Klima-Aktivisten demonstrieren gegen die Räumung von Lützerath. Dort soll Braunkohle abgebaut werden. Die Ortschaft ist mittlerweile abgeriegelt.

Am zweiten Tag der Räumung von Lützerath hat sich die deutsche Polizei Zugang zum grössten Hof des Braunkohleortes verschafft und zahlreiche Aktivistinnen und Aktivisten herausgeholt. An anderer Stelle gingen Baumfäll- und Abrissarbeiten von RWE weiter. Dem Energiekonzern gehört die Ortschaft.

Sie soll dem Braunkohletagebau weichen. Die ursprünglichen Bewohner wurden längst umgesiedelt. Radikale Klimaschätzer wollen die Abbaggerung verhindern. Unter Demonstranten war am Donnerstag auch die Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer. Auf der politischen Bühne stellt die Räumung von Lützerath die deutschen Grünen vor eine Zerreissprobe.

Um ihre Kritik an der Lützerath-Räumung zum Ausdruck zu bringen, fanden sich in etwa vier Kilometern Entfernung nach Polizeiangaben circa 800 Menschen ein. Der Demonstrationszug startete in einem anderen Ortsteil von Erkelenz nordwestlich von Köln und ging dann in Richtung Lützerath.

Lützerath von Zaun umgeben

Bis nach Lützerath kamen die Demonstranten allerdings nicht. Auf einem Zufahrtsweg in den Braunkohleort wurde eine Gruppe von ihnen eingekreist, darunter Neubauer und Greenpeace-Vorstand Martin Kaiser. Die Demonstranten, die sitzend den Weg blockierten, wurden von Polizisten umstellt. «Wir wollen hier sitzenbleiben, bis wir weggetragen werden», sagte Neubauer der Deutschen Presse-Agentur.

Die Ortschaft wird inzwischen von einem anderthalb Kilometer langen Doppelzaun umgeben, den RWE in Windeseile hatte aufbauen lassen. Damit sollte das Betriebsgelände markiert werden, zu dem Unbefugte keinen Zutritt hätten, sagte ein Konzernsprecher. Zwei Bagger begannen am Donnerstag damit, eine frühere landwirtschaftliche Halle zu zerstören.

Die Nacht zu Donnerstag war weitgehend friedlich verlaufen. Die Polizei holte Aktivisten vom Dach einer Lagerhalle und eine mit den Füssen im Boden einzementierte Frau aus einem Autowrack.

Lützerath
In dem Autowrack hat sich eine Aktivistin durch das Bodenblech in den darunterliegenden Weg mit den Füssen einzementiert. - Thomas Banneyer/dpa

Deutschland verfügt über riesige Braunkohlevorkommen, will die Verstromung aus Klimaschutzgründen aber bis spätestens 2038 beenden. In Nordrhein-Westfalen stimmte der Energiekonzern RWE zu, den Ausstieg auf 2030 vorzuziehen. Teil der Vereinbarung ist, dass Lützerath noch abgebaggert werden darf. Auch die Grünen in der nordrhein-westfälischen Landesregierung uund in der Bundesregierung in Berlin haben dem zugestimmt.

Für diesen Deal musste sich die Führungsriege der Grünen scharfe Kritik von Klimaaktivisten, aber auch aus den eigenen Reihen anhören. Nordrhein-Westfalens Umweltminister Oliver Krischer äusserte sich in «WDR 5» mit Bedauern über die Räumung. «Das ist eine schwierige Zeit, der Umweltminister schläft schlecht, weil mir das weh tut», sagte der Grüne.

Wie lange die Räumung von Lützerath noch dauert, ist unklar. Ursprünglich hatten Beobachter mit mehreren Wochen gerechnet, angesichts des zügigen Vorgehens der Polizei könnte es aber schneller vorbei sein als zunächst gedacht.

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