Neun Angeklagte, 17 Verteidiger, 67 Verhandlungstage – das Landgericht Konstanz startet in einen Mammutprozess gegen mögliche Mafiosi.
Aussenaufnahme des deutschen Landgerichts in Karlsruhe.
Aussenaufnahme des deutschen Landgerichts in Karlsruhe. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Karlsruhe startet mit neun Angeklagten ein Mammutprozess gegen mehrere Mafiosi.
  • In der Anklage geht es unter anderem um Körperverletzung, Drogenhandel und Brandstiftung.

Wegen bandenmässigen Drogenhandels in grossem Stil sowie Körperverletzung und Brandstiftung stehen ab diesem Freitag neun mutmassliche Mafiosi in Karlsruhe vor Gericht. Einem der Männer wird versuchter Mord vorgeworfen. Angeklagt sind sie vor dem Landgericht Konstanz, das aus Platzgründen aber für die ersten beiden Verhandlungstage im Gebäude des Landgerichts Karlsruhe tagt, bis das Ausweichquartier in Konstanz fertig ist.

Am Landgericht Karlsruhe waren für Freitag erhöhte Sicherheitsvorkehrungen vorgesehen: Alle Zugänge zum Gebäude sollten umfangreich kontrolliert werden; der für Gerichtsmitarbeiter normalerweise zugängliche Innenhof wird nach Angaben einer Gerichtssprecherin gesperrt und überwacht.

Keine Spezialkräfte

Polizisten sowie Wachtmeister des Gerichts, darunter die Sicherheitsgruppe für Gerichte und Staatsanwaltschaften (SGS), sorgen zusätzlich für Sicherheit. Spezialkräfte der Polizei seien allerdings nicht angefordert.

Die Männer sollen ab Oktober 2013 einen schwunghaften Handel mit Drogen betrieben haben. Dabei verkauften sie der Staatsanwaltschaft zufolge vor allem im Schwarzwald-Baar-Kreis kiloweise Marihuana sowie Haschisch und Kokain. Die Angeklagten, allesamt Italiener oder italienischer Herkunft, sollen mit der sizilianischen Mafia-Organisation Cosa Nostra sowie der kalabrischen 'Ndrangheta in Verbindung stehen.

Als Hauptbeschuldigte gelten vier Männer zwischen 49 und 53 Jahren. Sie sollen eine leitende Stellung innegehabt haben, «kontrollierend, steuernd und planend», wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte. Einem davon wird auch versuchter Mord zur Last gelegt: Der 49-Jährige soll im Mai vergangenen Jahres auf zwei Menschen in einem Restaurant in Hüfingen geschossen haben, um so Differenzen um Drogengeschäfte zu regeln. Verletzt wurde niemand.

Zwei Staatsanwälte gegen 17 Verteidiger

Zwei Staatsanwälte stehen 17 Verteidigern gegenüber. Vorerst wurden 15 Zeugen geladen. Insgesamt 67 Verhandlungstage sind angesetzt. Ein Urteil könnte nach bisherigen Planungen frühestens Ende Juni kommenden Jahres fallen.

Der Festnahme der Angeklagten wie auch weiterer Verdächtiger Mitte vergangenen Jahres waren monatelange Ermittlungen in Deutschland wie auch Italien vorangegangen. Unter anderem fand die Polizei bei Durchsuchungen scharfe Schusswaffen, Drogen sowie hohe Summen mutmasslichen Drogengelds. Die Männer, von denen sechs in Untersuchungshaft sitzen, hatten vor allem im Schwarzwald-Baar-Kreis, aber auch in Stuttgart und in einem Fall in Italien gewohnt.

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