Auch am Dienstag gehen die Proteste der deutschen Bauern weiter. Es sind erneut Konvois mit Traktoren und Blockaden geplant.
Deutschland
Die deutschen Bauern protestieren gegen die Pläne der Regierung. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Montag protestieren die deutschen Bauern gegen die Agrarpolitik der Regierung.
  • In Konstanz demonstrierten am Montag auch die Schweizer Freiheitstrychler mit.
  • Am Dienstagmorgen kam es erneut zu grossen Störungen im Berufsverkehr.
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Autofahrer, Schüler, Busfahrgäste und viele mehr müssen sich seit Montagmorgen wegen Bauernprotesten in vielen Orten Deutschlands auf starke Behinderungen einstellen.

Die Landwirte planen auch am heutigen Dienstag unter anderem Konvois mit Traktoren und Kundgebungen, um gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung zu demonstrieren.

Am Montag mischten sich nach einem Aufruf der AfD auch Rechtsextreme unter die Protestierenden. In Konstanz (D) nahmen auch die Schweizer Freiheitstrychler teil, die von Demos gegen die Corona-Massnahmen bekannt sind. Alle aktuellen Geschehnisse gibts hier im Ticker.

Aktionen in geringerem Ausmass

14.19: Am Dienstag fanden die Aktionen der Bauern gemäss den Behörden in weit geringerem Umfang statt als noch am Montag.

Nach Polizeiangaben wurden unter anderem in Sachsen wieder Auffahrten von Autobahnen sowie Kreuzungen von Bundes- und Landesstrasse blockiert. Einzelne Traktorenkonvois und andere Aktionen gab es darüber hinaus erneut auch in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Hessen und Baden-Württemberg.

In Sachsen blockierten Landwirte der Polizei zufolge Auffahrten der Autobahn 27 bei Stollberg sowie Auffahrten der Autobahn 4 in der Region Görlitz. Dort berichteten die Einsatzkräfte von teilweise «starken Einschränkungen». In der Gegend um Zwickau war zudem der Verkehr auf einigen Bundesstrassen blockiert.

In Deutschland haben am Dienstag Bauern ihre Proteste gegen die Politik der deutschen Regierung fortgesetzt. Die Aktionen fanden allerdings in weit geringerem Umfang statt als noch am Montag. (Archivbild)
In Deutschland haben am Dienstag Bauern ihre Proteste gegen die Politik der deutschen Regierung fortgesetzt. Die Aktionen fanden allerdings in weit geringerem Umfang statt als noch am Montag. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/dpa/Frank Hammerschmidt

Aus Sachsen-Anhalt meldete die Polizei am Dienstag einen Traktorenkonvoi mit etwa 150 Fahrzeugen in Bernburg sowie weitere Proteste. In Niedersachsen fuhren Bauern in einem langsamen Konvoi durch Verden und behinderten den Strassenverkehr.

In Baden-Württemberg blockierten Bauern mit Landmaschinen bei Biberach, Laupheim sowie in Ulm Anschlussstellen einer Bundesstrasse. Bei Haiger in Hessen wurden Kreisverkehre einer Bundesstrasse besetzt, wodurch Rückstaus bis auf die nahegelegene Autobahn 45 entstanden.

11.29: Nach den Bauernprotesten in Deutschland hat Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew über die Bundesregierung gespottet und Kanzler Olaf Scholz ernsthafte Probleme prognostiziert. «Die Subventionen wurden gestoppt und die astronomischen Ausgaben für die Ukraine steigen weiter», schrieb Medwedew am Montagabend auf dem sozialen Netzwerk X (vormals Twitter).

Wenn das so weitergehe, könnten die ukrainischen Nationalisten bald die bei ihnen so beliebten Proteste (Maidan) nach Berlin exportieren. «In dem Fall ist es höchst zweifelhaft, dass die Leberwurst (Bundeskanzler Olaf) Scholz das durchhält», spottete er. Russland werde jedenfalls mit «hämischem Interesse» das Geschehen verfolgen.

