Ein Schweizer Frachter transportierte angeblich im Auftrag ausländischer Geheimdienste Waffen nach Saudi-Arabien. Nun werden Antworten vom Bundesrat gefordert.
Thorco Basilisk
Der Frachter «Thorco Basilisk» wurde von einem türkischen Schiffs-Beobachter fotografiert. - Twitter/@YorukIsik
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Schweizer Frachter soll Waffen von Bulgarien nach Saudi-Arabien gebracht haben.
  • Dies könnte im Auftrag ausländischer Geheimdienste geschehen sein.
  • Die Zürcher SP-Nationalrätin Mattea Meyer fordert nun Antworten vom Bundesrat.

Der Schweizer Hochsee-Frachter «Thorco Basilisk» soll Ende Juni schwere Waffen von Burgas in Bulgarien nach Saudi-Arabien geliefert haben. Angeblich waren die 43'000 serbische Mörsergranaten an Bord des Schiffes für den Bürgerkrieg in Jemen bestimmt gewesen.

Das zeigen geleakte Unterlagen, die auf der bulgarischen Internet-Seite «Armswatch.com» veröffentlicht wurden. Aus den Dokumenten geht hervor, dass das saudische Verteidigungsministerium private Vertragspartner aus den USA und den Vereinigten Arabischen Emirate mit dem Kauf und Transport der Waffen beauftragt hat.

Bekannter Waffenexporteur für CIA

In den Unterlagen taucht auch eine Fotokopie des Passes von Helmut Gerhard Mertins auf. Mertins (1919-1993) war ein Nazi und SS-Mann, der nach dem Krieg als einer der bekanntesten Waffenexporteure für westliche Geheimdienste arbeitete – zuletzt für die CIA.

helmut gerhard mertins
Eine Fotokopie des Passes von Helmut Gerhard Mertins taucht in den geleakten Unterlagen auf. - armswatch.com

Im Jahr 1963 gründete er in Vevey GE die Exportfirma Merex AG, die jahrelang Waffen ins Ausland lieferte. Sie galt zudem als Tarnfirma des deutschen Geheimdienstes BND. In den achtziger Jahren organisierte sie Waffenlieferung für die CIA in den Iran.

Mertins Sohn, der die Geschäfte nun angeblich übernommen hat, soll zu den Leuten gehört haben, welche die Mörsergranaten in Serbien inspizierten.

Bundesrat will nichts wissen

Wurde also ein Schweizer Frachter benutzt, um Waffen in Konfliktgebiete zu bringen? Diese Frage stellte die Zürcher Nationalrätin Mattea Meyer (SP) dem Bundesrat. Dieser will jedoch nichts darüber wissen. Die Befrachtung des Schiffes sei ein rein privatrechtlicher Vertrag, wie das Aussenministerium (EDA) antwortete.

mattea meyer
Die Zürcher SP-Nationalrätin Mattea Meyer im Bundeshaus. - Keystone

Vergangene Woche reichte die Zürcher Nationalrätin nun eine weitere Anfrage ein. Sie will in Bezug auf Mertins wissen, ob «dem Bundesrat dieser Hintergrund der Waffenlieferung» bekannt sei. Zudem will sie wissen, ob es für den Bundesrat zulässig sei, «Schiffe unter Schweizer Flagge für Waffentransporte einzusetzen».

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Mattea MeyerBundesratInternetKriegCIA