RKI: Reproduktionszahl steigt wieder über 1

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Deutschland,

Nachdem die wichtige Reproduktionszahl lange gesunken war, verzeichnet das Robert-Koch-Institut nun einen Anstieg über einen kritischen Wert. Für eine Bewertung der Neuinfektionen sei es aber noch zu früh.

Impfstoff-Forschung im Labor eines pharmazeutischen Unternehmens. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Impfstoff-Forschung im Labor eines pharmazeutischen Unternehmens. Foto: Sebastian Gollnow/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Berlin (dpa) - Mit der sogenannten Reproduktionszahl ist einer der entscheidenden Werte zum Infektionsgeschehen in Deutschland zuletzt gestiegen - und hat einen kritischen Wert überschritten.

Die sogenannte Reproduktionszahl liege mit Datenstand 9. Mai 0:00 bei 1,10, wie das RKI in einem am Abend veröffentlichen Situationsbericht schreibt.

Die Zahl gibt an, wieviele weitere Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt.

Die Zahl gibt an, wieviele weitere Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt.

Der Wert gibt an, wie viele weitere Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt. Das RKI hat immer wieder betont, um die Epidemie abflauen zu lassen, müsse die Reproduktionszahl unter 1 liegen. Am Mittwoch hatte das RKI den Wert noch mit 0,65 angegeben. Seitdem war die Reproduktionszahl stetig gestiegen.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts von Samstag lag der Wert bei 1,10 (Datenstand 9. Mai 0 Uhr). Das RKI hat immer wieder betont, um die Epidemie abflauen zu lassen, müsse die Reproduktionszahl unter 1 liegen.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts von Sonntag lag der Wert bei 1,13 (Datenstand 10. Mai 0 Uhr). Das RKI hat immer wieder betont, um die Epidemie abflauen zu lassen, müsse die Reproduktionszahl unter 1 liegen.

Das Institut teilte jedoch weiter mit: Wegen der statistischen Schwankungen, die durch die insgesamt niedrigeren Zahlen verstärkt würden, könne noch nicht bewertet werden, ob sich der während der letzten Wochen sinkende Trend der Neuinfektionen weiter fortsetzt - oder es zu einem Wiederanstieg der Fallzahlen kommt. «Der Anstieg des geschätzten R-Wertes macht es erforderlich, die Entwicklung in den nächsten Tagen sehr aufmerksam zu beobachten», schreibt das RKI.

Anfang Mai lag der Wert nach RKI-Angaben über mehrere Tage zwischen 0,7 und 0,8. Am Mittwoch gab das RKI den Wert noch mit 0,65 an (Datenstand 6. Mai 0 Uhr), seitdem war er kontinuierlich gestiegen. Wie diese Entwicklung zu lesen und zu interpretieren ist, ist aber alles andere als trivial.

Anfang Mai lag der Wert nach RKI-Angaben über mehrere Tage zwischen 0,7 und 0,8. Am Mittwoch gab das RKI den Wert noch mit 0,65 an (Datenstand 6. Mai 0 Uhr), seitdem war er kontinuierlich gestiegen. Wie diese Entwicklung zu lesen und zu interpretieren ist, ist aber alles andere als trivial.

Bundesweit sind bis Sonntagvormittag über 169.400 Infektionen mit dem Coronavirus registriert worden (Vortag Stand 10.15 Uhr: mehr als 168.300 Infektionen).

Zunächst muss man wissen, dass die Angabe, dass ein Infizierter im Schnitt 1,10 weitere Menschen ansteckt, nicht die momentane Situation abbildet. Aus methodischen Gründen bezieht sich der Wert auf Infektionen, die schon vor einer gewissen Zeit stattfanden. Mögliche Effekte beim Infektionsgeschehen, die auf am Mittwoch von Bund und Ländern beschlossenen Lockerungen der Beschränkungen zurückzuführen sind, kann man daran also nicht ablesen.

Zunächst muss man wissen, dass die Angabe, dass ein Infizierter im Schnitt 1,13 weitere Menschen ansteckt, nicht die momentane Situation abbildet. Aus methodischen Gründen bezieht sich der Wert auf Infektionen, die schon vor einer gewissen Zeit stattfanden. Mögliche Effekte beim Infektionsgeschehen, die auf am Mittwoch von Bund und Ländern beschlossenen Lockerungen der Beschränkungen zurückzuführen sind, kann man daran also nicht ablesen.

Mindestens 7435 mit dem Erreger Sars-CoV-2 Infizierte sind den Angaben zufolge bislang bundesweit gestorben (Vortag Stand 10.15 Uhr: 7337). Das geht aus einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur hervor, die die neuesten Zahlen der Bundesländer berücksichtigt.

Zudem betont das RKI in einer Erklärung zur gestiegenen Reproduktionszahl, dass der R-Wert immer mit einer gewissen Unsicherheit behaftet ist. Wegen der statistischen Schwankungen, die durch die insgesamt niedrigeren Zahlen verstärkt würden, könne noch nicht bewertet werden, ob sich der während der letzten Wochen sinkende Trend der Neuinfektionen weiter fortsetzt - oder es zu einem Wiederanstieg der Fallzahlen kommt. «Der Anstieg des geschätzten R-Wertes macht es erforderlich, die Entwicklung in den nächsten Tagen sehr aufmerksam zu beobachten», schreibt das RKI.

