Die Verteidiger von Markus Braun, Ex-Vorstandschef bei Wirecard, sprechen von einer «Farce» und schweren Justizfehlern und fordern seine Freilassung.
Markus Braun
Ex-Wirecard-Vorstandschef Markus Braun - POOL/AFP/Archiv
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Markus Brauns Verteidiger fordern die Aufhebung der U-Haft und dessen Freilassung.
  • Gleichzeitig werfen sie der Justiz schwere Fehler und mangelnde Aufarbeitung vor.
  • Es würde von falschen Tatbildern, falschen Motiven und falschen Strukturen ausgegangen.

Im Münchner Wirecard-Prozess fordern die Verteidiger von Ex-Vorstandschef Markus Braun die Freilassung des seit drei Jahren in Untersuchungshaft sitzenden Managers.

Rechtsanwalt Alfred Dierlamm beantragte am Donnerstag vor dem Landgericht München I ausserdem erneut die Aussetzung des Verfahrens und warf der Justiz schwere Fehler vor. Der Verteidiger sprach von einer «Farce». «Eine Auswertung der Zahlungsflüsse (bei Wirecard) hat faktisch nicht stattgefunden.»

«Auch nach über drei Jahren Verfahrensdauer haben die Justizbehörden das wahre Tatbild und die Veruntreuungen von Wirecard-Vermögen in Millionenhöhe nicht – nicht einmal ansatzweise – aufgeklärt», sagte Dierlamm. «Im Gegenteil: Sie tun alles, um das falsche Narrativ von Herrn Dr. Braun als »Bandenchef« aufrecht zu erhalten.»

Ex-Vorstandschef Braun will laut Verteidigern kooperieren

Die Staatsanwaltschaft wirft Braun und zwei mitangeklagten früheren Wirecard-Managern vor, im Verein mit weiteren Komplizen eine kriminelle Bande gebildet und kreditgebende Banken um drei Milliarden Euro geprellt zu haben. Der Dax-Konzern war laut Anklage defizitär. Um die Kredite zu bekommen, soll die Bande wiederum Milliardenumsätze erdichtet haben. Grundlage sind die Aussagen des Kronzeugen Oliver Bellenhaus, ehedem Wirecard-Geschäftsführer in Dubai.

«Dieses Tatbild ist erwiesenermassen falsch, weil es von einem falschen Tatmotiv, von einer falschen Tatstruktur und einer falschen Bandenzusammensetzung ausgeht», sagte Dierlamm. Laut Verteidigung sollen der seit Sommer 2020 untergetauchte Vertriebsvorstand Jan Marsalek, Bellenhaus und Mittäter zwei Milliarden Euro aus echten Geschäften veruntreut haben.

«Herr Dr. Braun tut alles, was in seiner Situation möglich ist, um das wahre Tatgeschehen aufzuklären, und wird dies auch weiterhin tun», sagte Dierlamm. «Der weitere Vollzug der Untersuchungshaft ist unverhältnismässig.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Euro