Jedes Kreuzfahrtschiff mehr bedeutet auch eine Belastung für das Klima. In Kiel war das der Grund für eine aufsehenerregende Protestaktion von Klima-Aktivisten.
Aktivisten blockieren Kreuzfahrtschiff
Aktivisten blockieren am Pfingstsonntag das Kreuzfahrtschiff «Zuiderdam» im Kieler Hafen und hindern es am Auslaufen. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Sechs Stunden lang war ein Kreuzfahrtschiff wegen einer Protestaktion in Kiel blockiert.
  • Der boomende Kreuzfahrt-Tourismus hatte Klimaschützer auf den Plan gerufen.

Das Kreuzfahrtschiff sei am späten Sonntagabend gegen 22.00 Uhr Richtung Kopenhagen gestartet, teilte die Polizei mit.

Die Blockierer der Gruppe «Smash Cruiseshit» werteten ihren Protest als Erfolg und kündigten weitere Aktionen an: «Es gibt kein ruhiges Hinterland für Klimazerstörer», heisst es in einer Mitteilung. Sie fordern ein Ende der gesamten Kreuzfahrtbranche.

Die Demonstranten hatten zwei Stunden vor dem geplanten Ablegen des Kreuzfahrtschiff mit ihrer Aktion begonnen. Sie kreuzten mit kleinen Booten vor dem Bug des Schiffes und hielten es so auf. Fünf Aktivisten besetzten darüber hinaus am Ostseekai einen Kran, zwei von ihnen wollten diesen nicht verlassen und mussten abgeseilt werden.

46 Aktivisten seien von der Polizei in Gewahrsam genommen worden. Gegen sie wurden Strafverfahren wegen des Verdachts der Nötigung, des Widerstandes und des Hausfriedensbruchs eingeleitet.

Die Gruppe «Smash Cruiseshit» erklärte, sie wolle mit der Aktion den Schadstoffausstoss des Kreuzfahrtschiffes «Zuiderdam» unterbrechen. Und auf die Arbeitsbedingungen an Bord aufmerksam machen. Die «Ausbeutung» an Bord müsse aufhören, schrieben die Aktivisten auf Twitter.

Viele Menschen auf Kreuzfahrtschiffen müssten für 2 Euro in der Stunde arbeiten. «Kreuzfahrtschiffe tragen zur Erhitzung des Planeten bei. Durch Russpartikel, die sich auf Eisbergen in der Arktis absetzen, schmilzt das Eis dort noch schneller.»

Verletzt wurde bei der Aktion nach Polizeiangaben niemand, «Smash Cruiseshit» schrieb auf Twitter hingegen von einigen Leichtverletzten.

Kreuzfahrtschiff boomt seit Jahren

Die «Zuiderdam» gehört über eine Tochtergesellschaft zum grössten Kreuzfahrtkonzern Carnival mit Sitz in den USA. Das Kreuzfahrtschiff kann knapp 2000 Passagiere aufnehmen. Kiel war die vorletzte Station einer Ostsee-Rundreise, die am Montag in Kopenhagen endete.

Die Reederei hat sich bislang zu dem Vorfall nicht geäussert. Sie könnte von den Aktivisten Schadenersatz verlangen, weil sie mit erhöhter Geschwindigkeit nach Kopenhagen gefahren ist. Damit hat sie zusätzlichen Treibstoff verbraucht.

Der Kreuzfahrt-Tourismus ist seit Jahren eine Boom-Branche. Das Wachstum wird eher von der Kapazität der Schiffe als von der Nachfrage begrenzt. Im vergangenen Jahr buchten 2,23 Millionen Reisende aus Deutschland eine Kreuzfahrt, ein Plus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Weltweit stieg die Zahl der Kreuzfahrt-Passagiere um 6,7 Prozent auf 28,52 Millionen.

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