Am heutigen Freitag feiert Wladimir Putin seinen 70. Geburtstag. Nach mehr als 22 Jahren an der Macht wird seine Präsidentschaft zunehmend kritisiert.
Die einstige Hoffung auf Annäherung mit dem Westen wurde enttäuscht: Wladimir Putin hat den Konflikt mit der Ukraine und deren Verbündeten eskalieren lassen.
Die einstige Hoffung auf Annäherung mit dem Westen wurde enttäuscht: Wladimir Putin hat den Konflikt mit der Ukraine und deren Verbündeten eskalieren lassen. - Mikhail Tereshchenko/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Wladimir Putin feiert am Freitag seinen 70. Geburtstag.
  • Mehr als 22 Jahre ist Putin bereits an der Macht.
  • Noch immer hofft Russlands Präsident auf einen Sieg in der Ukraine.

Nach mehr als 22 Jahren an der Macht muss Kremlchef Wladimir Putin zusehen, wie im Zuge seines Krieges gegen die Ukraine auch sein Lebenswerk zerfällt. Heute wird er 70 Jahre alt.

Für Wladimir Putin sollte sein runder Geburtstag auch ein politischer Triumph werden.

Längst wollte der russische Präsident die wehrhafte Ukraine, die in die EU und in die Nato strebt, mit seinem brutalen Angriffskrieg als Staat zerstört haben.

Doch auch an seinem 70. Geburtstag an diesem Freitag (7. Oktober) wird der Kremlchef angesichts immer neuer Niederlagen bei seiner Invasion als Oberbefehlshaber alle Hände voll zu tun haben. Vor allem aber muss Putin, der Russland nach den chaotischen 1990er Jahren voller Armut wieder auf die Beine brachte, jetzt zusehen, wie nach seinen gut 22 Jahren an der Macht vieles in sich zusammenfällt.

Wladimir Putin
Wladimir Putin mit seinen Eltern im Jahr 1985. - Twitter

Nach mehr als sieben Monaten Blutvergiessen und Tausenden Toten auf ukrainischer und russischer Seite wird sich der für seine Gefühlskälte bekannte Ex-Geheimdienstchef den Geburtstag nicht ganz verderben lassen. Der Jubilar, der wegen seiner Auftritte in den prunkvollen Palästen und wegen der fast unbegrenzten Machtfülle mit einem Zaren verglichen wird, hat ein Faible für gutes Essen.

Gerade erst hat er vier ukrainische Gebiete unter internationalem Protest völkerrechtswidrig annektiert. Trotzdem kontrolliert Russland die Regionen nicht komplett. Putin entschied sich für die Annexion, um nach monatelangem Kampf endlich ein Ergebnis zu präsentieren.

«Der Krieg hätte sonst seinen Sinn verloren», sagt der Politologe Abbas Galljamow. Als einen Sieg sieht das aber nicht einmal der Kreml.

Putin als «Getriebener» im selbst angezettelten Krieg

Galljamow, der früher selbst im Kreml arbeitete, will Putin nicht als «wahnsinnig» bezeichnen, bescheinigt ihm aber «Kontrollverlust». Der Ex-Geheimdienstchef, der einst im gefürchteten sowjetischen KGB Karriere machte, sei nicht mehr Herr der Lage - wie lange in seinem politischen Leben.

Putin sei ein Getriebener der Lage in der Ukraine. Er habe seinen Status als «heilige Figur», als Garant für Stabilität verloren. Sogar mit dem Einsatz von Atomwaffen drohte er schon.

Die stolze Rohstoffmacht erlebt auch wegen des Drucks der Sanktionen des Westens im Zuge des Ukraine-Kriegs eine massive Rezession. Tausende Firmen haben das Land verlassen, Zehntausende Russen haben keine Arbeit mehr. Galljamow spricht von einer beispiellosen «Deindustrialisierung» des Landes.

Ukraine Krieg
Wladimir Putin gibt sich immer gerne naturnahe. (Archivbild) - Keystone

«Er macht Russland zu einem Dritte-Welt-Land», sagt er über Putin. Die Elite des Landes sei in einer «Depression», weil der schnelle Sieg in der Ukraine fehle. Zu den Niederlagen der Armee komme das Chaos bei der Teilmobilmachung.

«Putin ist heute der grösste destabilisierende Faktor, ein Destabilisator», meint Galljamow. Russlands Elite verliere nun ihren Halt, weil sie sich 22 Jahre auf Putin gestützt habe. Das sei vorbei. Doch Galljamow sagt auch, dass Putins Ressourcen noch gewaltig seien – auch wegen der Ergebenheit des Sicherheitsapparats.

Zudem vertrauen viele Russen – vor allem die über 60-Jährigen – ihm weiter, weil sie keinen anderen starken Führer sehen.

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