SBB und ÖBB erwarten für die Nachtzüge nachhaltiges Wachstum nach einem coronabedingten Einbruch. Besonders Schlafabteile mit Privatsphäre sind aktuell beliebt.
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Ein Nachtzug der ÖBB (Österreichische Bundesbahnen) steht zur Abfahrt nach Wien im Bahnhof Altona bereit. Foto: Bodo Marks/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nachtzüge werden wieder beliebter.
  • Sowohl die SBB wie die ÖBB rechnen längerfristig mit einem Wachstum.
  • Wegen Corona sind die Passagierzahlen jedoch kurzfristig eingebrochen.

Noch vor wenigen Jahren sah es schlecht aus für die Nachtzüge in Europa. Mehr und mehr Linien wurden eingestellt. Der Betrieb der Nachtlinien ist aufwendig und billige Kurzstreckenflüge boten dem Zug harte Konkurrenz.

In der Corona-Pandemie könnten die Nachtzüge jedoch ein Revival erleben. Der «Guardian» schreibt von ersten Anzeichen, dass Reiselustige in Europa wieder vermehrt in den Zug steigen. Zu den Umweltbedenken bei Kurzstreckenflügen komme jetzt der Wunsch, die Abflughallen der Flughäfen und Anstehen bei den Sicherheitskontrollen zu vermeiden.

Diverse europäische Nachtlinien fahren wegen grosser Nachfrage häufiger als ursprünglich geplant, schreibt der Guardian. Zudem wurden gewisse Linien, die nur im Sommer bedient sind, bis in den Herbst verlängert.

Marktführer ÖBB stellt Aufwärtstrend fest

Marktführer im Nachtzug-Angebot sind die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Ab dem 26. Juni 2020 haben die ÖBB Nightjets nach coronabedingter Pause wieder den Betrieb aufgenommen. Bis auf eine Linie sind alle wieder unterwegs, die letzte folgt diesen Sonntag.

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Blick in Nachtzug der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) auf der Fahrt von Zürich nach Hamburg. - dpa-infocom GmbH

Die ÖBB bestätigen, dass das Interesse an Nachtzügen zunimmt. «Die Entwicklungen in ersten Monaten 2020 waren noch sehr positiv. Der Aufwärtstrend hielt weiter an», schreibt Rieder.

Insgesamt rechnen die ÖBB für 2020 jedoch mit «deutlich weniger Reisenden». Wegen Corona fuhren die Züge im April und Mai nicht. Aktuell seien die Buchungszahlen bereits wieder gut. Die Verbindungen von Wien nach Zürich und Hamburg, aber auch von München nach Rom seien sehr stark nachgefragt.

Doch das Coronavirus und die entsprechenden Verhaltensregeln wirken sich auch auf die Nachtzüge aus. ÖBB-Sprecher Rieder schreibt: «Der Wunsch nach Privatsphäre ist deutlich gestiegen. So sind auch die Schlafwagen und Privatabteile sehr stark nachgefragt.»

SBB erwarten «längerfristig nachhaltiges Wachstum»

Die SBB haben bereits 2019 ein sehr starkes Wachstum der Passagierzahlen in Nachtzügen festgestellt. Im Vergleich zu 2018 reisten über 25 Prozent mehr Passagiere mit dem Nachtzug.

Die Zahl der Reisenden sei im vergangenen Jahr auch bei den internationalen Tagesverbindungen angestiegen. «Gerade jüngere Kundinnen und Kunden haben die Bahn als nachhaltiges Verkehrsmittel für sich entdeckt», schreiben die SBB auf Anfrage.

Nachtzug SBB
Nachtzug nach Berlin. (Symbolbild) - Keystone

Wie sich die Corona-Krise auf die Nachfrage nach Nachtzügen auswirkt, lässt sich für die SBB noch nicht sagen. «Für Prognosen zur weiteren Entwicklung müssen wir die nächsten Monate abwarten, aktuell sind wir aber noch deutlich unter dem Niveau von 2019.»

Das liegt daran, dass die Nachtzüge von Mitte März bis Ende Juni wegen der Corona-Krise gar nicht fuhren. Das führte zu vielen Rückerstattungen, auch für die Reiseperiode über den Sommer hinaus, wie die SBB schreiben. «Trotzdem gehen wir längerfristig von einem nachhaltigen Wachstum im Nachtverkehr aus.»

Die beliebtesten Destinationen der Nachtzug-Passagiere aus der Schweiz sind nach Angaben der SBB Berlin, Hamburg, Wien und Budapest.

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