Deutschland hat ein neues Jugendwort des Jahres: «Lost» hat das Rennen gemacht. Immer wieder wird aber debattiert, ob Jugendliche überhaupt so reden.
Jugendwort des Jahres Lost
Das Jugendwort des Jahres «lost» wird in dem Satz «Also ganz so lost is man nicht» in einer Smartphone-Unterhaltung über eine Matheprüfung verwendet. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • «Lost» wurde gestern zum Jugendwort des Jahres gewählt.
  • Mit 48 Prozent setzte es sich gegen die Finalisten «Cringe» und «Wyld/Wild» durch.

«No front, Diggah! Aber du bist total lost.» So ungefähr soll die Jugend reden, wenn es nach einigen der zehn Vorschläge zum Jugendwort des Jahres geht.

Übersetzt heisst das etwa: Ich will dich nicht verletzen, mein Freund. Aber du bist ahnungslos.

Am Donnerstag hat der Pons-Verlag den Begriff «Lost» - wörtlich übersetzt: verloren - zum Jugendwort des Jahres gekrönt. Mit dem Begriff wird ahnungsloses und unsicheres Verhalten beschrieben.

Dem Verlag zufolge erhielt «Lost» 48 Prozent der Stimmen. Es setzte sich gegen die Finalisten «Cringe» (Fremdschämen) und «Wyld/Wild» durch. Letzteres bezeichnet kein wildes Tier, sondern etwas Heftiges.

Jugendwort
Auf einem Laufband erscheint «Jugendwort des Jahres». - dpa

Im Finale standen drei englische Wörter. Artemis Alexiadou, Sprachwissenschaftlerin an der Humboldt-Universität Berlin, erklärt das so: «Junge Leute bauen oft eigene Merkmale in ihre Sprache ein, um sich von der Elterngeneration abzugrenzen. Da bietet es sich an, auf das Englische zurückgreifen.» Die Jugend sei über soziale Medien gut vernetzt, dort werde viel Englisch gesprochen.

Erstmalige Wahl durch Jugendliche

Torben Krauss, Sprecher der Bundesschülerkonferenz, hält die erstmalige Wahl des Jugendworts durch Jugendliche selbst für eine gute Entscheidung. Im Gegensatz zu vorherigen Wahlen bestimmten nicht ältere Menschen das Wort. Sondern Jugendliche, die im Internet Begriffe einreichten und nach der Auswahl durch eine Jury das Siegerwort wählen durften.

Nach Ansicht von Germanistik-Professorin Marx ist es sinnvoll, die Personen zu beteiligen, denen man den Gebrauch der Wörter zuschreibt. Beim Voting konnten aber theoretisch auch Erwachsene abstimmen. «Die Wahl entspricht natürlich methodisch nicht wissenschaftlichen Standards. Der Link konnte zum Beispiel auch von Personen benutzt werden, die der Zielgruppe nicht angehören», sagt Marx.

Jugendwort des Jahres löst Diskussionen aus

Ursprünglich hatte der Langenscheidt-Verlag die seit 2008 existierende Wahl veranstaltet. Dann wurde Langenscheidt Anfang 2019 von dem zur Klett-Gruppe gehörenden Pons-Verlag übernommen. Im selben Jahr pausierte die Wahl des Jugendworts, die auch als Werbeaktion für den Verlag kritisiert wird. In der Vergangenheit wurden Wortschöpfungen wie «Smombie» und Sätze wie «Läuft bei dir» gekürt.

«Jugendwort des Jahres»
Eine Frau markiert die Wörter «Ehrenfrau» und «Ehrenmann» in einem Wörterbuch der Jugendsprache. (Symbolbild) - dpa

Diskussionen lösten die Wörter immer wieder aus. Wenn Erwachsene das Wort übernehmen, dann bleibt das laut Germanistik-Professorin Marx nicht folgenlos: «Sobald das passiert, verliert es an Exklusivität, wenn es vorher tatsächlich im jugendsprachlichen Gebrauch war.»

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