Journalist sieht Medienfreiheit in Ukraine in Gefahr

Aline Klötzli
Aline Klötzli

Ukraine,

Die ukrainische Regierung ist kein Fan von unabhängiger Berichterstattung. Das bekommen Investigativjournalisten zunehmend zu spüren.

Selenskyj Ukraine
Der ukrainische Präsident Selenskyj wollte bei seinem Amtsantritt damals auf Journalismus verzichten. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die ukrainische Politik mag unabhängigen Journalismus nicht.
  • Es fehle an Respekt, so der Investigativjournalist Danylo Mokryk.
  • Im Zuge des Krieges hat sich das Misstrauen noch verstärkt.

Ein Investigativjournalist wird von Unbekannten aufgesucht und beschimpft. Eine Rechercheplattform ist überwacht worden – wohl vom Geheimdienst. Fälle wie diese spielen sich derzeit in der Ukraine ab. Die Medienfreiheit gerät zunehmend unter Druck.

Es habe Tradition in der ukrainischen Politik, unabhängigen Journalismus nicht zu mögen. Das gelte für die Regierung und auch für den Präsidenten, erklärt der ukrainische Investigativjournalist Danylo Mokryk im Gespräch mit SRF.

Misstrauen seit Krieg verstärkt

«Bei Selenskyjs Amtsantritt hat sein Team deutlich gemacht, dass es keinen Respekt vor unabhängigem Journalismus hat.» Sie verstanden nicht mal den Nutzen, so Mokryk. Das umfasste alles, was sie selbst nicht kontrollierten, nicht verstanden und nicht mochten.

«Sie sagten anfangs gar, sie brauchen keinen Journalismus, sie könnten direkt mit dem Publikum kommunizieren, beispielsweise über Social Media.»

Das Grundmisstrauen den unabhängigen Medien gegenüber habe sich im Zuge des Krieges verstärkt. Unter anderem auch wegen Selenskyjs wachsender internationaler Bekanntheit.

Gleichzeitig gebe es im Publikum aber eine grosse Nachfrage nach investigativem Journalismus, so Mokryk weiter. Die Ukrainer seien sehr misstrauisch, «sie brauchen kritische Berichte».

Und die Recherchen der Investigativjournalisten sind nicht umsonst. Bereits mehrmals zeigten sie Wirkung. So musste etwa der frühere Verteidigungsminister wegen Korruptionsfällen in seinem Ministerium abtreten.

«Wir arbeiten für die Öffentlichkeit»

Mokryk betont, dass solche Fälle aber nicht das Ziel des Investigativjournalismus seien. Es gehe nicht darum, Politik zu machen oder die Regierung zu beeinflussen. Sondern: «Wir arbeiten für die Öffentlichkeit. Wir wollen das Publikum informieren.»

Informieren Sie sich über die Geschehnisse in der Ukraine?

Danylo Mokryk arbeitete früher für die Rechercheplattform «Bihus Info». Heute schreibt er für «Kiew Independent». Dort befasst er sich mittlerweile nicht mehr mit Korruptionsfällen, sondern berichtet über russische Kriegsverbrechen.

Für ihn sei solche journalistische Arbeit mehr als nur Berichterstattung. Er glaubt, dass sie einen therapeutischen Wert hat und den Menschen hilft, das Entsetzliche zu verstehen und zu verarbeiten.

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