Medwedew
Dmitri Medwedew, Ex-Präsident von Russland. - dpa

Klimakleber bei Bauern-Protesten dabei

10.53: In Dresden beteiligen sich auch Aktivisten von «Extinction Rebellion» an den Bauernprotesten. Wie die «Bild» berichtet, blockierte eine Gruppe am Dienstag eine Strasse, jedoch ohne sich festzukleben.

09:01: Eine neue Umfrage in Deutschland zeigt gemäss «Bild»: 69 Prozent der Befragten unterstützt die Proteste der Bauern. Am meisten Zuspruch gibt es von AfD-Wählern – 88 Prozent von ihnen stehen hinter den Blockaden.

Kinder müssen zu Fuss in die Schule laufen

08.00: In Bernsbach (D) haben die Proteste grosse Auswirkungen auf den Morgenverkehr. Schon in den frühen Stunden wurden gemäss «MDR Sachsen» Busse und die Müllabfuhr an der freien Fahrt gehindert.

Schulkinder mussten bei minus 13 Grad aus dem Schulbus aussteigen und zu Fuss an den Blockaden vorbei in die Schule laufen.

Proteste auf Autobahnen - Können Sie die Wut der deutschen Bauern nachvollziehen?

07.00: Deutsche Bauern und Behörden haben nach dem ersten Tag der vom Bauernverband ausgerufenen Protestwoche eine überwiegend positive Bilanz gezogen. Bauernpräsident Joachim Rukwied sprach am Montagabend von einem «erfolgreichen Start in die Aktionswoche». Örtliche Sicherheitsbehörden berichteten von teils weitreichenden Verkehrsbehinderungen.

In vielen Regionen und Städten waren laut Polizei hunderte oder sogar tausende Traktoren unterwegs. «Landwirtinnen und Landwirte haben heute mit rund 100'000 Traktoren in ganz Deutschland ein deutliches Zeichen in Richtung der deutschen Regierung gesetzt, die Steuererhöhungspläne gänzlich zurückzuziehen», erklärte Rukwied. Er sehe auch Rückhalt in weiten Teilen der Bevölkerung für die Anliegen der Landwirte.

Bauernproteste Protest Blockade Landwirte
Traktoren und Lastkraftwagen hindern Wirtschaftsminister Robert Habeck am 4. Januar am Verlassen einer Fähre. (Archivbild)
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Um Milliardenlöcher im Haushalt der Ampel-Regierung zu stopfen, sollen ausgerechnet zwei für die Landwirtschaft wichtige Steuererleichterungen gestrichen werden. (Symbolbild)
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In der aktuellen Wirtschaftslage würde der Wegfall von Subventionen viele Bauern besonders hart treffen. (Symbolbild)
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Auch wenn die Subventionskürzungen finanziell verkraftbar wären, bleibe ein tiefer Ärger: Dabei gehe es auch um Stilfragen und das subjektive Gerechtigkeitsempfinden. (Symbolbild)
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Den Bauern fehle die agrarpolitische Perspektive: Die Bundesregierung habe es versäumt, ihnen eine echte Alternative zum Agrardiesel zu bieten. (Symbolbild)
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Entsprechend hat der Bauernverband zu einer Aktionswoche aufgerufen: Sie soll am 15. Januar in einer Grossdemonstration in der Hauptstadt gipfeln. (Symbolbild)

Zu einem schweren Zwischenfall kam es bei Friesoythe in Niedersachsen: Ein Autofahrer versuchte dort nach Polizeiangaben eine Blockade über einen Geh- und Radweg umfahren und erfasste dabei einen Protestteilnehmer, der schwer verletzt wurde. Der Fahrer flüchtete nach Angaben der Beamten zunächst, wurde später aber gestellt.

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