Zudem betont das RKI in einer Erklärung zur gestiegenen Reproduktionszahl, dass der R-Wert immer mit einer gewissen Unsicherheit behaftet ist. Wegen der statistischen Schwankungen, die durch die insgesamt niedrigeren Zahlen verstärkt würden, könne noch nicht bewertet werden, ob sich der während der letzten Wochen sinkende Trend der Neuinfektionen weiter fortsetzt - oder es zu einem Wiederanstieg der Fallzahlen kommt. «Der Anstieg des geschätzten R-Wertes macht es erforderlich, die Entwicklung in den nächsten Tagen sehr aufmerksam zu beobachten», schreibt das RKI.

Nach RKI-Schätzungen haben in Deutschland rund 144.400 Menschen die Infektion überstanden. Wie für andere Länder rechnen Experten aber auch in Deutschland mit einer hohen Dunkelziffer nicht erfasster Fälle.

Die Reproduktionszahl könne nicht alleine als «Mass für Wirksamkeit/Notwendigkeit von Massnahmen» herangezogen werden, schreibt das RKI auf seiner Webseite. Wichtig seien ausserdem die absolute Zahl der täglichen Neuinfektionen sowie die Schwere der Erkrankungen. Die absolute Zahl der Neuinfektionen müsse klein genug sein, um eine effektive Nachverfolgung von Kontaktpersonen zu ermöglichen und die Kapazitäten von Intensivbetten nicht zu überlasten. Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro Tag ist nach einer RKI-Übersicht seit Anfang April mit Schwankungen rückläufig.

Die Reproduktionszahl könne nicht alleine als «Mass für Wirksamkeit/Notwendigkeit von Massnahmen» herangezogen werden, schreibt das RKI auf seiner Webseite. Wichtig seien ausserdem die absolute Zahl der täglichen Neuinfektionen sowie die Schwere der Erkrankungen. Die absolute Zahl der Neuinfektionen müsse klein genug sein, um eine effektive Nachverfolgung von Kontaktpersonen zu ermöglichen und die Kapazitäten von Intensivbetten nicht zu überlasten. Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro Tag ist nach einer RKI-Übersicht seit Anfang April mit Schwankungen rückläufig.

Besonders hohe Zahlen registrierter Infektionen haben den Statistiken der Bundesländer zufolge Bayern mit mehr als 44.500 nachgewiesenen Fällen und mindestens 2164 Toten, Nordrhein-Westfalen mit mehr als 34.700 Fällen und mindestens 1423 Toten sowie Baden-Württemberg mit mehr als 33.200 bestätigten Fällen und mindestens 1542 Toten. Die Uhrzeit, wann ein neuer Tagesstand gemeldet wird, variiert von Bundesland zu Bundesland.

Auch Dirk Brockmann, Experte für Modellierungen von Infektionskrankheiten an der Humboldt-Universität in Berlin, betont, dass der R-Wert nur eine grobe Schätzung und von vielen Faktoren abhängig sei. Trotzdem lasse sich aus dem Anstieg von 0,65 auf 1,10 ein Hypothese ableiten. Brockmann geht davon aus, dass sich darin widerspiegelt, dass die Menschen bereits vor den am Mittwoch beschlossenen Lockerungen langsam zur Normalität zurückgekehrt sind. Man treffe sich wieder etwas mehr und sei generell mehr unterwegs. Das führe zu mehr Ansteckungen, so die These.

Auch Dirk Brockmann, Experte für Modellierungen von Infektionskrankheiten an der Humboldt-Universität in Berlin, betont, dass der R-Wert nur eine grobe Schätzung und von vielen Faktoren abhängig sei. Trotzdem lasse sich aus dem Anstieg ein Hypothese ableiten. Brockmann geht davon aus, dass sich darin widerspiegelt, dass die Menschen bereits vor den am Mittwoch beschlossenen Lockerungen langsam zur Normalität zurückgekehrt sind. Man treffe sich wieder etwas mehr und sei generell mehr unterwegs. Das führe zu mehr Ansteckungen, so die These.

Gerechnet auf 100.000 Einwohner verzeichnet Bayern laut der dpa-Erhebung mit einem Wert von 340,5 die meisten Infektionen. Im Bundesschnitt waren es 203,8. Allerdings ist die Anzahl der erfolgten Tests pro 100.000 Einwohner in den Bundesländern unterschiedlich hoch.

Generell müsse die Entwicklung des Infektionsgeschehens über einen längeren Zeitraum beobachtet werden. Im Grossen und Ganzen pendele der R-Wert immer noch um 1 herum, so Brockmann.

Generell müsse die Entwicklung des Infektionsgeschehens über einen längeren Zeitraum beobachtet werden. Im Grossen und Ganzen pendele der R-Wert immer noch um 1 herum, so Brockmann.

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