Wer sich dem NGO-Rettungsschiff «Sea-Watch» nähert, muss künftig mit Konsequenzen rechnen. Dies hat die italienische Küstenwache entschieden.
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Ein Schiff der italienischen Küstenwache nähert sich dem Rettungsschiff «Sea Watch 3». - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Italien verwehrt der «Sea-Watch» Hafteinfahrt. Nun darf man sich auch nicht mehr nähern.
  • Die Massnahme sei ein «Schutz der öffentlichen Ordnung und der öffentlichen Gesundheit».

Die italienische Küstenwache hat verboten, sich dem blockierten Rettungsschiff der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch vor Sizilien zu nähern. Die Hafenbehörde der Stadt Syrakus ordnete an, dass sich kein Schiff ohne Erlaubnis in einem Radius von einer halben Seemeile nähern dürfe. Die Massnahme sei zum «Schutz der öffentlichen Ordnung und der öffentlichen Gesundheit» getroffen worden, heisst es in der heute Montag veröffentlichen Anweisung.

Die «Sea-Watch 3» hatte vor mehr als einer Woche 47 Migranten gerettet und liegt nun vor Syrakus. Die italienische Regierung verwehrt der NGO die Hafeneinfahrt.

Am Wochenende waren italienische oppositionelle Parlamentarier ohne Erlaubnis an Bord gegangen, um mit den Migranten zu sprechen und sich ein Bild von der Lage zu machen. Geflüchtete berichteten unter anderem von Folter in Libyen.

Rotes Kreuz prangert an

Das Rote Kreuz prangert die Blockade an. «Wie ist es möglich, dass 47 Menschen so eine Bedrohung für die gesamte Europäische Union darstellen?», zitierte die Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) ihren Präsidenten Francesco Rocca heute Montag in einer Mitteilung in Genf.

Er rief die Italiener auf, das Schiff in den Hafen zu lassen, und die gesamte EU, eine nachhaltige Lösung für Flüchtlinge und Migranten zu finden. «Leben retten muss die Priorität aller Regierungen sein. (...) Es geht um Menschen, nicht um Zahlen.» 

Appell der Uno

Die Föderation ist das grösste Netzwerk humanitärer Helfer der Welt mit Mitgliedsorganisationen in 190 Ländern. UN-Organisationen haben einen ähnlichen Appell an die europäischen Regierungen gerichtet.

An Bord der «Sea-Watch» sind auch 13 Minderjährige und 22 Crewmitglieder. Italiens Innenminister hatte mit Ermittlungen gegen die gesamte Crew wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung gedroht.

Die EU-Staaten können sich seit Jahren nicht auf eine Verteilung von Bootsflüchtlingen einigen. Seit Italien Rettungsschiffen die Einfahrt verwehrt, wurden mehrere Boote teils wochenlang auf dem Meer blockiert. 

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