Pflanzengemeinschaften deutlich monotoner; es dominieren wenige häufige Arten, wie es in der Mitteilung heisst.

Hälfte aller Arten deutlich abgenommen

«Wie die Vegetation vor hundert Jahren aussah, ist für uns kaum mehr vorstellbar». Dies sagt Michael Kessler vom Institut für Systematische und Evolutionäre Botanik der Universität Zürich. Die Daten zeigten, dass etwa die Hälfte aller Arten deutlich abgenommen habe; nur zehn Prozent der Arten hätten dagegen zugenommen.

Besonders dramatisch ist der Rückgang bei Pflanzenarten, die nur von einer einzigen Insektengruppe bestäubt werden können. Zum Beispiel beim Blauen Eisenhut. Der kann nur von Hummeln bestäubt werden, weil ihnen offenbar das Gift dieser Pflanze nichts anhaben kann.

biodiversität
Eine Biene sammelt Nektar. - dpa

Die Wissenschaftler der Universitäten Bonn und Zürich sowie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) verglichen in ihrer Untersuchung die Häufigkeiten von Futterpflanzen verschiedener Insektengruppen, die auf aktuellen Kartierungen der Jahre 2012 bis 2017 basieren, mit datenbasierten Einschätzungen aus den Jahren 1900 bis 1930 im Kanton Zürich.

Hilfe von «Citizen Scientists»

Bei der aktuellen Kartierung und bei der Aufarbeitung der historischen Sammlungen halfen 250 Bürgerinnen und Bürger mit entsprechenden botanischen Kenntnissen. Ohne diese «Citizen Scientists» wäre ein Projekt dieses Umfangs nicht möglich gewesen, wie Thomas Wohlgemuth von der WSL sagt. Er hat das Kartierungsprojekt vor zehn Jahren mit der Zürcherischen Botanischen Gesellschaft ins Leben gerufen.

Die wichtigste Quelle zur früheren Flora im Kanton Zürich war das unveröffentlichte, handschriftliche Manuskript von Eugen Baumann. Eine Sammlung aus rund 1200 Seiten. Darin sind exakte und detaillierte Informationen zum Vorkommen und zur Verbreitung von Pflanzenarten vor dem Jahr 1930 enthalten.

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