Schulkinder (11 und 14) rufen Nazi-Parolen

Dina Müller
Dina Müller

Deutschland,

In Thüringer Schulen in Deutschland kommt es immer wieder zu rechtsextremistischen Vorfällen. So riefen kürzlich zwei Schüler Nazi-Parolen.

Schüler Thüringen
In Thüringer Schule kommt es immer wieder zu rechtsextremen Vorfällen durch Schüler. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zwei Vorfälle an Schulen sorgen in Thüringen (D) für grosse mediale Aufmerksamkeit.
  • Ein 14-Jähriger rief an einem Schulfest «Sieg H**l» in ein Mikrofon.
  • Und ein Bub (11) äusserte rechtsextreme Parolen gegenüber einer syrischen Mitschülerin.
  • Die beiden Entgleisungen sind keine Einzelfälle.

«Sieg H**l!», «Scheiss Ka***en!» oder «Scheiss N****!»: Die rechtsextremistischen und fremdenfeindlichen Parolen sind längst ein Tabu.

Umso grösser sitzt der Schock, dass gerade diese Worte in zwei Schulen in Thüringen (D) gefallen sind. Und: Sie stammen von Kindern im Alter von gerade mal 11 und 14 Jahren.

Die beiden Hassvorfälle sind bei weitem nicht die einzigen Entgleisungen in diesem Jahr.

14-Jähriger schnappt sich Mikrofon

Erst wenige Tage alt ist die Tat des 14-Jährigen, wie der «Focus» berichtet: Am Schwimmfest der «Hans Settegast»-Schule brüllte der Junge am Montag «Sieg H**l» in ein Mikrofon. Die Lautsprechanlage stand bereit für die Siegerehrung.

Die Nazi-Parole war weithin hörbar – anwesend waren rund 150 Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen.

Noch schlimmer die Hass-Tiraden eines 11-Jährigen in der Geraer Schule, ebenfalls in Thüringen.

Der Junge rief: «Scheiss Ka***en! Scheiss N****! Warum dürfen Ausländer Deutsche schlagen, aber Deutsche Ausländer nicht?» – gerichtet an eine syrische Mitschülerin.

Ausserdem äusserte er sich zum brutalen Fall eines Georgiers, der in einer Strassenbahn in Ostthüringen seine Frau anzündete: «Oh, das ist so geil, dass er sie verbrannt hat, da sie Ausländerin war.» Von einer Mitschülerin erhielt er Unterstützung: «Ich hasse Ausländer.»

11-Jähriger konnte «Hintergrund und Tragweite nicht einschätzen»

Das syrische Mädchen lief schliesslich aus der Klasse und berichtete den verstörenden Vorfall ihren Eltern. Diese wiederum wandten sich an die Schulleitung.

Sie fühlten sich von der Schule jedoch kaum ernst genommen. Daher meldeten sie den Vorfall weiter an das Thüringer Bildungsministerium. Das Mädchen wechselte die Schule.

Das Ministerium bestätigt den Vorfall, nimmt die Schulleitung jedoch in Schutz. Diese habe «umgehend und professionell» gehandelt.

Hast du schon einmal etwas Vergleichbares in der Schweiz erlebt?

Mit dem Täter sei ein Gespräch geführt worden und «es wurde mit einer Ordnungsmassnahme reagiert». Der 11-Jährige habe «den Hintergrund und die Tragweite seiner Äusserungen überhaupt nicht einschätzen» können.

Juristische Folgen werden die Parolen für den Buben sowieso nicht haben. Denn: In Deutschland ist man erst ab 14 Jahren strafmündig.

Schüler suspendiert und Verfahren eingeleitet

Etwas ernster sehen die Konsequenzen daher für den 14-Jährigen von der «Hans Settegast»-Schule aus. Seine Aktion liess den Schulleiter umgehend die Polizei verständigen.

Noch vor Ort wurde ein Verfahren eingeleitet. Andreas Kinne, Sprecher der Landespolizeiinspektion Gera, bestätigt auf Anfrage von «Focus»: «Wir ermitteln in diesem Fall.»

Der 14-Jährige soll sich wie der 11-Jährige der Tragweite seiner Worte nicht bewusst gewesen sein. Er habe die Nazi-Parole als leichtsinnige Aktion abgetan. In den polizeilichen Ermittlungen werde nicht davon ausgegangen, dass er dem rechten Spektrum angehöre.

Polizei Thüringen
Nach den Äusserungen eines 14-Jährigen Schülers wurde die Polizei gerufen. (Symbolbild) - keystone

Der Schüler soll allerdings schon früher mit rechtsextremen Äusserungen aufgefallen sein.

Als erste Massnahme wurde er nun für die restlichen vier Schultage bis zu den Ferien suspendiert. Ob ihm tatsächlich juristische Konsequenzen drohen, ist derzeit noch nicht abschliessend geklärt.

An der Schule soll der Vorfall mit einem Ausflug an die KZ-Gedenkstätte Buchenwald, einem Projekttag sowie einem Sportfest aufgearbeitet werden.

Mehr als 230 rechtsextremistische Vorfälle sei Anfang 2024

Das Bildungsministerium Thüringen gibt derweil zu: Seit Anfang 2024 wurden bisher mehr als 230 rechtsextremistische Vorfälle in Schulen gemeldet.

Bei fast 200 davon handelte es sich um die Verwendung von Kennzeichen, wie etwa dem Hakenkreuz oder dem Hitlergruss. Weitere 37 Fälle wurden der Kategorie «Volksverhetzung» zugewiesen.

Zwar seien die Zahlen nicht ganz akkurat, da sie durchaus auch Mehrfacherfassungen erhalten könnten, so das Ministerium. Es ist jedoch nicht abzustreiten: Die beiden Vorfälle an den Thüringer Schulen sind erschreckenderweise nur zwei von vielen.

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